Bunker der Ukraine
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Krieg gegen die Ukraine + Zahlreiche ukrainische Bunker nicht nutzbar +

Stand: 03.06.2023 23:35 Uhr

Laut dem ukrainischen Innenministerium ist fast ein Viertel der Luftschutzbunker im Land verschlossen oder nicht nutzbar. Der ukrainische Präsident Selenskyj sieht sein Land bereit für die Gegenoffensive. Der Liveblog vom Samstag zum Nachlesen.

03.06.2023 • 23:35 Uhr

Ende des Liveblogs

Für heute beenden wir unseren Liveblog zum Krieg gegen die Ukraine. Wir danken herzlich für Ihr Interesse.

Nach Kritik des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Zustand der Schutzbunker in Kiew hat das Innenministerium weitere Mängel offengelegt. Mehr als 4800 Bunker im Land seien untersucht worden und von diesen seien 252 verschlossen und 893 nicht nutzbar gewesen, hieß es in einer Mitteilung von heute. Das würde bedeuten, dass fast ein Viertel der Luftschutzbunker im Land bei russischen Angriffen wie in der vergangenen Woche keine Zufluchtsmöglichkeit darstellen würden.

Kritik am Zustand der Bunker war aufgekommen, nachdem eine 33-jährige Frau am Donnerstag während eines russischen Angriffs vor einem verschlossenen Bunker ums Leben kam, weil sie und andere offenbar nicht hineingelangen konnten. Der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko teilte heute bei Telegram mit, die Stadtbehörden hätten mehr als eintausend Beschwerden über verschlossene, baufällige oder mangelhafte Bunker erhalten. Und das innerhalb nur eines Tages nach Start einer Online-Umfrage. In fast der Hälfte der Beschwerden sei es um verschlossene Bunker gegangen, schrieb Klitschko.

Bei erneuten Luftangriffen in der an der Grenze zur Ukraine gelegenen russischen Region Belgorod sind nach Angaben der dortigen Behörden mindestens zwei Menschen getötet worden. Der Bezirk Schebekino habe seit dem Morgen wieder unter ukrainischem Beschuss gelegen, teilte der Gouverneur von Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, im Onlinedienst Telegram mit.

Im Dorf Nowaja Tawolschanka sei dadurch eine "ältere Frau" gestorben, im Dorf Besliudowka sei eine andere Frau ihren zahlreichen Verletzungen durch Granatsplitter erlegen. Mindestens zwei weitere Menschen wurden nach Angaben des Gouverneurs verletzt. Überprüfen lassen sich diese Angaben nicht. Die im gleichnamigen Bezirk gelegene Stadt Schebekino war den russischen Angaben zufolge in den vergangenen Tagen heftig beschossen worden, Hunderte Einwohner ergriffen daraufhin die Flucht.

Der EU-Spitzendiplomat Josep Borrell hat sich nach einem Gespräch mit dem Verteidigungsminister Südkoreas positiv im Hinblick auf eine mögliche Unterstützung der Ukraine geäußert. "Gutes Treffen mit dem koreanischen Verteidigungsminister Lee Jong-sup beim #SLD23. Wir (...) sprachen über den Bedarf der Ukraine an Munition", twittert Borrell nach der Zusammenkunft am Rande des "Shangri-La-Dialogs", dem wichtigsten Sicherheitsforum Asiens. Die USA und die Länder der NATO drängen Südkorea seit Längeren, Waffen und Munition für die Ukraine zu liefern. Südkorea hat das bislang abgelehnt. Einem Medienbericht zufolge ist inzwischen allerdings südkoreanische Munition auf dem Weg über die USA in die Ukraine.

Der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat erneut das russische Verteidigungsministerium attackiert. Das Ministerium in Moskau versage angesichts des Beschusses der Grenzregion Belgorod, sagte Prigoschin im Nachrichtendienst Telegram. Laut russischen Behörden kommt der Beschuss von ukrainischer Seite. "Das Ministerium ist nicht in der Lage, etwas zu tun. In dem Ministerium herrscht Chaos", so Prigoschin. Der 62-Jährige kündigte an, selbst mit seinen Wagner-Truppen in der seit Tagen beschossenen Region einzumarschieren, wenn das russische Militär dort nicht "schnellstens" Ordnung schaffe. Die Bevölkerung dort brauche Schutz. Allerdings müsse das russische Militär Munition bereitstellen. "Sonst sitzen wir, wie es heißt, mit dem nackten Arsch auf dem Frost."

