Zwei Handys sind auf einem Tisch aufgestellt, im Hintergrund ist der Schriftzug "5G" zu sehen.
FAQ

Neuer Mobilfunkstandard Das ist wichtig rund um 5G

Stand: 19.03.2019 10:40 Uhr

Die Auktion von Frequenzen des neuen ultraschnellen Mobilfunkstandards 5G hat in Mainz begonnen. Warum ist die Versteigerung so umstritten, wie läuft sie ab und was kann die Technik? Ein Überblick.

Was ist 5G?

5G bezeichnet die fünfte Mobilfunkgeneration. Sie ermöglicht Datenübertragung quasi in Echtzeit. Das macht zum Beispiel Telemedizin-Anwendungen wie Operationen aus der Ferne möglich. Die Geschwindigkeit soll mindestens 100 Mal schneller sein als beim aktuellen 4G-Standard. Zudem können in einer 5G-Funkzelle viel mehr Geräte bedient werden als bei den älteren Standards. Es müssen auch keine Unterbrechungen während der Übertragung befürchtet werden. Das sind Bedingungen, wie sie für künftige Schlüsseltechnologien nötig sind - etwa das autonome Fahren, virtuelle Realität und die vernetzte Produktion.

Was hat der private Nutzer davon?

Vorteile dürfte 5G privaten Nutzern überall dort bringen, wo viele Menschen zusammenkommen und gleichzeitig online sein wollen - zum Beispiel auf einem Open-Air-Konzert oder bei einem Fußballspiel im Stadion. Aber auch wer unterwegs Streaming-Dienste oder Virtual-Reality-Anwendungen nutzt, wird von 5G profitieren, da diese Angebote enorme Datenmengen benötigen.

Werden damit die 4G-Netze abgelöst?

Nein, 4G (auch LTE genannt) ist eine wesentliche Grundlage von 5G. Die Mobilfunkbetreiber bauen die 4G-Netze auch weiterhin aus. Für viele Anforderungen dürfte LTE völlig ausreichen. Allerdings sind viele LTE-Netze derzeit nicht in der Lage, die theoretisch möglichen Höchstgeschwindigkeiten auch in der Praxis zu liefern. Bei 5G soll die bei den Nutzern tatsächlich ankommende durchschnittliche Datenübertragungsrate im Vergleich zu LTE viel höher sein.

Was wird versteigert?

In der Auktion geht es um 41 Frequenzblöcke, die in vergleichsweise hohen Bereichen liegen (2 sowie 3,4 bis 3,7 Gigahertz). Diese bieten zwar eine hohe Kapazität, haben aber keine großen Reichweiten. Sie eignen sich deshalb weniger, um etwa ländliche Gebiete mit Mobilfunk großflächig abzudecken. Der Funkstandard 5G lässt sich aber auch auf anderen Frequenzen nutzen, die größere Entfernungen überwinden können. Dazu gehört das Frequenzspektrum im 700-MHz-Bereich, der bereits 2015 versteigert wurde.

Wer bietet?

Neben den drei großen Mobilfunknetzbetreibern - Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica Deutschland (O2) - ist auch die Tochter von United Internet (1&1), Drillisch, zugelassen.

Wie läuft die Auktion ab?

Die Auktion erfolgt in mehreren Runden. Die Unternehmensvertreter sitzen in voneinander getrennten Räume im Mainzer Dienstgebäude der Bundesnetzagentur. Sie geben ihre Gebote in ein internes Netzwerk - ohne Verbindung zum Internet - ab und dürfen sich nur über gesicherte Leitungen mit ihren Konzernzentralen absprechen.

Das Mindestgebot liegt je nach Frequenz und Verfügbarkeit zwischen 1,7 und fünf Millionen Euro. Spätestens nach einer Stunde endet die Auktionsrunde. Dann gibt der Auktionator die aktuellen Höchstgebote bekannt. Das Prozedere wiederholt sich so lange, bis für keinen Block mehr neue Gebote eingehen.

Wie lange wird die Auktion dauern?

Das Ganze kann sich über Wochen ziehen. Die Versteigerung der Funkfrequenzen für mobiles Breitband im Jahr 2015 etwa dauerte drei Wochen beziehungsweise 181 Bieterrunden. 2010 dauerte es sogar sechs Wochen und 224 Runden.

Mit welchen Einnahmen wird gerechnet?

Der Erlös wird auf drei bis fünf Milliarden Euro geschätzt. Das Geld geht an den Bund, der es wiederum für den Digitalausbau nutzen will. Unvergessen bleibt die erste große Mobilfunkauktion im Jahr 2000, als die UMTS (3G)-Frequenzen für umgerechnet rund 50 Milliarden Euro über den Tisch gingen. Im Rückblick war das zu viel. Letztlich fehlte deshalb Geld für den Ausbau und nötige Investitionen der Firmen.

