Andrzej Duda, Klaus Iohannis und Ruman Radev sitzen bei der Eröffnungsveranstaltung des "Bukarest 9"-Treffens.
Liveblog

Krieg gegen die Ukraine ++ Ostländer für NATO-Beschluss zu Russland ++

Stand: 11.06.2022 00:03 Uhr

Die neun östlichen NATO-Mitglieder wollen, dass das Militärbündnis Russland künftig offiziell als Bedrohung benennt. In der Slowakei wird künftig ukrainische Militärtechnik repariert und modernisiert. Die Entwicklungen von Freitag zum Nachlesen.

10.06.2022 • 23:55 Uhr

Ende des Liveblogs

Für heute schließen wir den Liveblog. Vielen Dank für Ihr Interesse.

Russland setzt seine Versuche fort, besetzte ukrainische Gebiete enger an sich zu binden. In den von russischen Truppen kontrollierten Teilen der Region Saporischschja sollen von Samstag an russische Pässe ausgehändigt werden. Die Empfänger würden danach als vollwertige Bürger Russlands betrachtet, sagte ein Mitglied der Besatzungsbehörden, Wladimir Rogow, dem Fernsehsender Rossija-24. Rogow zufolge haben in dem Gebiet mehr als 70.000 Menschen Anträge gestellt.

Präsident Wladimir Putin hatte im Mai das Verfahren für den Erhalt russischer Pässe vereinfacht. Russland verteilt sie auch in anderen besetzen Gebieten und führt dort auch den Rubel als Zahlungsmittel ein. Ukrainische Behörden werfen den Besatzern vor, Menschen in die russische Staatsbürgerschaft zu drängen und befürchten eine Annexion der besetzten Gebiete.

Russland hat sich aus der Welttourismusorganisation (UNWTO) verabschiedet. Eine entsprechende Anordnung veröffentlichte die Regierung in Moskau. Russlands Mitgliedschaft in der Sonderorganisation der Vereinten Nationen war bereits Ende April wegen des Angriffs auf die Ukraine von der UN-Generalversammlung suspendiert worden. Kurz zuvor hatte Moskau schon den Rückzug aus der UNWTO angekündigt. Begründet wurde dies mit einer "Politisierung" der Organisation.

Der UNWTO mit Sitz in Madrid gehören mehr als 150 Staaten an. Erklärtes Ziel ist die Entwicklung eines verantwortlichen, nachhaltigen und allgemein zugänglichen Tourismus

Estland hat aus Protest gegen Äußerungen von Kremlchef Wladimir Putin zur Geschichte des baltischen Landes den russischen Botschafter einbestellt. Der russische Präsident hatte in einer Rede eine Anspielung auf die Eroberung der Stadt Narva im 18. Jahrhundert gemacht, die heute in Estland liegt.

Putin hatte am Donnerstag den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine mit dem Großen Nordischen Krieg unter Zar Peter I. verglichen und von einer Rückholaktion russischer Erde gesprochen. Peter I. habe das Gebiet um die heutige Millionenstadt St. Petersburg nicht von den Schweden erobert, sondern zurückgewonnen. Gleiches gelte in ähnlicher Weise auch für Narva, das direkt an der Grenze zur Russland liegt.

Das estnische Außenministerium in Tallinn sprach von "völlig inakzeptablen" Äußerungen. Mit knapp 60.000 Einwohnern ist Narva drittgrößte Stadt des EU- und NATO-Mitglieds Estland. Viele Einwohner haben russische Wurzeln.

Bereits zum elften Mal haben die Ukraine und Russland sich gegenseitig Gefangene übergeben. Das berichtet ein ukrainischer Gouverneur auf Telegram. Vier Russen und fünf Ukrainer seien gegeneinander ausgetauscht worden. Bei einem der Freigelassenen handele es sich um einen ukrainischen Bürgermeister, der am 10. März von den russischen Truppen entführt worden sei.

Der frühere US-Präsident Barack Obama hat zu einer langanhaltenden Unterstützung für die Ukraine aufgerufen. Man erlebe einen Krieg, der an die dunkelste Geschichte Europas erinnere, aber auch einen heldenhaften Widerstand des ukrainischen Volkes gegen die russische Aggression, sagte er auf dem Kopenhagener Demokratie-Gipfel der von Ex-NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen gegründeten Stiftung Alliance of Democracies.

"Unsere Unterstützung für die Ukraine muss stark, standhaft und nachhaltig bleiben, bis dieser Konflikt gelöst ist," erklärte Obama.

Serbien hat sein Vorgehen verteidigt, sich trotz seiner Bewerbung um einen EU-Beitritt nicht den europäischen Sanktionen gegen Russland wegen des Ukraine-Krieges anzuschließen. "Da haben wir eine andere Position aus ganz vielen Gründen“, sagte der serbische Präsident Aleksandar Vucic nach einem Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Belgrad. Er verwies dabei darauf, dass die Serben "andere Beziehungen mit der russischen Seite seit Jahrhunderten pflegen".

Die Bundesregierung will nach einem "Spiegel"-Bericht beim Export von Rüstungsgütern einen Richtungswechsel vollziehen. Nach Eckpunkten aus dem Wirtschaftsministerium für das geplante Rüstungsexportkontrollgesetz sollen Empfängerland und sein innen- und außenpolitisches Handeln als Kriterien für Ausfuhren militärischer Güter gewichtet werden, berichtete das Magazin am Freitag vorab. Bisher war wichtig, kein Kriegsgerät zu exportieren, das zur Verletzung von Menschenrechten missbraucht werden kann. Dadurch war die Ausfuhr etwa von Kriegsschiffen an autokratische Staaten möglich.