Russland hat angekündigt, unter bestimmten Bedingungen den "New START"-Atomwaffenvertrag mit den USA wieder einzuhalten. Voraussetzung für die Rückkehr zu einem voll funktionsfähigen Vertrag sei, dass die USA "ihre grundlegend feindliche Haltung gegenüber Russland" aufgeben, zitieren russische Agenturen den stellvertretenden Außenminister Sergej Ryabkow. Russland hatte im Februar das zentrale Atomwaffen-Kontrollprogramm mit den USA ausgesetzt. Der Vertrag begrenzt unter anderem die Zahl der strategischen Atomsprengköpfe, die die USA und Russland stationieren können, sowie die Stationierung von land- und unterseegestützten Raketen und Bombern, um sie zu transportieren. Gestern hatte die US-Regierung Russland und China Gespräche über nukleare Rüstungskontrolle "ohne Vorbedingungen" angeboten.

Die Pläne der Ukraine für eine Gegenoffensive gegen die russische Besatzung bleiben nach Angaben des stellvertretenden Verteidigungsministers Wolodymyr Hawrylow auf Kurs - trotz einer "beispiellosen" Welle von Raketen- und Drohnenangriffen im ganzen Land in den letzten Wochen. Hawrylow sagte im Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters, die russischen Raketenbeschüsse hätten den Zeitpunkt nicht beeinflusst. Dazu beigetragen hätten auch die von den westlichen Partnern gelieferten, modernen Flugabwehrsysteme, die "mehr als 90 Prozent effektiv" gegen die Angriffe gewesen seien.

"Nichts kann unsere Bemühungen, unseren Wunsch und unsere Zuversicht, dass wir diesen Krieg gewinnen werden, aufhalten", sagte Hawrylow. Die Ukraine werde "die Gegenoffensive starten mit dem Ziel, unsere Gebiete noch in diesem Jahr zu befreien", fügte er hinzu.

Die russischen Streitkräfte in der Ukraine haben nach Ansicht britischer Militärexperten durch den Abzug der Söldnertruppe Wagner aus Bachmut an Flexibilität eingebüßt. So seien Einheiten der einst als Elitetruppen bekannten Luftlandetruppen VDV inzwischen an der Front in Bachmut im Einsatz, hieß es im Geheimdienstbericht des britischen Verteidigungsministeriums zum Krieg in der Ukraine. "Die VDV haben seit der Invasion viel von ihrem 'Elite'-Status verloren", so die Briten. Russische Befehlshaber hätten zwar wohl versucht, einen Teil dieser Truppen als Reserve aufzusparen. Durch deren Einsatz an der Front in Bachmut seien aber nun die gesamten russischen Streitkräfte weniger in der Lage, flexibel auf Herausforderungen zu reagieren. Um die ostukrainische Stadt Bachmut war monatelang erbittert und verlustreich gekämpft worden.

Der indonesische Verteidigungsminister Prabowo Subianto hat einen Friedensplan für die Ukraine vorgeschlagen. Subianto forderte Verteidigungs- und Militärbeamte aus aller Welt, die sich beim Verteidigungstreffen des Shangri-La-Dialogs in Singapur versammelt haben, auf, eine Erklärung abzugeben, in der eine Einstellung der Feindseligkeiten gefordert wird.

Er schlug einen Mehrpunktplan vor, der einen Waffenstillstand "an den derzeitigen Positionen beider Konfliktparteien" und die Einrichtung einer entmilitarisierten Zone vorsieht. Die entmilitarisierte Zone sollte von einer von den Vereinten Nationen stationierten Friedenstruppe beobachtet und überwacht werden, sagte Subianto und fügte hinzu, dass ein UN-Referendum abgehalten werden sollte, "um die Wünsche der Mehrheit der Bewohner der verschiedenen umstrittenen Gebiete objektiv zu ermitteln".

