Ein Impfzentrum im britischen Ramsgate
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Coronavirus-Pandemie ++ 4,9 Millionen Infizierte in Großbritannien ++

Stand: 02.04.2022 18:47 Uhr

Die Ausbreitung von Covid-19 hat in Großbritannien ein Rekordniveau erreicht - 4,9 Millionen Menschen sind infiziert. Bundeskanzler Scholz hat sich noch einmal für eine Impfpflicht ab 18 ausgesprochen. Die Entwicklungen zum Nachlesen.

02.04.2022 • 22:53 Uhr

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Die Ausbreitung von Covid-19 in Großbritannien hat in der vergangenen Woche Rekordniveau erreicht. Etwa einer von 13 Menschen war in der Woche, die am 26. März endete, mit dem Coronavirus infiziert, wie aus Daten der britischen Statistikbehörde hervorging. Die Zahl der infizierten Menschen wurde damit auf etwa 4,9 Millionen geschätzt.

In der vorangegangenen Woche waren es noch 4,3 Millionen gewesen, wie die nationale Statistikbehörde am Freitag mitteilte. Der jüngste Anstieg wird angetrieben von der hochinfektiösen Omikron-Variante BA.2, die in Großbritannien dominant ist. Die Zahlen der Krankenhauseinweisungen und Corona-Todesfälle steigen wieder, wenngleich die Zahl der Menschen, die mit Covid-19 sterben, im Vergleich zu früheren Zeitpunkten im Jahr relativ gering ist.

Dennoch legen die jüngsten Schätzungen nahe, dass der starke Anstieg neuer Infektionen seit Ende Februar, als Premierminister Boris Johnson die verbliebenen Corona-Beschränkungen in England aufhob, bis weit im März fortbesteht.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat bei einer Rede über die Solidarität der Menschen in der Corona-Krise und mit den Flüchtlingen aus der Ukraine emotional auf Pfiffe und Störungen reagiert. Beim Auftakt für den Landtagswahlkampf der SPD in Essen knöpfte er sich verbal eine Gruppe von mutmaßlichen Corona-Kritikern vor. Er sei stolz auf die Solidarität der Bürger mit den Flüchtlingen aus der Ukraine, sagte der Kanzler. Solidarität gelte auch, "wenn wir über Gesundheit reden. Wenn wir darüber reden, wie wir uns miteinander schützen können. Zum Beispiel in der ganzen Zeit der Corona-Pandemie", erklärte Scholz, während Pfiffe und Zwischenrufe immer lauter wurden.

Scholz lenkte den Fokus auf die Meinungsfreiheit in einer Demokratie wie Deutschland: "Darum akzeptiere ich den bösen Zynismus nicht, mit dem einige sagen, hier könne man ja seine Meinung zu diesem Thema nicht sagen. Es ist eine Lüge! Schaut euch um in den Diktaturen dieser Welt, dann wisst ihr, was das bedeutet", rief der 63-Jährige.

Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) hat das Ende der meisten Schutzmaßnahmen in Deutschland verteidigt. Eine Studie der Universität Oxford habe zutage gefördert, dass Deutschland, neben Staaten wie Laos und Myanmar, zu den Ländern mit den einschneidendsten Maßnahmen gehöre, sagte der Minister bei einem Landesparteitag der nordrhein-westfälischen FDP in Duisburg.

"Wenn wir die letzte liberale Demokratie auf der Welt sind, die noch mit so harten Maßnahmen arbeitet, dann sollten wir nicht den deutschen Größenwahn haben, zu sagen: Wir wissen alles besser", mahnte Buschmann. "Vielleicht wissen auch die anderen großen Demokratien dieser Welt, was richtig ist aus der Perspektive der Grundrechte." Deshalb sei es richtig, die Grundrechte zu verteidigen, auch, wenn viele FDP-Politiker dafür angefeindet würden.

In Leipzig sind für Samstag mehrere Proteste und Kundgebungen angekündigt worden. Unter anderem ist auch zu einer Großdemonstration gegen die Corona-Maßnahmen aufgerufen worden. Auch zahlreiche Gegenproteste sind geplant. Die Polizei erwartet mehrere Tausend Menschen und ist deshalb mit einem Großaufgebot im Einsatz.