Die Vize-Fraktionschefin der Grünen, Agnieszka Brugger, forderte gegenüber dem "Spiegel", dass ein neues Gesetz mehr Klarheit und Konsequenz bringen müsse. Demnach müssten Staaten wie die Ukraine, die friedlich seien und westliche Werte vertreten würden, bei Exporten weniger restriktiv behandelt werden. Zugleich müsse die Bundesregierung "die sicherheitspolitische Dummheit beenden, aggressive Autokraten und Menschenrechtsverletzer mit deutschen Waffen zu belohnen".

Bundeskanzler Olaf Scholz hat den EU-Beitrittskandidaten Serbien dazu aufgefordert, sich den Sanktionen der Europäischen Union gegen Russland anzuschließen. "Unsere Erwartung ist es, dass die Sanktionen auch von jenen Ländern, die sich im EU-Beitrittsprozess bewegen, umgesetzt werden", sagte er in Belgrad nach einem Gespräch mit dem serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic. Dieser verwies auf die "sehr komplizierte" Lage seines Landes in der Energieversorgung, das fast sein gesamtes Gas aus Russland bezieht.

Olaf Scholz und Aleksandar Vucic bei einer Pressekonferenz in Belgrad.

Olaf Scholz drängt Serbien, sich den Sanktionen gegen Russland anzuschließen.

Die ukrainische Armee kann beschädigte Militärtechnik künftig in einer grenznahen Rüstungsfirma in der Ostslowakei reparieren lassen. Wie der slowakische Verteidigungsminister Jaroslav Nad bei einem Betriebsbesuch der Nachrichtenagentur TASR sagte, werden die Rüstungsgüter in der Staatsfirma in Moldava nad Bodvou nicht nur repariert, sondern auch modernisiert. Dafür hätten beide Länder einen Vertrag geschlossen, erklärte Nad. Er machte keine weiteren Angaben, für welche Art von Militärtechnik die Vereinbarung gilt.

Bekannt ist die Staatsfirma Konstrukta-Defence vor allem für die von ihr produzierte Panzerhaubitze Zuzana 2, die demnächst auch an die Ukraine geliefert werden soll. Die Reparatur-Abteilung sei vor allem auf Artillerie- und Raketentechnik spezialisiert, hieß es.

Die osteuropäischen NATO-Staaten haben sich dafür ausgesprochen, dass das Militärbündnis in seinem neuen strategischen Konzept Russland klar als Bedrohung benennt. Man wünsche sich einen entsprechenden Beschluss beim nächsten NATO-Gipfeltreffen in Madrid Ende Juni, sagte Rumäniens Staatspräsident Klaus Iohannis bei einem Treffen der neun östlichen NATO-Mitglieder. Man wünsche sich zudem, dass die NATO ihre Kampfgruppen an der Ostflanke weiter verstärke.

Die osteuropäischen NATO-Länder haben sich zum Format "Bukarest 9" zusammengeschlossen, um gegenüber den größeren westlichen NATO-Staaten mit einer Stimme zu sprechen. Zu den "B9"-Ländern gehören Polen, Rumänien, Bulgarien, Ungarn, Tschechien, die Slowakei und die drei baltischen Republiken.

Frankreich wäre bereit, sich an einem möglichen Einsatz im Schwarzen Meer zu beteiligen, um ukrainische Getreideexporte abzusichern und die Blockade des Hafens von Odessa zu beenden. Ziel wäre es, Schiffen die Durchfahrt zu ermöglichen, um das in der Ukraine gelagerte Getreide zu exportieren, teilte der Elysée-Palast mit.

Zuvor hatte Präsident Emmanuel Macron angekündigt, in der nächsten Woche die Nachbarstaaten der Ukraine, Rumänien und Moldau, zu besuchen. Einen Termin für einen Besuch in Kiew gebe es aber bislang nicht.

Polen will die Möglichkeiten zum Transport von Getreide aus der Ukraine ausweiten. "Wenn wir sehr intensiv daran arbeiten, können wir in nächster Zeit auf 1,5 Millionen Tonnen pro Monat kommen", sagte Landwirtschaftsminister Henryk Kowalczyk nach einem Treffen mit EU-Landwirtschaftskommissar Janusz Wojciechowski. Gegenwärtig sei man dabei, die Abfertigungskapazitäten an den polnisch-ukrainischen Grenzübergängen zu erhöhen.

Die Ukraine habe die Erwartung geäußert, auf dem Landweg über Polen bis zu fünf Millionen Tonnen Getreide ausführen zu können. Dies sei aber nicht zu schaffen, da Polen dafür technisch nicht vorbereitet sei, räumte Kowalczyk ein. Das größte Problem sei die unterschiedliche Spurbreite der Eisenbahnen - in der Ukraine sind Gleise in russischer Breitspur verlegt. Außerdem mangele es an Containern für den Transport, sagte Polens Landwirtschaftsminister weiter.

Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace hat sich in Kiew mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj getroffen. Während eines zweitägigen, unangekündigten Besuchs in dieser Woche habe Wallace Selenskyj die weitere militärische Hilfe seines Landes zugesichert, teilte das Verteidigungsministerium in London mit.

Die Unterstützung Großbritanniens wird weiter die Bedürfnisse der Ukraine erfüllen, nun da der Konflikt in eine neue Phase eintritt.

Der Minister traf neben Selenskyj auch seinen ukrainischen Amtskollegen Olexij Resnikow. Großbritannien ist eines jenes Länder, das der Ukraine mit am meisten Waffen geliefert hat. Zuletzt hatte die Regierung in London ebenso wie jene in Washington auch Mehrfachraketenwerfer zugesagt.

Bei anhaltend schweren Kämpfen im Osten der Ukraine sind die russischen Truppen nach Angaben aus Kiew weiter vorgerückt. Wie der ukrainische Generalstab mitteilte, liegen die neu eingenommenen Ortschaften nur etwa zehn Kilometer südwestlich des Verkehrsknotenpunkts Bachmut. Die Russen könnten nun bald Nachschubwege für das wichtige Verwaltungszentrum Sjewjerodonezk abschneiden.