Warum ist die Auktion so umstritten?

Im Vorfeld der Versteigerung gab es einen erbitterten Streit um die Regeln, die die Bundesnetzagentur festgelegt hatte. Die drei Netzbetreiber Telekom, Vodafone und Telefónica hatten mit einem Eilantrag vor Gericht erzwingen wollen, dass diese geändert werden.

Sie hatten vor allem die Versorgungsauflagen angeprangert, die an die Auktion geknüpft sind: Bis Ende 2022 sollen mindestens 98 Prozent der Haushalte in jedem Bundesland mit schnellem Internet versorgt werden - zudem alle Autobahnen, die wichtigsten Bundesstraßen und Zugstrecken.

Die Kläger scheiterten aber - das Gericht verwarf ihre Bedenken und lehnte die Anträge ab. Die Hauptsacheverfahren der Provider und anderer Kläger sind aber weiter anhängig - nach dem Fingerzeig des Gerichts zu den Eilanträgen aber wohl chancenlos.

Warum ist der 5G-Ausbau so teuer?

Zum einen müssen die meisten Mobilfunk-Basisstationen über Glasfaserleitungen angebunden sein. Das ist aufwändig. Erschwerend kommt hinzu, dass für die 5G-Versorgung wegen der ungünstigen Ausbreitungsbedingungen viele Funkmasten errichtet werden müssen. Der Branchenverband Bitkom schätzt, dass anstelle der existierenden 60.000 bis 70.000 Funkmasten rund 800.000 Masten benötigt werden, um 98 Prozent der Haushalte mit 5G zu versorgen.

Wann ist mit 5G zu rechnen?

Das wird sich in Deutschland über Jahre hinziehen. Zunächst gelten die Nutzungsrechte für die zu versteigernden Frequenzen in den meisten Fällen erst ab 2021. Zudem gibt es bisher kaum Endgeräte. Allerdings wollen Smartphone-Hersteller in diesem Jahr erste 5G-Handys auf den Markt bringen.

Wie steht Deutschland im internationalen Vergleich da?

Andere Industriestaaten sind deutlich weiter. Südkorea hatte 5G-Netze schon bei den Olympischen Winterspielen 2018 genutzt, um autonom fahrende Busse einzusetzen und Videoübertragungen zu gewährleisten. In den USA wurden die ersten 5G-Frequenzen im Herbst 2018 versteigert. Zu dem Zeitpunkt hatte Italien bei seiner Auktion bereits 6,6 Milliarden Euro eingenommen, Österreich erzielte kürzlich Einnahmen in Höhe von 188 Millionen Euro.

Wie gefährlich ist die Strahlung bei 5G?

Bei der Mobilfunkstrahlung handelt es sich um elektromagnetische Strahlung. Zahlreiche Studien haben sich bereits mit den Auswirkungen beschäftigt. "Eindeutig nachgewiesen ist bislang lediglich, dass die hochfrequenten Felder eine thermische, also wärmende Wirkung haben. Das kennt man ja auch aus der Mikrowelle", erklärt Sarah Drießen von der RWTH Aachen.

Um eine schädliche Wirkung auszuschließen, gibt es Grenzwerte, wie den sogenannten SAR-Wert, dessen empfohlener Höchstwert von zwei Watt pro Kilogramm am Kopf/Ohr nicht überschritten werden sollte. Bei einem Wert von unter 0,6 sprechen die Experten von einem strahlungsarmen Gerät. Geht es nach den Herstellerangaben, unterschreiten alle aktuell im Handel erhältlichen Handys und Smartphones die Obergrenze.

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hält weitere Forschungen über die gesundheitlichen Folgen elektromagnetischer Strahlung für nötig. Der neue 5G-Standard nutze mittelfristig auch "höhere Frequenzen", erklärt BfS-Präsidentin Inge Paulini. "Hier haben wir noch wenige Erkenntnisse und werden mittelfristig weitere Forschung betreiben", kündigt die Wissenschaftlerin an. 

Der Bund für Umwelt und Naturschutz BUND warnt, dass der 5G-Ausbau zu einer massiven Zunahme von Funkstrahlung führt. So wolle allein die Telekom die Zahl ihrer Mobilfunkstandorte verdoppeln. Die neu zu installierenden Sender haben zwar eine geringere Sendeleistung als die bisherigen, werden aber näher an Orten betrieben, an denen sich tatsächlich Menschen aufhalten. Wie sich das dann auswirkt, ist im Moment schwer abzusehen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 19. März 2019 um 04:41 Uhr.