Video

Platzeck mit Traumergebnis gewählt

Stand: 15.11.2005 00:00 Uhr

Dem neuen Vorsitzenden der SPD eilt der Ruf des Kommunikators voraus. Nach der Basta-Politik, für die Gerhard Schröder stand, hoffen die Genossen nun mit Matthias Platzeck auf einen neuen Politik-Stil in der Partei. Bei den Delegierten auf dem Karlsruher Parteitag traf der Neuling schon mal den richtigen Ton. Norbert Carius berichtet. Parteitagsrundgang. Matthias Platzeck der Kommunikator. Politik anders als die Generation Schröder. Am Audi-Stand läuft er vorbei, er setzt sich lieber in den Trabbi der Thüringer Jusos. Nicht weil er aus dem Osten kommt, sondern einfach so, weil er am liebsten mit den Menschen redet. Matthias Platzeck, SPD, Parteivorsitzender: „Ich versuche immer sehr offen zu sein, sehr ehrlich und halte mich da an die bodenständige Regel, gehe mit anderen so um, wie Du willst, dass mit Dir umgegangen wird. Ich glaube, dass das auch die einzige Möglichkeit ist, auf Dauer Vertrauen zu gewinnen, weil alles, was gespielt ist oder wozu man sich zwingen muss trägt nicht. Zumindest nicht über viele Jahre.“ Platzeck der Bürgernahe. Als Kommunalpolitiker und Ministerpräsident hat er gelernt, den Menschen zuzuhören und ihre Sorgen ernst zu nehmen. Matthias Platzeck, SPD, Parteivorsitzender: „Wir wollen uns nicht mit uns selber beschäftigen, sondern mit den Problemen der Menschen im Lande. Das ist das richtige Signal.“ Platzeck der Aufsteiger. Gerade einmal zehn Jahre ist er in der SPD, doch er hat ein Gespür für die Seele der Partei. Den Karlsruher Parteitag beginnt er mit einem Besuch bei den Nordrhein-Westfalen die Franz Müntefering noch kräftig hinterher trauern. Ein paar Sätze und der Ossi hat die Westdelegierten af seiner Seite. Matthias Platzeck, SPD, Parteivorsitzender: „Wir sind ja ein eher nüchternes Völkchen und wenn es einem richtig gefällt, als der emotionale Höhepunkt, fast ein Heiratsantrag, ist das gibt es nichts zu meckern.“ Und die Parteibasis hat nichts zu meckern. Delegierte: „Es ist wichtig, dass er sich nicht verstellt, ich glaube, das ist die beste Voraussetzung dafür, bei uns auch tatsächlich anzukommen.“ Delegierter: „Ich glaube, er hat hier sehr viel Zuversicht vermittelt und auch aus seiner politischen Erfahrung uns hier , wir kommen ja aus dem Westen der Bundesrepublik, vermittelt was ansteht und das außer der Diskussionsfreude das Anpacken noch dazu gehört.“ Delegierte: „Das ist sogar weniger ein Generationenwechsel, als vor allem ein völliger Politikstilwechsel. Ich glaube, das liegt an seiner Persönlichkeit.“ Platzeck der Neugierige. Er ist Naturwissenschaftler, wie seine Widersacherin Angela Merkel. Er gilt nicht gerade als Aktenfresser, lässt sich aber immer alles ganz genau erklären. Dass das nicht einfach werden wird für ihn als Parteichef weiß er. Vier Jahre große Koalition sind eine lange Strecke. Er wird sich abstrampeln müssen, wenn sie Euphorie verflogen ist. Matthias Platzeck, SPD, Parteivorsitzender: „Nichts kommt von selbst. Dieses lebenswerte Land ist kein naturgegebener Zustand. Es ist eine tägliche Aufgabe. Lasst uns uns dieser Aufgabe stellen. Ich möchte es mit euch zusammen machen und ich freue mich darauf.“ Platzeck der Schattenkanzler? Noch spielt er mit Seifenblasen, doch die SPD, so scheint es, hat sich heute nicht nur einen neuen Parteivorsitzenden gewählt. Franz Müntefering wird Vizekanzler, auch andere werden Minister, aber wenn es nach den Parteitagsdelegierten geht, ist Platzecks Weg zur Kanzlerkandidatur schon vorgezeichnet.

Sendungsbild der tagesthemen
tagesthemen, 22:35 Uhr, tagesthemen, 15.11.2005 22:35 Uhr