Der französische Präsident Emmanuel Macron will in der kommenden Woche nach Moldawien und Rumänien reisen, hieß es aus dem Elysee-Palast. Frankreich wolle damit seine Solidarität für die europäischen Verbündeten zeigen, die dem Krieg in der Ukraine am meisten ausgesetzt seien. Macron werde am Dienstag französische Truppen in Rumänien besuchen und seine Reise am Mittwoch in Moldawien fortsetzen.

Die Chemiefabrik Azot in der schwer umkämpften ostukrainischen Stadt Sjewjerodonezk ist Angaben prorussischer Separatisten zufolge vollständig umzingelt. "Eine kleine Gruppe ukrainischer Formationen auf dem Territorium des Azot-Chemiewerks kann die Fabrik nicht mehr verlassen. Alle Fluchtwege sind für sie abgeschnitten", schrieb der Botschafter der selbst ernannten Volksrepublik Luhansk in Moskau, Rodion Miroschnik, im sozialen Netzwerk Telegram.

Miroschnik räumte die Möglichkeit ein, dass sich auf dem belagerten Azot-Gelände weiter auch Zivilisten aufhalten könnten. Die ukrainische Seite hatte zuletzt von mehreren Hundert Menschen gesprochen, die die Fabrikkeller als Luftschutzbunker nutzten und nun festsäßen. Mehr als 90 Prozent des Luhansker Gebiets, in dem Sjewjerodonezk liegt, ist von Russland nach über drei Monaten Krieg bereits besetzt.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Nach einem leichten Rückgang im April hat sich der Anstieg der Verbraucherpreise in den USA wieder beschleunigt und den höchsten Stand seit mehr als vier Jahrzehnten erreicht. Im Mai erreichte die Teuerungsrate 8,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Arbeitsministerium in Washington mitteilte.

Der Wert von 8,6 Prozent markiert den höchsten Stand seit Dezember 1981, als die Teuerungsrate 8,9 Prozent betragen hatte. Die hohe Inflation trifft derzeit viele Länder weltweit. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sind die Preise für Lebensmittel und Energie vielerorts deutlich gestiegen; in Deutschland erreichte die Inflation im Mai voraussichtlich etwa 7,9 Prozent. 

Kulturstaatsministerin Claudia Roth hat sich gegen einen Boykott russischer Künstler vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine gewandt. "Zu sagen, wir machen jetzt einen Kulturboykott gegen alles, was russisch ist, fände ich auf jeden Fall falsch. Denn es sind doch oft die Künstlerinnen und Künstler, die die letzten Freiheitsräume zu erhalten oder auszuweiten versuchen", sagte Roth in einem "Spiegel"-Interview.

"Schwierig" werde es tatsächlich dann, "wenn es um Fälle wie den des Dirigenten Waleri Gergijew geht, der Putins Vorgehen in Georgien, auf der Krim und in Syrien klar unterstützt hat - oder auch Anna Netrebko, die in der Vergangenheit doch sehr viel Nähe zu Putin gezeigt und sich mit den sogenannten Separatisten der Donbass-Region hat ablichten lassen", betonte Roth.

Nach Angaben des ukrainischen Regierungsberaters Mykhailo Podolyak sterben im Krieg in der Ukraine jeden Tag bis zu 200 ukrainische Soldaten. Nur schwere Waffen aus dem Westen könnten an dieser Situation etwas ändern und "Moskau an den Verhandlungstisch zwingen", so Podolyak. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zuletzt von etwa 100 Toten auf der ukrainischen Seite pro Tag gesprochen. Podolyak betonte, die Zahl sei mittlerweile überholt.

Im schwer umkämpften Sjewjerodonezk in Luhansk im Osten der Ukraine halten die ukrainischen Verteidiger nach Angaben von Gouverneur Serhij Hajdaj nach wie vor das Industriegebiet am Rande der Stadt. Auch einige andere Gebiete seien noch unter ukrainischer Kontrolle, sagte Hajdaj der Nachrichtenagentur AP. In der Stadt werde Haus für Haus und Straße für Straße gekämpft. Hajdaj sagte weiter, durch russischen Artilleriebeschuss sei ein Teil der Stadt regelrecht in eine Trümmerlandschaft verwandelt worden. Ein Vorstoß russischer Bodentruppen ins Stadtzentrum sei aber abgewehrt worden. Sjewjerodonezk ist die letzte größere ukrainische Bastion in der Region Luhansk, die Teil des Donbass im Osten der Ukraine ist.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat zum Auftakt seiner Balkan-Reise eine Aussöhnung zwischen dem Kosovo und Serbien angemahnt. Es sei wichtig, dass der EU-geführte Dialog zwischen den beiden Nachbarländern vorankomme, sagte Scholz nach einem Treffen mit dem kosovarischen Regierungschef Albin Kurti in Pristina. Der Kanzler lobte die klare Haltung des Kosovo zum Ukraine-Krieg und richtete mahnende Worte an die serbische Regierung, die an ihren engen Verbindungen zu Russland festhält.

Die Diakonie und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) fordern gleiche Rechte von Geflüchteten mit Behinderungen. Seit dem 1. Juni erhielten geflüchtete Menschen aus der Ukraine zwar in Deutschland Zugang zu Sozialleistungen, notwendige Hilfen wegen ihrer Behinderung würden ihnen aber häufig versagt, kritisierten Diakonie und EKD in einer gemeinsamen Erklärung. Viele Anträge auf die so genannte Eingliederungshilfe würden nach Einschätzung der Diakonie abgelehnt.

