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Gysi und Lafontaine führen linke Fraktion

Stand: 23.09.2005 00:00 Uhr

Elke Reinke war Hartz IV-Empfängerin, jetzt ist sie eine von 54 Bundestagsabgeordneten der Linkspartei. Die frischgewählte Fraktion hat ihre Vorsitzenden gewählt. Sowohl Gregor Gysi als auch Oskar Lafontaine wurden mit jeweils mehr als 90 Prozent der Stimmen gewählt. Die Fraktion will sich im Parlament schlicht "Die Linke" nennen. Claudia Nothelle berichtet aus Berlin: Mit dem Regionalexpress in die große Politik. Elke Reinke könnte zur Vorzeigeabgeordnete der Linken werden. Arbeitslos ist sie, Hartz-IV-Empfängerin - und einen Ein-Eurojob hat sie auch. Jetzt ist sie Abgeordnete der Linkspartei - Listenplatz Fünf in Sachsen-Anhalt hat für den Einzug ins Parlament gereicht. Dabei gehört Elke Reinke zu den ostdeutschen WASG-Vertretern im Bundestag. Elke Reinke (Die Linke): „Erst mal bin ich neugierig auf die Abgeordneten. Ich kenn sie persönlich kaum außer den Leuten aus Sachsen-Anhalt und Oskar Lafontaine, den ich auf dem Parteitag dr WASG kennen gelernt habe. Es ist spannend den Gregor Gysi live zu erleben und mit ihm zusammenzuarbeiten.“ Bisher ist Elke Reinke in Aschersleben aktiv. In der historischen Stephanikirche hat sie einen Ein-Euro-Job und erklärt Touristen die Sehenswürdigkeiten. Traurige Berühmtheit aber erlangt die Stadt in Sachsen-Anhalt durch ihre Arbeitslosenquote von über 25 Prozent. Die studierte Elektroingenieurin ist selbst seit 15 Jahren ohne Arbeit. Der Kampf gegen Hartz IV ist bei ihr deshalb auch ganz persönliches politisches Programm, das macht mich schon betroffen. Das ist Motivation, da muss ich was unternehmen.“ Elke Reinke (Die Linke): „Man ist selbst betroffen, man weiß wovon man redet, und man sieht dieses Elend. Und wenn die Leute wirklich vor einem sitzen und heulen und nicht wissen wie sie ihre Kinder am Monatsende satt kriegen sollen. Das ist für mich wichtig.“ Im Bundestag ist alles neu für sie. Wer - was - wo - wohin - die Realität sieht doch ganz anders aus als der gedruckte Wegweiser für Abgeordnete. Aber: eins ist ihr ganz wichtig - sie will jetzt endlich anfangen mit der großen Politik. Ich freue mich auf diese Aufgabe und hoffe wir enttäuschen die Leute nicht, denn die haben große Erwartungen.“ Elke Reinke (Die Linke): „Ich freue mich, dass dieses Projekt zustande gekommen ist. Das wir jetzt endlich diese Linke im Bundestag haben. In der Sitzung stehen auch gleich erste Entscheidungen an. Gregor Gysi und Oskar Lafontaine werden mit weit über 90 Prozent zu Fraktionsvorsitzenden gewählt. Die 54 Abgeordneten bekräftigen noch einmal ihr Nein zum Afghanistanmandat und zu Hartz IV. Schon deshalb wollen sie vorerst in der Opposition bleiben. Elke Reinke (Die Linke): „Unsere Aufgabe wird sein diesen Sozialabbau zu stoppen. Das ist erst mal Hauptaufgabe. Da geht es um Hartz IV, wir haben ein Steuerkonzept, das wir mit einbringen möchten. Es geht auch um die Friedenspolitik, die uns auch am Herzen liegt.“ Erst einmal aber muss sich Elke Reinke noch Mitarbeiter für ihr Berliner Büro suchen. Die ehemalige Langzeitarbeitslose wird selbst Arbeitgeberin.

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tagesthemen, 23:15 Uhr, tagesthemen, 23.09.2005 23:15 Uhr