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CSU provoziert Atomstreit

Stand: 03.01.2006 00:00 Uhr

Auf ihrem traditionellen Klausurtreffen in Wildbad Kreuth haben sich der CSU-Vorsitzende Stoiber und Wirtschaftsminister Glos für eine Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken ausgesprochen. Umweltminister Gabriel erklärte daraufhin, er wolle am Ausstieg aus der Atomenenergie festhalten. Angela Merkel will Anfang März zu einem Energiegipfel laden, wo dies diskutiert werden soll. Marcus Bornheim berichtet. Es ist ja eine Binsenweisheit, dass nichts so heiß gegessen wird wie es gekocht wird, speziell im Politischen – und für die Klausuren in Wildbad Kreuth gilt das ganz besonders. In diesem Jahr aber wird hier nicht viel gegessen, denn in der Gaststube von Wildbad Kreuth, wo früher Hunderte Journalisten saßen und auf CSU-Schmankerl warteten, sind diesmal nur wenige. Zu allem gab es auch noch Harmoniesoße, denn die Südkurve der Union hat vorab mal nicht auf die Pauke gehauen, sondern konzentrierte sich auf das, was Kreuth tatsächlich ist: ein Kurort, bekannt für sein heilendes Klima - und damit besonders geeignet für große Koalitionen. Peter Ramsauer, Vorsitzender CSU-Landesgruppe Bundestag: „Es wird uns oft unterstellt, wir wollen nur Krawall, wir wollen sprengen, wir wollen auseinander treiben. Das kann eine kleine Gruppe innerhalb einer großen natürlich auch. Das ist aber nicht unser Motiv. Unser Motiv ist, die Dinge zusammenzuhalten. Und deswegen wird an der CSU vorbei auch in Berlin nichts laufen.“ Die Landesgruppe bisher so eine Art "Pippi Langstrumpf" der Bundespolitik, klein aber stark und mit eigenem Blick auf die Dinge. Am 03.01.06 sanft und ruhig, eher schon ein harmonischer Knabenchor. Selbst die Erinnerungen an krawallige Zeiten verblassen da ein wenig. Michael Glos, CSU, Bundeswirtschaftsminister: „Konflikt vom Zaun brechen ist ein Wort, das ich überhaupt nicht kenne. Und ausgerechnet von Kreuth aus.“ So viel also zu Ironie in der Harmonie. Aber dann hatte man ja noch das Thema Stoiber. Aber selbst dies wurde weitestgehend vom Kreuther Schnee sanft zugedeckt. Wolfgang Zöller, stellv. CSU-Vorsitzender: „Es wäre unredlich, wenn man sagt, es kann von heute auf morgen wieder alles in den richtigen Bahnen sein. Aber was man in der letzten Zeit sieht, dass er vor Ort geht und mit den Leuten alles durchdiskutiert und die Anregungen auch aufnimmt." Hartmut Koschyk, parl. Geschäftsführer CSU-Landesgruppe: „Wir haben wieder eine Beruhigung an der Basis. Und die Basis will jetzt auch, dass wir dort, wo wir als CSU Verantwortung tragen, diese auch kraftvoll wahrnehmen.“ Stoiber kümmerte sich derweil wieder ums Große und Ganze - mit viel Energie um die Frage: Atomkraft, ja oder nein, danke. Durch den Gasstreit angestoßen hatte man dann doch das Thema, um ein bisschen auf die Pauke zu hauen, ein wenig "Kernspaltung" für die Koalition. Und zwar mit der Frage: Edmund Stoiber, CSU-Vorsitzender: „Ob es in der Tat angebracht ist, mit die sichersten Kernkraftwerke in Deutschland bereits in dieser Legislaturperiode abzuschalten. Ich glaube, man muss hier realistischerweise umdenken.“ Also doch ein Thema für Berlin. In Wildbad Kreuth ist übrigens die Energiequelle Nummer eins Gas, damit wird geheizt und in der Küche gekocht. Aber so richtig viel los war nicht, das Gas hat irgendwie für eine parteiinterne, wohlige Wärme gesorgt.

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tagesthemen, 22:30 Uhr, tagesthemen, 03.01.2006 22:25 Uhr