Die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus betonte nach einem Besuch in den von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel in Bielefeld, viele Menschen mit Beeinträchtigungen und gesundheitlichen Problemen seien in der Ukraine verblieben und benötigten dort Hilfe. "Das Schicksal dieser in besonderer Weise von dem grausamen Angriffskrieg betroffenen Menschen dürfen wir nicht aus dem Blick verlieren".

Die Blockade der ukrainischen Schwarzmeerhäfen könnte im nächsten Jahr Hungersnot bei Millionen Menschen auslösen. Dies bedeute für elf bis 19 Millionen Menschen Hunger, erklärt ein Direktor der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft. Diese Schätzung stütze sich auf den Rückgang der Nahrungsmittel-Exporte aus der Ukraine und Russland. Auf die beiden Länder entfällt fast ein Drittel der weltweiten Weizenlieferungen. Vor allem ärmere Länder im Norden Afrikas und im Nahen Osten seien betroffen.

Die Bundesregierung hält sich ungeachtet ukrainischer Forderungen nach mehr Klarheit beim Zeitpunkt der Lieferung schwerer Waffensysteme an das von Russland angegriffene Land weiterhin bedeckt. Aus organisatorischen Gründen und wegen Sicherheitsfragen sei es heikel, über Zeitpläne zu sprechen, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit. Die Bundesregierung habe die Lieferung schwerer Waffen zugesagt, betonte er. Hebestreit erinnerte an die geplante Lieferung etwa von Flugabwehrpanzern Gepard, der Panzerhaubitze 2000, des Flugabwehrsystems Iris-T und oder des Mehrfachraketenwerfer Mars. Er verstehe zwar die Ungeduld, aber diese Fragen müssten geklärt und sehr gründlich geprüft werden, "bevor man eine Aussage trifft, die man dann womöglich nicht halten kann".

Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, hatte zuvor im kritisiert, es gebe bisher keinerlei Klarheit, wann die Mehrfachraketenwerfer Mars aus Beständen der Bundeswehr übergeben würden. Zudem reiche eine Einheit des Luftabwehrsystems Iris-T nicht. Die Ukraine brauche mittelfristig mindestens zehn weitere solche Systeme samt Munition, um ihre Verteidigungsfähigkeit zu stärken.

Finnland will vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs die Grenzbarrieren zum Nachbarland Russland verstärken. Das Land müsse sich vor "hybriden Bedrohungen" schützen, sagte Anne Ihanus, die leitende Beraterin im finnischen Innenministerium, der Nachrichtenagentur AFP. Geplant sei ein "robuster Zaun mit echter Barrierewirkung", erläuterte Sanna Palo, Leiterin der Rechtsabteilung des finnischen Grenzschutzes. Dahinter steht die Sorge, Moskau könnte Migrationsbewegungen nutzen, um politischen Druck auszuüben.

Bislang wird die 1300 Kilometer lange Grenze zu Russland in erster Linie durch leichte Holzzäune geschützt. Der Krieg in der Ukraine habe zur "Dringlichkeit" der Angelegenheit beigetragen, sagte Ihanus. Der geplante Grenzzaun werde sich "aller Wahrscheinlichkeit nach" nicht über die gesamte Grenze erstrecken, erläuterte Palo. Falls eine große Wanderungsbewegung, etwa von Asylbewerbern einsetze, könnten an der Grenze spezifische Kontrollposten eingerichtet werden. Die von der Regierung in Helsinki geplanten Maßnahmen an der Grenze zu Russland sollen "so schnell wie möglich" umgesetzt werden.

Die Schweiz übernimmt nach Angaben des Wirtschaftsministeriums auch die neuen Sanktionen der Europäischen Union gegen Russland und Belarus. Dieses sechste Sanktionspaket der EU umfasse unter anderem ein Embargo auf Rohöl und bestimmte Erdölerzeugnisse aus Russland und trete bis Anfang 2023 schrittweise in Kraft. Zudem unterstelle die Schweiz weitere gut 100 Personen und Organisationen Finanz- und Reisesanktionen. Dazu gehörten Oligarchen und deren Familienangehörige. Schließlich habe die Schweiz den Ausschluss von vier Banken, darunter der Sberbank, aus dem Nachrichtensystem Swift genehmigt.

Am Donnerstag war eine Aussage von Bundesfinanzminister Christian Lindner öffentlich geworden, der zufolge in der aktuellen Debatte um mehr Unabhängigkeit bei der Energieversorgung auch über eine Rückkehr zur Kernkraft diskutiert werden müsse. Dem widersprach nun Bundesumweltministerin Steffi Lemke. Im Gespräch mit dem SWR betonte Lemke, dass in Deutschland beschlossen worden sei, "aus der Atomkraft auszusteigen mit guten Gründen in einem parteiübergreifenden Konsens". Auch die Betreiber selbst sagten, dass ein Weiterbetreiben der Kraftwerke nur unter großen technischen und sicherheitspolitischen Risiken möglich wäre, so Lemke.

Zumde verwies Lemke auf den Krieg in der Ukraine, bei dem "auf Atomkraftanlagen geschossen wurde, die in diesen Krieg mit hineingezogen worden sind". Es sei klar, dass Atomkraftwerke niemals für den Zustand eines Krieges, für solche Angriffe ausgelegt seien. Zudem liefen viele Anlagen mit Brennelementen aus Russland.

Das deutsche Außenministerium wertet die Todesurteile in der pro-russischen Separatistenregion Donezk als erschütternd und klare Missachtung des Völkerrechts. Drei ausländische Kämpfer aus den Reihen der ukrainischen Streitkräfte waren diese Woche in der Region zum Tode verurteilt worden, zwei Briten und einen Marokkaner.