China hat die für Ende April geplante Autoshow in Peking abgesagt. Ein neues Datum nannte der Veranstalter nicht. Dieses werde zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben. Die Entwicklung der Corona-Pandemie werde genau beobachtet. China verzeichnet derzeit deutlich ansteigende Corona-Infektionen. Das öffentliche Leben in der Wirtschafts- und Finanzmetropole Shanghai wurde deshalb heruntergefahren.

In Bayern will etwa jeder neunte Einzelhändler in seinen Geschäften an der Maskenpflicht festhalten. Das geht aus einer Umfrage des Handelsverbands Bayern hervor, in der 11,7 Prozent der Teilnehmenden sagte, die Pflicht über das Hausrecht vorschreiben zu wollen. 77,4 Prozent sprachen sich dagegen aus. Deutschlandweite Zahlen zu den Plänen der Händler liegen noch nicht vor.

Zwar verzichte also der Großteil der bayerischen Händler auf eine Maskenpflicht, doch viele machten das "mit Magengrummeln und einer Faust in der Tasche", sagte HVB-Geschäftsführer Bernd Ohlmann der Nachrichtenagentur dpa. Denn insgesamt sehe eine Mehrheit der 979 teilnehmenden Einzelhändler die Abschaffung der staatlichen Maskenpflicht kritisch. 50,4 Prozent halten sie laut Umfrage für falsch, 39,2 Prozent für richtig.

Wenige Tage vor der entscheidenden Bundestagsabstimmung hat Bundeskanzler Olaf Scholz erneut für eine Impfpflicht geworben - die er allerdings "Impfnachweis-Pflicht für alle" nennt. "Ich sage, das ist ein richtiger Weg", sagte er auf einer SPD-Wahlveranstaltung in Essen. Der SPD-Politiker rief noch einmal dazu auf, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen.

Im Bundestag hat sich bisher keine Mehrheit für einen der vorliegenden Anträge abgezeichnet. Zur Debatte stehen eine Ablehnung der Impfpflicht, eine Impfpflicht ab 18 Jahren, eine ab 50 Jahren und das Unions-Konzept einer abgestuften Impfpflicht auf Vorrat, die erst bei einer schwierigen Pandemie-Entwicklung gelten soll.

Ein Scheitern der allgemeinen Impfpflicht in Deutschland wäre aus Sicht des CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz kein Drama. "Falls vorläufig keine Impfpflicht in Deutschland kommt, befänden wir uns in guter Gesellschaft auf der Welt", schrieb Merz auf Twitter. "Anfang 2022 gab es bessere Gründe für eine Impfpflicht." Der CDU-Chef verwies zwar auf die hohen Infektionszahlen, zugleich aber darauf, dass eine Überlastung der Krankenhäuser nicht zu beobachten sei. Er warf Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor, die Lage zu schwarz zu sehen. "Minister Lauterbach gefällt sich in der Rolle des besorgten Arztes, der ganz Deutschland als Krankenbett sieht", schrieb Merz.

Lauterbach wies dies zurück. Er sehe nicht ganz Deutschland als Krankenbett. "Aber im Moment sterben ca. 230 Menschen pro Tag an/mit Corona. Jeden Tag. Das will ich im Herbst verhindern. Zu viele haben sich an den Tod so vieler Menschen gewöhnt", entgegnete der Minister dem CDU-Chef ebenfalls via Twitter.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach setzt weiter auf einen Erfolg bei der allgemeinen Impfpflicht. "Ich hoffe nach wie vor, dass das gelingt", sagte er in einem Interview mit dem Deutschlandfunk. Es sei auch richtig gewesen, die Frage der Impfpflicht in die Hände des Bundestags und der Fraktionen zu legen. Das werde "zum Schluss zum Erfolg führen". Er glaube nicht, dass die allgemeine Impfpflicht letztlich scheitere, sagte Lauterbach. Stattdessen gehe er davon aus, dass am Donnerstag ein entsprechender Antrag durchgebracht werde. 