Prabowo Subianto beim Sicherheitsforum Shangri-La in Singapur

Verteidigungsminister Subianto beim Sicherheitsforum Shangri-La-Dialog

Beim Sicherheitsforum Shangri-La in Singapur nehmen auch Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius sowie sein US-Amtskollege Lloyd Austin teil.

Die Ukraine ist nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj bereit, ihre lang erwartete Gegenoffensive zur Rückeroberung der von Russland besetzten Gebiete zu starten. In einem Interview mit dem "Wall Street Journal" sagte Selenskyj: "Wir glauben fest daran, dass wir Erfolg haben werden". Er wisse nicht, wie lange die Offensive dauern und wie sie sich entwickeln werde. "Aber wir werden es schaffen, und wir sind bereit." Die Regierung in Kiew hofft, dass eine Gegenoffensive zur Rückeroberung von Territorium die Dynamik des seit 15 Monaten dauernden Krieges verändern wird. Selenskyj hatte letzten Monat gesagt, die Ukraine müsse auf die Ankunft weiterer westlicher Panzerfahrzeuge warten, bevor sie die Gegenoffensive starten könne.

Zugleich forderte Selenskyj erneut deutlich mehr "Patriot"-Flugabwehrsysteme. In dem Interview nannte er die Zahl 50. Er hatte sich in dieser Woche auch bei zahlreichen Treffen mit westlichen Staats- und Regierungschefs für eine "Patriot"-Koalition zum Schutz des ukrainischen Luftraums ausgesprochen.

In der russischen Grenzregion Belgorod hat es nach Behördenangaben erneut massiven Beschuss von ukrainischer Seite gegeben. Zwei Menschen seien getötet und sechs weitere verletzt worden. Nahe der Grenzstadt Waluiki seien in einem Dorf schwere Geschosse auf einem Privatgrundstück eingeschlagen, teilte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow am Freitagabend mit. Unter den Verletzten seien zwei Kinder. Er veröffentlichte zudem ein Foto von einem brennenden Grundstück. Gladkow sprach von einer unsicheren Lage in der Region durch den seit Tagen andauernden Beschuss.

Besonders betroffen von dem Artilleriefeuer war den russischen Angaben zufolge die Grenzstadt Schebekino, aus der viele Menschen geflohen seien. Es sei weiter nicht sicher, dorthin zurückzukehren, sagte Gladkow. Das russische Verteidigungsministerium hatte mitgeteilt, in der Region seien bereits mehr als 120 ukrainische "Terroristen" und "Saboteure" getötet worden. Die Ukraine weist eine direkte Verantwortung für die Angriffe zurück. Russland greift das Nachbarland auch von Belgorod aus seit mehr als 15 Monaten an.

Karte Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich bei einem Europafest der SPD lautstark gegen Störer gewehrt und die Hilfe für die Ukraine verteidigt. Eine Gruppe schrie unter anderem "Kriegstreiber", "Frieden schaffen ohne Waffen", "Hau ab!". "Liebe Schreihälse", rief Scholz vor der Stadthalle in Falkensee bei Berlin. Putin sei "der Kriegstreiber", "der hier von euch ausgeschrien wird, wenn ihr irgendeinen Verstand in euren Hirnen hättet". Der Kanzler machte deutlich, dass er keine Alternative zur Unterstützung für die Ukraine auch mit Waffen sieht.

Die Ratingagentur Moody's drückt ihre Bewertung für die Kreditwürdigkeit von Belarus noch tiefer in den Ramsch-Bereich. Die Bonitätsnote werde auf "C" von zuvor "CA" zurückgenommen, teilte Moody's mit. Der Ausblick sei "stabil" nach zuvor "negativ". Grund seien die Sanktionen des Westens gegen das Land im Zusammenhang mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine. Die Strafmaßnahmen dürften dem Wachstumspotenzial des Staats langfristig schaden.

03.06.2023 • 09:14 Uhr

Liveblog vom Freitag zum Nachlesen

Die Bundesregierung will die Ukraine mit 66 Truppentransportern unterstützen. Bei russischem Beschuss eines Dorfes in der Region Saporischschja sind Behördenangaben zufolge zwei Menschen getötet und weitere verletzt worden. Der Liveblog vom Freitag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 03. Juni 2023 um 04:00 Uhr in den Nachrichten.