Die russische Notenbank hat ihre Geldpolitik trotz der anhaltenden Sanktionen gegen das Land erneut gelockert. Der Leitzins werde um 1,5 Prozentpunkte auf 9,5 Prozent reduziert, teilte die Zentralbank in Moskau mit. Volkswirte hatten im Schnitt mit einer etwas weniger deutlichen Zinssenkung auf 10,0 Prozent gerechnet. Es ist die vierte Zinssenkung in Folge. Die Notenbank stellte weitere Senkungen in diesem Jahr in Aussicht.

Großbritannien sieht es als gerechtfertigt an, dass für die beiden britischen Staatsbürger, die für die ukrainischen Truppen gekämpft hatten und nun in der Separatistenregion Donezk zum Tode verurteilt wurden, der Schutz der Genfer Konventionen gilt. Das betonte ein Sprecher des britischen Premiers Boris Johnson im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters.

Zugleich machte der Sprecher klar, dass Großbritannien vor allem mit der Ukraine über das Schicksal der beiden Männer beraten werde. Außenministerin Liz Truss habe hierzu bereits mit ihrem ukrainischen Amtskollegen telefoniert. "Unsere Priorität ist es, mit der ukrainischen Regierung zusammenzuarbeiten", um "so schnell wie möglich" die Freilassung der beiden Briten sicherzustellen. Auf die Frage, ob dazu auch mit Russland verhandelt werden solle, hieß es vvom Sprecher lediglich, dass die britische Regierung keine "regelmäßige Interaktion" mit Russland betreibe.

Truss bestätigte das Telefonat kurz darauf selbst und prangerte ebenfalls den Bruch der Genfer Konventionen durch die verhängten Todesurteile an.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat die Todesurteile im pro-russischen Separatistengebiet Donezk als Entscheidung eines eigenständigen Staates bezeichnet. Diese Prozesse fänden auf der Grundlage der Gesetzgebung der "Volksrepublik Donezk" statt. Die Separatistenregion in der Ost-Ukraine wird international nur von Russland als unabhängiger Staat anerkannt.

Ein Gericht in Donezk hatte gestern zwei Briten und einen Marokkaner, die für die Ukraine gekämpft haben, als Söldner zum Tode verurteilt. Die Verteidigung kündigte Berufung gegen das Urteil an.

Papst Franziskus hat EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen im Vatikan empfangen. Im Mittelpunkt des etwa halbstündigen Gesprächs stand der Krieg in der Ukraine. Beide seien sich einig, dass dieser Krieg beendet werden müsse, "damit der Frieden nach Europa zurückkehrt", twitterte von der Leyen im Anschluss, "Wir stehen an der Seite derer, die unter der Zerstörung in der Ukraine leiden."

Die Ukraine kann offenbar langsam wieder mehr Getreide ins Ausland exportieren, wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf den EU-Landwirtschaftskommissar Janusz Wojciechowski berichtete. Demnach könnten mittlerweile fast wieder zwei Millionen Tonnen aus der Ukraine in andere Länder geliefert werden.

10.06.2022 • 12:28 Uhr

Habeck startet Energiesparkampagne

Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) hat mit einem breiten Bündnis von Verbänden eine Energiesparkampagne gestartet. "Es braucht den Abschied von fossilen Energien, um unabhängiger zu werden und die Klimaziele zu erreichen", hieß es in einer veröffentlichten gemeinsamen Erklärung. Mit der Kampagne werden alle gut 80 Millionen Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, gemeinschaftlich beim Energiesparen Tempo zu machen.

Wer Energie spart, hilft, dass Deutschland unabhängiger von russischen Importen wird und tut was fürs Klima.

An der Kampagne beteiligt sind Spitzenverbände von Wirtschaft und Kommunen, der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), der Umwelt-Dachverband Deutscher Naturschutzring (DNR) sowie der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Auf einem Energiespargipfel beschlossen sie eine gemeinsame Erklärung, um den Energieverbrauch zu senken und mehr Effizienz zu erreichen. Ein zentrales Element ist die Kampagne "80 Millionen gemeinsam für den Energiewechsel", die das Wirtschaftsministerium in diesem Monat startet. Vorgesehen sind neben Tipps und Ratgebern auch neue Förderprogramme und Beratungsangebote. Das Wirtschaftsministerium beteiligt sich auch selbst mit Energiesparmaßnahmen bei Heizung, Kühlung und Beleuchtung an der Kampagne.

Martin Polansky, ARD Berlin, mit Informationen zu der Energiesparkampagne von Wirtschaftsminister Habeck

tagesschau24 14:00 Uhr

Der Tankstellen-Interessenverband (TIV) hat den Mineralölkonzernen vorgeworfen, die aktuelle Situation auszunutzen, um die Gewinne hochzutreiben. "Die Mineralölgesellschaften machen Kasse angesichts eines Klimas im Markt, das einen relativ hohen Benzinpreis ermöglicht", sagte ein Sprecher des Verbands der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten". Der Mineralölverband Fuels und Energie wies die Kritik zurück, das Bundeskartellamt sieht jedoch bei der Preisbildung offene Fragen.

Die russischen Streitkräfte haben eigenen Angaben zufolge in der Nacht einen Flughafen und eine Panzerfabrik im Osten der Ukraine angegriffen. "Auf dem Flughafen Dnipro wurde mit hochpräzisen Boden-Luft-Raketen Luftfahrtechnik der ukrainischen Streitkräfte vernichtet, im Raum Charkiw Produktionskapazitäten zur Reparatur von Waffentechnik", sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow.