Am Thema Impfpflicht scheiden sich derzeit die Geister: Am kommenden Donnerstag soll der Bundestag endgültig entscheiden, ob eine Impfpflicht kommt, für wen sie gelten soll und wie sie umgesetzt werden könnte. Allerdings war gestern immer noch unklar, welches der konkurrierenden Modelle mit einer Mehrheit im Bundestag rechnen kann. Lauterbach selbst unterstützt einen Gesetzesantrag, der eine Impfpflicht für alle Erwachsenen ab 18 Jahren vorsieht.

Der stellvertretende FDP-Vorsitzende Wolfgang Kubicki hat den Wegfall fast aller Beschränkungen in Deutschland als "wichtigen und erfreulichen Schritt in Richtung Normalität" begrüßt. "Wir vollziehen das nach, was auch in den europäischen Nachbarländern zum Teil schon seit Längerem umgesetzt wird", sagte der Bundestagsvizepräsident der Nachrichtenagentur dpa. "Omikron hat den Blick auf die Pandemie deutlich verändert. Deutschland ist keine Insel. Wir sind in dieser Frage ziemlich spät dran."

Nach dem Infektionsschutzgesetz sind von diesem Sonntag an Maskenpflichten oder 2G- und 3G-Zutrittsregeln in Geschäften, Schulen, Kultur- und Freizeiteinrichtungen prinzipiell nicht mehr möglich. Es gibt aber eine Ausnahmemöglichkeit, wenn Landesparlamente für eine Region eine besonders kritische Lage feststellen. Von dieser sogenannten Hotspot-Regel machen vorerst nur Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern Gebrauch.

Der Deutsche Philologenverband ruft zum freiwilligen Tragen von Masken auf. "Wir freuen uns über jedes Stück zurück zur Normalität an unseren Schulen. Aber die Schritte müssen zur aktuellen Lage passen", sagte die Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Susanne Lin-Klitzing, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Das Ende der Maskenpflicht im Unterricht passe derzeit nicht zu den hohen Infektionszahlen. Der Verband empfehle daher eine verantwortungsbewusste Maskenfreiwilligkeit an den Schulen für Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte.

Scharfe Kritik am Vorgehen der politischen Entscheidungsträger übte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW): "Die Politik lässt die Schulen und damit Lehrkräfte, Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern mit dem Ende der Maskenpflicht allein. Wieder einmal", sagte GEW-Chefin Maike Finnern dem Redaktionsnetzwerk.

Nicht nur Ungeimpfte, sondern auch Genesene und Geimpfte infizieren sich vor allem mit der Omikron-Variante. Manche sogar zweimal. Warum das so ist und weshalb der Impfschutz trotzdem wichtig ist:

Die deutschen Kassenärzte erwarten eine deutliche Zunahme von Long-Covid-Fällen. "Der Beratungsbedarf in den Arztpraxen ist jetzt schon immens. Und er wird eher noch wachsen", sagt der Vorstandvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, der Funke Mediengruppe. Angesichts der hohen Fallzahlen in der aktuellen Omikron-Welle könne es sein, dass auch die Zahl der Patienten mit Verdacht auf Long Covid in den kommenden Wochen noch einmal deutlich ansteige.

Auch in Hamburg sind die Regeln gelockert - doch einige Maßnahmen bleiben noch erhalten. Als Hotspot unterliegt die Hansestadt strengeren Regelungen als die meisten anderen Bundesländer.

Patientenschützer haben scharfe Kritik an den zum Wochenende wegfallenden Maßnahmen geäußert. "Masken im ÖPNV und beim Einkaufen müssen bleiben. Auch die anderen Instrumente wie konsequentes Testen werden leichtfertig dort aus der Hand gegeben, wo es die Hochrisikogruppe schützt", sagte Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Das ist fatal und auch ein Versagen der Länderchefs." Ebenso sei es "unfassbar", dass selbst Angehörige von vulnerablen Personen bei den extrem hohen Inzidenzen keinen Anspruch auf einen PCR-Test bei einer roten Risikomeldung in der Corona-Warn-App hätten.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) müsse dafür sorgen, dass sich das ändert. "Zumindest für diese Gruppe muss der Rechtsanspruch auf einen PCR-Test sofort zurückkommen", forderte Brysch. Auch geplante Quarantäne-Verkürzungen halte er für gefährlich. In Heimen und Krankenhäusern sollen Beschäftigte trotz Infektion arbeiten dürfen, wenn sie keine Krankheitsanzeichen haben, um coronabedingten Personalengpässen zu begegnen. "Infizierte Menschen mit milden Symptomen zum Dienst aufzufordern ist Wahnsinn", so der Patientenschützer. Seine Sorge: "Dann müssen sich Arbeitnehmer rechtfertigen, wenn sie daheim bleiben."

Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne hat eine verlässliche Beteiligung des Bundes bei der Finanzierung der Impfzentren angemahnt. "Unsere Forderung ist, dass sich der Bund wie bisher mit 50 Prozent an den Kosten beteiligt. Wir hoffen, dass es da am 7. April eine Einigung gibt", sagte die SPD-Politikerin, die aktuell Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz ist, der Nachrichtenagentur dpa. "Wir wollen nicht wieder in die Situation kommen, dass wir im Herbst Impfzentren neu aufbauen müssen", sagte Grimm-Benne. Im Hinblick auf geflüchtete Menschen aus der Ukraine müssten die Impfzentren offen gehalten werden - auch die bisher ungeklärte Frage einer möglichen allgemeinen Impfpflicht spiele eine Rolle.

Aktuell beteiligt sich der Bund zur Hälfte an den Kosten der Impfzentren. Grimm-Benne warnte davor, dass der Bund den Anteil ab Juli womöglich auf 25 Prozent reduzieren könnte.

Auch Bayern und Nordrhein-Westfalen forderten Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach auf, die kommunalen Impfzentren mindestens bis Jahresende zur Hälfte mitzufinanzieren. Lauterbach habe dies zugesagt, und man erwarte, dass er sich an diese Zusage halte, sagten die Gesundheitsminister von Bayern und Nordrhein-Westfalen, Klaus Holetschek (CSU) und Karl-Josef Laumann (CDU), der Nachrichtenagentur dpa.

Die Chefin der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, Susanne Johna, dringt in der Pandemie auf die Beibehaltung der Maskenpflicht in Innenräumen. "Dass jetzt - bei diesem Infektionsgeschehen - in vielen Geschäften keine Maskenpflicht mehr gilt, halte ich aus medizinischer Sicht für falsch", sagte Johna dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Gerade in Supermärkten und Restaurants sind Masken weiterhin von großer Bedeutung, um Infektionen einzudämmen." Sie könne nur an die Länder appellieren, die Maskenpflicht in möglichst vielen Bereichen beizubehalten. Die FFP2-Masken hätten sich neben der Impfung als sehr probates Mittel zur Pandemiebekämpfung herausgestellt.

Johna sprach sich zudem für eine schnelle Einführung der Impfpflicht in Deutschland aus. "Wenn es keine Mehrheit für eine Impfpflicht ab 18 Jahren gibt, brauchen wir zumindest eine Impfpflicht für alle ab 50 Jahren", sagte sie. Die Nachweispflicht müsse sofort eingeführt werden und nicht erst im Herbst, forderte Johna. Dann sei es mit Blick auf eine erneute drohende Welle zu spät.

Ärzte und Krankenhausvertreter warnen vor dem Scheitern einer allgemeinen Impfpflicht. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe, nur eine möglichst hohe Impfquote werde verhindern, dass die Kliniken überlastet sind. "Ohne eine hohe Impfquote laufen wir Gefahr, dass sich in diesem Herbst das vergangene Jahr wiederholt und wir in die nächste Welle geraten." Die Impfpflicht habe "somit einen präventiven Charakter".

02.04.2022 • 05:03 Uhr

RKI meldet 196.456 Neuinfektionen

Das Robert Koch-Institut (RKI) hat 196.456 binnen 24 Stunden erfasste Neuinfektionen mit dem Coronavirus gemeldet. Das sind 55.570 Fälle weniger als Samstag vor einer Woche, als 252.026 positive Tests in Deutschland gemeldet wurden. Insgesamt liegt damit bundesweit die Zahl der bestätigten Infektionen bei mehr als 21,55 Millionen. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz sank laut RKI auf 1531,5 von 1586,4 am Vortag. 292 weitere Menschen starben demnach im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle seit Beginn der Pandemie auf 129.987.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete am 02. April 2022 tagesschau24 um 09:00 Uhr und die tagesschau um 09:50 Uhr.