
Nordrhein-Westfalen Närrischer Protest gegen Krankenhausschließungen in Essen
Stand: 13.02.2021 15:24 Uhr
Die Bürger im Essener Norden haben mit einem Karnevalsumzug gegen die Schließung von zwei Krankenhäusern protestiert. Sie befürchten eine schlechtere Notfallversorgung.
Von Dirk Groß-Langenhoff
Organisator Hans Peter Leymann-Kurtz reibt sich die kalten Hände. Um 11:11 Uhr zeigt das Thermometer minus fünf Grad an - passend zur frostigen Stimmung im Essener Norden. Direkt neben dem ehemaligen St. Vincenz Krankenhaus hat sich ein langer Autokorso gebildet. Die Polizei schließt den Korso nach 30 Autos, um ein Verkehrschaos zu verhindern.

Transparent auf einem LKW: "Krankenhäuser Retten! Bürgerbegehren jetzt!"
Mitmachen wollten eigentlich deutlich mehr als 30 Autofahrer. Die Wut im Essener Norden über die Schließung des Marienhospitals und des St. Vincenz Krankenhauses ist groß. Beide Krankenhäuser wurden im vergangenen Jahr von der katholischen Contilia-Gruppe geschlossen - zu unrentabel seien sie gewesen.
Zehn Kliniken in Essen, aber nur eine nördlich der A40
Nach Angaben der Stadtverwaltung gibt es in Essen insgesamt zehn Kliniken für die Grundversorgung. Doch neun davon stehen im wohlhabenden Süden, nur noch ein Krankenhaus befindet sich nördlich der A40. Wieder einmal fühlt sich der ohnehin schon strukturschwache Norden benachteiligt.

Motivwagen: Dreigestirn aus Bischoff Overbeck, Oberbürgermeister Kufen und Brauereibesitzer Stauder
Auf den Motivwagen sieht man ganz deutlich, wen die Essener Bürger im Norden der Stadt für die Schließung verantwortlich machen: ein Dreigestirn aus Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck, Brauereibesitzer Thomas Stauder und Oberbürgermeister Thomas Kufen.

Ein Protestteilnehmer hat sich als Brauerreibesitzer Thomas Stauder verkleidet
Der Bischof steht stellvertretend für die katholische Contilia-Gruppe, die die Krankenhäuser geschlossen hat. Thomas Stauder, der die gleichnamige Privatbrauerei im Essener Norden betreibt und im Aufsichtsrat der Contilia-Gruppe sitzt, soll zweimal für die Schließungen gestimmt haben. Das nehmen ihm die Bürger im Norden übel.

Organisator Hans Peter Leymann-Kurtz
Gegen den Essener Oberbürgermeister richtet sich die Wut, weil dieser angeblich ein geplantes Bürgerbegehren für eine öffentliche Klinik im Norden der Stadt seit Monaten blockiere. "Wir werden dagegen jetzt vor Gericht ziehen", sagt Organisator Hans Peter Leymann-Kurtz. Die Stadt müsse endlich eine Kostenschätzung vorlegen, damit das Bürgerbegehren starten könne.
Quelle: wdr.de