An der Front seien zudem durch die russischen Luft-, Raketen- und Artillerieeinschläge insgesamt mehr als 500 ukrainische Soldaten getötet sowie 13 Panzerwagen, neun Artilleriegeschütze, sechs Raketenwerfer und 16 Militärfahrzeuge außer Gefecht gesetzt und 16 Munitionsdepots vernichtet worden. Zudem berichtete Konaschenkow über den Abschuss von zwei Kampfjets und fünf Drohnen. Unabhängig sind diese Angaben nicht zu überprüfen.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die britische Regierung hat Russland aufgefordert, die Verantwortung für den Gerichtsprozess gegen zwei in der Ukraine in Gefangenschaft geratene Briten zu übernehmen. Bei den Männern im Alter von 28 und 48 Jahren handle es sich um Kriegsgefangene, sagte Bildungsstaatssekretär Robin Walker. Großbritannien werde alle diplomatischen Kanäle nutzen, um zu erreichen, dass sie auch so behandelt werden.

Ein Gericht in der sogenannten Volksrepublik Donezk prorussischer Rebellen im Osten der Ukraine hatte die beiden Briten ebenso wie einen Mann aus Marokko des gewaltsamen Umsturzversuchs für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Ihnen wurden auch Söldneraktivitäten und Terrorismus zur Last gelegt.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die EU zu mehr Tempo bei einem Beitritt seines Landes gedrängt. Wenn eine Umfrage zeige, dass 71 Prozent der Europäer die Ukraine als Teil der europäischen Familie betrachteten, dann frage er sich, warum es immer noch skeptische Politiker gebe, die in der Hinsicht zögerten, sagte er am in einer Videobotschaft auf dem Kopenhagener Demokratie-Gipfel. Dem ukrainischen Volk sei so lange gesagt worden, dass es in der Grauzone zwischen der Europäischen Union und Russland bleiben müsse, kritisierte Selenskyj. Diese Grauzone, die für Russland so verlockend sei, müsse beseitigt werden. Schon in den nächsten Wochen und Tagen müsse gehandelt werden.

Kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine hatte Selenskyj den Beitritt zur EU beantragt. Die EU-Kommission wird voraussichtlich am kommenden Freitag ihre Empfehlung abgeben, ob der Ukraine der EU-Kandidatenstatus gewährt werden sollte. Nach der Empfehlung will der EU-Gipfel am 23. und 24. Juni über den Antrag der Ukraine beraten. Eine Entscheidung, ob der Kandidatenstatus gewährt wird, muss einstimmig von den EU-Staaten getroffen werden. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte klar gemacht, dass es keine Abkürzungen für die Ukraine auf dem Weg in die EU geben dürfe. Für den Beitritt in die EU müssen Staaten bestimmte Voraussetzung erfüllen.

Das Bundesgesundheitsministerium hat Details bekanntgegeben, wie Deutschland die Ukraine bei der medizinischen Versorgung unterstützen will. So soll die Produktion von Prothesen des Herstellers Ottobock in der Ukraine gefördert werden. Zudem seien auf Vermittlung über die Bundesärztekammer 200 Chirurgen und Notfallmediziner zum Einsatz in der Ukraine bereit. Das Unfallkrankenhaus Berlin bilde zusätzlich ukrainische Ärzte für die Behandlung von Verbrennungswunden aus.

Außerdem werde das Robert Koch-Institut in Zusammenarbeit mit der Berliner Charité in den nächsten Wochen mehrere Krankenhäuser in der Ukraine an eine telemedizinische Beratung für die Behandlung Schwerverletzter anschließen.

Mehr als einen Monat war das Dorf Jahidne im Gebiet Tschernihiw von russischen Truppen besetzt. ARD-Korrespondentin Andrea Beer berichtet über die Aufräumarbeiten im Ort und wie die Bewohner die Kriegserfahrungen verarbeiten.

Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben russische Militärstellungen in der Region Cherson im Süden der Ukraine angegriffen. Angaben des ukrainischen Generalstabs zufolge zielten die Attacken der Luftwaffe auf Standorte mit Ausrüstung und Personal sowie Felddepots in der Nähe von fünf Ortschaften in der Region. Die Region Cherson wird seit den ersten Tagen der russischen Invasion nahezu vollständig von russischen Truppen kontrolliert.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

10.06.2022 • 10:34 Uhr

Agrarminister Özdemir in Kiew

Bundesagrarminister Cem Özdemir ist in der ukrainischen Hauptstadt Kiew zu Gesprächen mit seinem Amtskollegen Mykola Solskyj zusammengekommen. Zentrale Themen sollen zum einen Hilfen zur Stabilisierung der Landwirtschaft in der Ukraine und zum anderen mögliche Exportwege für ukrainisches Getreide abseits der Schiffsrouten über das Schwarze Meer sein. Die dortigen Häfen werden von Russland blockiert.

Özdemir will anschließend auch Landwirtschaftsbetriebe besuchen, um sich ein Bild von der Lage auf den Höfen und dem aktuellen Bedarf der ukrainischen Agrarbranche zu machen.

Vassili Golod, WDR, zzt. Kiew, zu den Ukrainebesuchen von Lauterbach und Özdemir

tagesschau24 9:30 Uhr
10.06.2022 • 10:16 Uhr

Dieselpreis steigt weiter

Trotz der in der vergangenen Woche in Kraft getretenen Steuersenkung auf Sprit geht der Preis für Diesel weiter in die Höhe: Laut ADAC kostete der Kraftstoff im bundesweiten Tagesdurchschnitt 2,012 Euro pro Liter - und damit 0,5 Cent mehr als gestern.

Der Preis beim Superbenzin E10 ging hingegen leicht zurück. Er sank im Vergleich zu gestern um 0,6 Cent auf durchschnittlich 1,942 Euro pro Liter.

10.06.2022 • 10:12 Uhr

Lauterbach in Lwiw

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ist in Lwiw eingetroffen und nimmt dort Angaben seines Ministeriums zufolge an einer Geberkonferenz für den Aufbau eines Reha-Zentrums für Kriegsversehrte teil. Zudem wolle Lauterbach mehrere Krankenhäuser vor Ort besuchen. "Kinder treten auf Minen, verlieren Gliedmaßen", sagte der SPD-Politiker. "Die humanitären Folgen" dieses Krieges seien "unermesslich." Deshalb helfe Deutschland auch gezielt bei der Gesundheitsversorgung der Menschen.

