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Lohndumping vor allem auf dem Bau ein Problem

Stand: 04.04.2006 00:00 Uhr

Die EU-Kommission hat einen neuen Entwurf der EU-Dienstleistungsrichtlinie vorgelegt. Aus Angst vor Lohndumping durch Konkurrenz aus Osteuropa war die Richtlinie lange umstritten. Schon heute sind ausländische Billiglöhner in Deutschland ein Problem, vor allem wenn sie schwarz arbeiten. Aus Arbeitsamt- und Zollkontrolleuren zusammengesetzte Einsatzkommandos führen deshalb besonders auf Großbaustellen verschärfte Razzien durch. Marcus Bornheim berichtet: So sieht ein Schlachtplan im Kampf gegen die Schwarzarbeit aus: Seit Wochen bereitet sich der Zoll darauf vor. Eine Großbaustelle in der Duisburger Innenstadt soll kontrolliert werden. Morgendliche Taktikbesprechung, denn etwa 100 Beamte sollen gleichzeitig zugreifen, von mehreren Seiten. Zwar gibt es keine konkreten Hinweise, aber Vermutungen. Punkt acht: Der Zoll sperrt alle Strassen rund um die Baustelle ab. Zugriff: Die Polizeioberinspektoren Katrin und Andreas - die Nachnamen sollen geheim bleiben - auf dem Weg ins oberste Geschoss. Überraschungscoup in der Morgensonne: Gleich der erste - kein Ausweis, also ab in den Baucontainer, nachprüfen. Er kennt seinen Lohn nicht, seine Firma nicht und sagt nicht wie lange er schon da ist. Draußen in den Autos wird alles gegengescheckt - die Basis für weitere Ermittlungen. Katrin und Andreas suchen weiter, jetzt in den tiefdunklen Ecken. Schwarzarbeit einmal anders. Die Baustelle still derweil: Ruhe statt Arbeit. Einige haben sich trotz Hundestaffel wohl förmlich aus dem Baustaub gemacht, nur die Handschuhe bleiben zurück. Die nächste Kontrolle: Alles paletti. Der Mann, ordnungsgemäß gemeldet, findet die Razzia richtig. Über 20 Subunternehmen tummeln sich hier, die ungeliebte Billigkonkurrenz. Bauarbeiter: "Das sind ja auch unsere Arbeitsplätze, die da wegfallen. Wir sind jetzt neun Mann vom Generalunternehmen, das ist ein Nachunternehmer. Da hab ich auch kein Problem damit, aber es muss auch richtig kontrolliert werden." Insgesamt 36 Betrugsfälle heute, die Mehrzahl Verstöße gegen den Mindestlohn, auf dem Bau gelten rund zehn Euro Minimum. Immer wieder schuften Osteuropäer für weniger als vier Euro. Heinz-Michael Horst, Finanzkontrolle Schwarzarbeit: "Die Finanzkontrolle Schwarzarbeit des Zolls hat im vergangenen Jahr 350.000 Menschen am Arbeitsplatz überprüft und wir haben eine Schadenssumme von rund 563 Millionen Euro aufgedeckt." Nach der Razzia der Papierkram, jetzt wird ermittelt. So manche Baufirma wird noch unangenehmen Besuch bekommen und Strafen bis zu 50.000 Euro. Würden die Zöllner in einem Monat wiederkommen, sie würden hier vermutlich wieder genau so viele Schwarzarbeiter finden.

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tagesthemen, 22:15 Uhr, tagesthemen, 04.04.2006 22:15 Uhr