
Olympia-Verschiebung "Sicher die beste Entscheidung"
Stand: 25.03.2020 08:55 Uhr
Die meisten Japaner finden es richtig, die Olympischen Spiele zu verschieben. Allerdings machen sich viele auch Sorgen: Wie viel wird die Entscheidung am Ende kosten? Und ist Corona 2021 wirklich besiegt?
Von Udo Schmidt, ARD-Studio Tokio
Am Tag nach der überraschend schnellen Bekanntgabe, dass die Olympischen Sommerspiele in Tokio auf den Sommer 2021 verschoben werden sollen, gibt es in Japan viel Zustimmung und wenig Kritik. Allerdings machen sich viele auch eine Menge Sorgen, was diese Entscheidung Japan am Ende kosten wird. So wie die Studentin Aina Utagawa: "Es ist traurig, dass die Spiele nun verschoben sind. Aber es ist sicher die beste Entscheidung, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern."
Und ihre Kommilitonin Ayaka Kawamoto ergänzt: "Ich war überrascht. Ich hatte erwartet, dass die Spiele ganz abgesagt werden, das wäre der schlimmste Fall gewesen. Die Spiele im nächsten Jahr stattfinden zu lassen, ist eine akzeptable Entscheidung."
Ist Corona 2021 besiegt?
Die Frage, die sich heute in Tokio vielen stellt, lautet: Wie geht Japan jetzt mit der Bedrohung durch Corona um? Bisher sind die Vorsichtsmaßnahmen der Regierung eher zurückhaltend. Deshalb fragen sich viele, wie es im kommenden Jahr aussieht. Der Rentner Toshitake Suzuki ist da skeptisch: "Ich denke, die Argumente werden 2021 ähnlich sein, weil Corona dann noch nicht verschwunden ist. Daher hätte man die Spiele auch jetzt schon ganz absagen können."
Geschätzte fünf Milliarden Euro umgerechnet wird die Verlegung der Olympischen und der Paralympischen Spiele kosten. Verträge für die Sportstätten müssen neu ausgehandelt werden - vor allem aber braucht Tokio ein neues Olympisches Dorf. Das jetzige wird im kommenden Jahr vermietet oder verkauft sein.
Keiichi Aoki, Büroangestellter, spricht aus, was wohl viele in Tokio denken: "Die Verschiebung wird Japan eine Menge Geld kosten. Das wird eine große Last. Vielleicht hätte man die Spiele dann doch gleich ganz absagen sollen."
Olympische Spiele verschoben: Reaktion deutscher Athleten
tagesschau24 15:00 Uhr, 25.03.2020, Jan Neumann, NDR
Absage wäre noch teurer geworden
Das allerdings wäre noch teurer geworden. Von rund 40 Milliarden Euro ist die Rede. Tokios Gouverneurin Yuriko Koike, selber gestern an der Telefonkonferenz beteiligt, freut sich über die nun doch schnelle Entscheidung: "Wir haben jetzt ein konkretes Ziel. Wir haben einen Zeitrahmen, der vor allem auch den Sportlern hilft." Ein genaues Datum, wann die Sportlerinnen und Sportler 2021 antreten sollen, gibt es allerdings noch nicht.
Es ist jetzt die Zeit für Symbole. Der Slogan "Tokyo 2020" soll bleiben, auch wenn die Jahreszahl nicht mehr stimmt. Ob es hilft? Und die Olympische Flamme wird in Japan bleiben, sagt Yoshiro Mori, Vorsitzender des Tokioter Organisationskomitees: "Die Flamme bleibt hier, als ein Leuchtturm der Hoffnung für die Welt in diesen schwierigen Zeiten."
Reaktionen auf Verlegung der Spiele
Udo Schmidt, ARD Tokio
25.03.2020 08:08 Uhr
Audio
Weitere Meldungen aus dem Archiv vom 25.03.2020
- Alle Meldungen vom 25.03.2020 zeigen