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Christliche oder universelle Werte

Stand: 26.04.2006 00:00 Uhr

Begleitet von Protesten und Ausgrenzungsvorwürfen hat die Bundesregierung mit den Kirchen ein "Bündnis für Erziehung" geschlossen. Familienministerin Ursula von der Leyen will gemeinsam mit der katholischen und der evangelischen Kirche Kindern schon von klein auf christliche Werte vermitteln und auch den Eltern Orientierung und Unterstützung bieten. Gewerkschaft, Verbände und Oppositionspolitiker warfen der CDU-Politikerin vor, sieh habe ein "Signal der Ausgrenzung" gegeben. Bettina Scharkus berichtet. So rockig kann sich eine christliche Schülerband anhören. Im evangelischen Jugendtreff Berlin Frohnau singen die jungen Leute nicht nur für sich, sondern auch für Gott. Die christlichen Werte haben sie verinnerlicht: „Nächstenliebe steht natürlich vorne, Vergebung“, „Gemeinde, Zusammensein“, „Hilfsbereitschaft auf jeden Fall“, zählen die Jugendlichen auf. Das hört Ursula von der Leyen gern. Sie verschaffte vor der Hauptstadtpresse bewusst den christlichen Kirchen einen Auftritt, weil diese fast die Hälfte aller Kindergärten betreiben, sagt die konservative Ministerin. Außerdem möchte sie, dass schon die Kleinsten christlich erzogen werden. Ursula von der Leyen, CDU, Bundesfamilienministerin: „Auf christlichen Werten basiert unsere gesamte Kultur und wir sind der Meinung, wir müssen zunächst auch einmal die eigene Position definieren, so wie man die eigene Muttersprache lernt, bevor man fähig ist, andere Sprachen dann auch zu erlernen.“ Christliche Traditionen – für manche Jugendliche nur noch ein Gag in der Werbung. Gerade Politiker mit dem „C“ im Parteinamen möchten das ändern. Auch ein Zugeständnis an die eigene Klientel. Doch was ist mit jungen Ausländern, die kaum Kontakt zur christlichen Kirche haben? – Sie erreicht man mit dem Bündnis für Erziehung kaum. Moslemische Verbände reagieren deshalb mit Kritik und Unverständnis. Ayyub Köhler, Vorsitzender Zentralrat der Muslime in Deutschland: „Es müssten auch die anderen Religionsgemeinschaften und Weltanschauungsgemeinschaften mit einbezogen werden in dieses Gespräch, zumal in bestimmten Regionen in Ballungszentren die Muslime heute schon in der Mehrzahl in der Schule sind.“ Auch die jüdische Gemeinde und Lehrerverbände fühlen sich ausgeschlossen, sie sollen in einer zweiten Runde eingeladen werden. Ein guter Wille, doch die Ministerin konnte wenig Konkretes verkünden. So bleibt auch die wichtige Frage unbeantwortet, wie viel Geld man für eine sorgfältigere, wertorientiertere Förderung von Kindern in die Hand nehmen muss. Margot Käßmann, evangelische Landesbischöfin Hannover: „Das sind natürlich auch finanzielle Fragen, die auf dem Tisch liegen. Man weiß ja auch, dass die Ministerin da heftig kämpft im Kabinett. Aber auch für die Kirchen gilt das im Grunde. Wir sind auch dabei zu kürzen und die Frage ist: Wo sind eigentlich Schwerpunktbildungen vorhanden? Und ich werde auch in meiner Kirche darum kämpfen, dass da eine Schwerpunktbildung stattfindet. Geld für konkrete Maßnahmen will das Bündnis jetzt zusammentrommeln, damit in Deutschland wieder mehr junge Menschen die christliche Botschaft kennenlernen.

Sendungsbild der tagesthemen
tagesthemen, 22:15 Uhr, tagesthemen, 20.04.2006 22:15 Uhr