Özdemir und Lauterbach sind für Beratungen und Hilfeleistungen in der Ukraine

Mathea Schülke, WDR, tagesschau 12:00 Uhr

Neben der Bundesbank rechnet auch Österreichs Notenbank mit einer weiter zunehmenden Inflation. Das Institut rechnet damit, dass die Verbraucherpreise in diesem Jahr um durchschnittlich 7,0 Prozent steigen werden. Noch im März hatte die Notenbank einen Anstieg von 5,6 Prozent prognostiziert.

2023 solle die nach einheitlichen EU-Standards berechnete Teuerungsrate (HVPI) dann auf 4,2 Prozent und 2024 auf 3,0 Prozent zurückgehen. Sie bliebe aber klar über der Marke von zwei Prozent, die die Europäische Zentralbank (EZB) anstrebt.

Der Bundesrat hat dem geplanten Sondervermögen für die Bundeswehr und der dafür notwendigen Änderung des Grundgesetzes zugestimmt. Damit dürfen unter Umgehung der Schuldenbremse Kredite von 100 Milliarden Euro aufgenommen werden, um die Streitkräfte besser auszurüsten. Bei der Abstimmung im Bundesrat wurde die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit erreicht. Die Länder, in denen die Linkspartei an der Regierung beteiligt ist, enthielten sich: Berlin, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen.

Es klingt erst einmal paradox: Menschen, die aus der Ukraine wegen des russischen Angriffskrieges fliehen - und zwar nach Russland. Im ARD-Morgenmagazin schildert die russische Menschenrechtlerin Swetlana Gannuschkina, die sich seit Jahren für ukrainische Geflüchtete engagiert, dass vielen der Betroffenen gar keine Alternative bleibe:

Wenn die Leute in Kellern sitzen und nicht verstehen, was passiert - außer, dass ihre Stadt oder ihr Haus zerstört wird - und dann geht die Kellertür auf und jemand sagt ihnen, sie können in einen Bus steigen und an einen sicheren Ort fahren. Dann fragen die Leute nicht, ob es eine andere Route gibt. Sie steigen ein und fahren nach Russland.

Doch es gebe auch Flüchtlinge, die freiwillig nach Russland gehen. Gründe seien die Sprache oder Verwandte, die in Russland leben.

"Sie haben keine Alternative", Menschenrechtlerin Swetlana Gannuschkina zu ukrainischen Geflüchteten in Russland

Morgenmagazin

In einer Rede vor dem schwedischen Parlament hat die Außenministerin des Landes, Ann Linde, den Willen bekräftigt, die Bedenken der Türkei bezüglich eines NATO-Beitritts von Schweden und Finnland auszuräumen. Schweden strebe konstruktive Fortschritte in den Gesprächen mit der Türkei über den Beitrittsantrag an, der unter den restlichen NATO-Mitgliedern "breite Unterstützung" gefunden habe.

Angesichts der Überlegenheit der russischen Truppen, was die Ausrüstung etwa mit Artillerie oder Munition betrifft, ist die Ukraine auf schnelle Nachschublieferungen mit Waffen aus dem Westen angewiesen, mahnt Militärexperte Gustav Gressel. Allerdings kämen die zu zögerlich.

10.06.2022 • 09:03 Uhr

Kartellamt prüft Spritpreise

Das Bundeskartellamt behält die derzeit dauerhaft hohen Spritpreise scharf im Blick. Doch eingreifen kann die Behörde erst unter strengen Bedingungen, sagte Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes im ARD-Morgenmagazin - und zwar im Falle von illegalen Absprachen zwischen Öl-Konzernen.

"Unternehmen in eine unangenehme Lage versetzen", Andreas Mundt, Präsident Bundeskartellamt, zur Prüfung von Spritpreisen

Morgenmagazin

Der rasante Anstieg der Energie- und Lebensmittelpreise infolge des Ukraine-Kriegs lässt die Inflation nach Einschätzung der Bundesbank in diesem Jahr noch weiter ansteigen. Im Jahresdurchschnitt könne die Inflationsrate mehr als sieben Prozent betragen, sagte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel.

Für das laufende Jahr rechnet die Bundesbank nun mit einer Teuerung von 7,1 Prozent - im Dezember hatte das Institut noch mit 3,6 Prozent gerechnet. Für 2023 wird ein Anstieg der Lebenshaltungskosten von 4,5 Prozent und für 2024 von 2,6 Prozent erwartet.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wirft dem russischen Militär vor, mit seinen Angriffen auch das Kommunikationssystem in der Ukraine zerstören zu wollen. Als Beispiel nannte Selenskyj den Fernsehturm in Charkiw, der durch russische Attacken zerstört worden sei. Mittlerweile laufe die Übertragung ukrainischer Sender aber wieder. "Die Taktik der Besatzer ist es, Fernsehzentralen zu beschießen, Kommunikationskanäle zu zerstören, Menschen zu isolieren", sagte Selenskyj in einer Videobotschaft: "Sie können nicht anders, weil Offenheit und Ehrlichkeit auch Waffen gegen all das sind, was der russische Staat tut."

Nach Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums könnte im russisch kontrollierten Mariupol ein Cholera-Ausbruch drohen. Die medizinische Versorgung in der ukrainischen Hafenstadt stehe kurz vor dem Zusammenbruch. Auch in Cherson herrsche ein kritischer Mangel bei der Versorgung mit Medikamenten. Bereits im vergangenen Monat hatte auch die Weltgesundheitsorganisation gewarnt, dass in Mariupol das Risiko bestehe, dass sich Cholera ausbreite.

