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Stand: 05.04.2004 00:00 Uhr

Welteke unter Druck Bundesbankpräsident Welteke gerät immer stärker unter Druck, weil er sich einen teils privaten Aufenthalt im Berliner Luxushotel Adlon von der Dresdner Bank bezahlen ließ. Auch Bundesfinanzminister Eichel ging auf Distanz zu Deutschlands oberstem Geldpolitiker. Eichel forderte, dass "alle Konsequenzen" gezogen werden müssten. Welteke teilte mit, dass die Bundesbank und er selbst der Dresdner Bank die Hotelkosten für die Silvesterfeier zur Euro-Einführung 2001/2002 zurückerstattet hätten. Norbert Carius berichtet: Der Silvesterabend 2001 wird dem Bundesbank-Präsidenten noch lange in Erinnerung bleiben. Nicht nur weil in der Neujahrsnacht das Euro-Bargeld eingeführt und auf Einladung der Dresdner Bank mit reichlich Schampus begossen wird. Sondern auch, weil sich Ernst Welteke gleich für vier Tage im feinen Hotel Adlon einquartiert. Welteke kommt nicht allein: er bringt seine Frau mit, das dreijährige Kind und seinen 25-jährigen Sohn nebst Freundin als Babysitter. Die Rechnung für das Arrangement mit der feinen Pariser-Platz Suite: 7660 funkelnagelneue Euro. Die lässt sich der Bundesbank-Chef von der Dresdner Bank bezahlen. Ernst Welteke, Bundesbankpräsident: "Soll ich das selber bezahlen? Natürlich, wenn ich an einer Veranstaltung eines Dritten teilnehme und der mich dazu einlädt, dann gehe ich auch davon aus, dass von dem die Kosten übernommen werden." Ganz so einfach ist die Sache nun doch nicht. Immerhin ist der Bundesbank-Präsident der oberste Aufseher über die Geschäftsbanken. Da könnte man doch auf den Gedanken kommen, dass auch hier gute Geschenke die Freundschaft erhalten sollen. Anke Martiny, Transparency international Deutschland: "Wenn eine Wirtschaft glaubt, sich Politiker einfach kaufen zu können, die handelt genau so unmoralisch, wie die Politiker, die dieses Geld nehmen. Ich denke, man müsste die Maßstäbe der Wirtschaft hinsichtlich ihrer Vertriebsmethoden, hinsichtlich ihres Marketing, hinsichtlich dieser ganzen Kosten, die sie für Klimapflege einsetzen, mal genauer unter die Lupe nehmen." Bestechlichkeit mag ihm niemand vorwerfen, doch zumindest mangelndes Fingerspitzengefühl wird dem sozialdemokratischen Karrieremann angekreidet. Immerhin verdient der lebensfrohe Bundesbänker 350.000 Euro im Jahr. Muss er da noch Geschenke annehmen? Klaus Uwe Benneter, Generalsekretär SPD: "Also ich habe kein Verständnis dafür, ich kann das auch nicht billigen." Hartmut Schauerte, CDU/CSU-Fraktion: "Für meine Begriffe hat er seine Autorität als Präsident der deutschen Bundesbank national und international verspielt. Er muss gehen." Hans-Hermann Langguth, Regierungssprecher: "Der Bundeskanzler ist in der Tat informiert zu diesem Sachverhalt und harrt insofern ebenfalls der Dinge, die da kommen, insbesondere natürlich einer Stellungnahmen des Herrn Bundesbankpräsidenten selbst." Die kommt heute nachmittag - schriftlich. Nun ist plötzlich alles anders: Zwei Tage des Silvester-Aufenthaltes übernimmt die Bundesbank als Dienstreise, den Rest zahlt Welteke aus eigener Tasche. Zwei Jahre nach der Fete erhält die Dresdner Bank ihr Geld zurück. Hans Eichel, Bundesfinanzminister, SPD: "Die Bundesbank hat den Sachverhalt um den es ging, schnell geklärt und Konsequenzen gezogen. Ich betone, dass alle Konsequenzen im Bereich der Bundesbank selber zu ziehen sind. Die Bundesbank ist wie keine andere Organisation in Deutschland im Staate unabhängig." Konsequenzen - das Wort fällt mehrfach in der Erklärung des Finanzministers. Ob da nicht doch ein Stuhl wackelt?

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tagesthemen, 22:30 Uhr, tagesthemen, 05.04.2004 22:30 Uhr