In einem Radiointerview hat der ungarische Regierungschef Viktor Orban erneut vor schweren Schäden für die Wirtschaft der EU infolge der gegen Russland verhängten Sanktionen gewarnt. In seinem eigenen Land drohe eine Inflation von 16 Prozent, sollten keine Preisobergrenzen ermöglicht werden.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ist derzeit auf dem Weg in die Ukraine. Begleitet wird er seiner eigenen Aussage nach von einem Team aus Chirurgen und Spezialisten. "Es ist so viel Elend durch diesen barbarischen Angriffskrieg entstanden", sagte Lauterbach, derzeit noch in Polen, im ARD-Morgenmagazin.

Das Ziel sei es, in der Ukraine bei der medizinischen Versorgung zu unterstützen, die dortigen Ärzte und Helfer aber auch weiter auszubilden, etwa bei der Behandlung von Patienten mit schweren Brandwunden. Aber auch Möglichkeiten wie Hilfe per Telemedizin, etwa während schweren Operationen, sollen laut Lauterbach aufgebaut werden. Die Lage in der Ukraine verschlimmere sich, da "die Infrastruktur zerfällt, während die Zahl der Verletzten ständig zunimmt", warnte der SPD-Minister.

"Ein Hilfspaket, dass wir anbieten", Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zur medizinischen Versorgung in der Ukraine

Morgenmagazin

Im schwer umkämpften Donbass rückt das russische Militär auch auf die Stadt Bachmut vor. Das teilte der ukrainische Generalstab mit. Die Stadt gelte als wichtiger Knotenpunkt, über den auch die Versorgung der Stadt Sjewjerodonezk abgeschnitten werden könnte. In den nahe Bachmut gelegenen Orten Wosdwyschenka und Roty habe Russland bereits Erfolge erzielen und Stellungen einnehmen können. Auch die Straße von Bachmut nach Sjewjerodonezk könne von dort mit schwerem Gerät beschossen werden.

Weiß schraffiert: Vormarsch der russischen Armee. Grün schraffiert: von Russland unterstützte Separatistengebiete. Krim: von Russland annektiert.

Weiß schraffiert: Vormarsch der russischen Armee. Grün schraffiert: von Russland unterstützte Separatistengebiete. Krim: von Russland annektiert.

10.06.2022 • 06:11 Uhr

Scholz auf Balkanreise

Bundeskanzler Olaf Scholz wird heute von Serbiens Staatschef Aleksandar Vucic empfangen. Ganz unkompliziert dürfte der Besuch nicht werden: Zwar sucht Serbien die Nähe zum Westen, will Mitglied in der EU werden. Doch dem stehen enge Geschäftsbeziehungen zu Russland gegenüber.

Der Bundesrat entscheidet heute über das geplante 100 Milliarden Euro umfassende Sondervermögen für die Bundeswehr. In der Länderkammer muss wie im Bundestag auch eine Zwei-Drittel-Mehrheit erreicht werden. Die Zustimmung des Gremiums gilt als sicher. Das Sondervermögen soll unter anderem in neue Ausrüstung der Bundeswehr fließen, darunter Hubschrauber, Panzer und Munition.

Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, hat im "Tagesspiegel" erneut auf zügige Waffenlieferungen aus Deutschland gedrängt und gleichzeitig kritisiert, wann die Bundesregierung bislang zugesicherte Waffensysteme ausliefern werde.

Es gebe bisher keinerlei Klarheit, wann die Mehrfachraketenwerfer Mars aus Beständen der Bundeswehr übergeben werden, sagte Melnyk. Dabei würden die ukrainischen Truppen diese Ausrüstung dringend benötigen, "um die ukrainische Zivilbevölkerung vor barbarischen Angriffen Russlands zu schützen". Man müsse dringend die "enorme militärische Überlegenheit" Russlands brechen.

Gleichzeitig mahnte Melnyk, dass weitere Waffenlieferungen gebraucht würden: Vom Luftabwehrsystem Iris-T etwa benötige die Ukraine mindestens zehn weitere mitsamt Munition. Melnyk betonte:

Das könnte zum Game-Changer werden. Es wäre ein Präzedenzfall, wenn Deutschland zum ersten Mal keine alten, sondern wirklich moderne schwere Waffen liefert.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Lage im Krieg gegen Russland als weiterhin schwierig beschrieben. An der Frontsituation habe es keine "wesentliche Änderungen" gegeben, sagte er in seiner täglichen Videobotschaft.

Der strategisch wichtige Ort Sjewjerodonezk und seine Nachbarstadt Lyssytschansk sowie andere Städte im Donbass, die die russischen Angreifer derzeit als Schlüsselziele im Osten des Landes betrachten würden, könnten sich wirksam verteidigen. "Wir bewegen uns allmählich in der Region Charkiw voran und befreien unser Land."

Weiterhin Kämpfe um Städte im Donbass: Botschafter fordert konkrete Zeitangaben bei Waffenlieferungen

Mathea Schülke, WDR, tagesschau 09:00 Uhr
Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

10.06.2022 • 00:11 Uhr

BIP im ersten Quartal eingebrochen

Nach Berechnungen des ukrainischen Statistikamtes ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Landes im Auftaktquartal um 15,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eingebrochen. Der russische Angriff begann am 24. Februar.

Die Weltbank rechnet wegen des Kriegs für 2022 mit einem Einbruch des BIP in der Ukraine um 45,1 Prozent. 2021 war die Wirtschaftleistung in der Ukraine noch um 3,4 Prozent gewachsen.

Angesichts zerstörter Anbauflächen hat der ukrainische Vize-Agrarminister vor Ernteausfällen gewarnt. Die USA schätzen, dass Russland mehr Geld mit Energieexporten verdient als vor dem Krieg.