
Machtkampf in Venezuela Hilfsgüter verteilt - wer profitiert?
Stand: 17.04.2019 09:18 Uhr
Das Rote Kreuz hat in Venezuela erstmals seit Beginn der Krise im Land Hilfsgüter verteilt. Sowohl Opposition als auch Regierung instrumentalisieren nun die Hilfe für ihre Zwecke.
Von Christina Fee Moebus, ARD-Studio Mexiko-Stadt
Der internationale Flughafen Símon Bolivar, etwa 14 Kilometer nordwestlich der venezolanischen Hauptstadt Caracas: Mitarbeiter vom Roten Kreuz holen große Kartons mit dem Logo der internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung aus dem Frachtraum, laden sie in große Lastwagen. Der Inhalt: Stromgeneratoren, 5000 Liter destilliertes Wasser, medizinische Geräte - es sind die ersten Hilfsgüter, die in Venezuela nach dem Abkommen mit Staatspräsident Nicolás Maduro ankommen.
Kurswechsel von Maduro
Vor etwa einer Woche hat der Regierungschef sich bereit erklärt, die Lieferungen ins Land zu lassen. Diese Nachricht kam überraschend: Noch vor zwei Monaten war Maduro gegen jede internationale Hilfe. "Die humanitäre Hilfe ist zur Show geworden, um eine Intervention im Land zu rechtfertigen und um die Venezolaner bloßzustellen", sagte Maduro.
Die Sanktionen der USA seien daran schuld, dass es wirtschaftlich bergab gehe. Damit rechtfertigt der Präsident jetzt auch seinen Kurswechsel. Denn der Druck auf ihn ist groß. Die Menschen in Venezuela leiden unter dramatischen Versorgungsengpässen. Fast ein Viertel der 30 Millionen Venezolaner braucht nach Angaben der Vereinten Nationen dringend Unterstützung.
Organisation fürchtet politische Instrumentalisierung
Dass Maduro die Hilfsaktion für seine politische Agenda nutzt, dürfte Vertretern des Roten Kreuzes ein Dorn im Auge sein. Ursprünglich hatten sie eine Bedingung für das gemeinsame Abkommen mit der venezolanischen Regierung gestellt, wie Mario Villarroel, Präsident des venezolanischen Roten Kreuzes erklärt: "Wir betonen nochmals, dass wir die Hilfsgüter nach unseren Wertvorstellungen verteilen: neutral, unparteilich, unabhängig." Er konkretisierte: "Wir bitten alle dafür zu sorgen, diese Aktion nicht zu politisieren. Wir sind hier, um Leben zu retten."
Diese Worte scheinen im Machtkampf zwischen Maduro und seinem politischen Kontrahenten Juán Guiadó unterzugehen. Guaidó hatte sich im Januar selbst zum Übergangspräsidenten ernannt. Er wurde mittlerweile von etwa 50 Staaten - darunter auch Deutschland - als solcher anerkannt.
Venezuela lässt Hilfslieferungen ins Land
tagesschau 12:00 Uhr, 17.04.2019, Xenia Böttcher, ARD Mexiko-Stadt
Erste Hilfslieferung an Krankenhäuser
Der Oppositionsführer stellt die Hilfslieferungen als Verdienst seiner Politik dar. Er sieht sie zudem als Eingeständnis. Dafür, dass die Regierung unter Maduro mit einer verfehlten Wirtschaftspolitik und durch Korruption das Land in den Ruin getrieben habe.
"Die Regierung beschützt niemanden, das wissen wir seit seit Jahren", sagte Guiadó vor der Nationalversammlung. "Die Aktion ist nicht mehr als eine Schmerztablette. Die jetzigen Hilfslieferungen reichen von hinten bis vorne nicht."
Weitere Einsätze vom Roten Kreuz geplant
Das Rote Kreuz will für 650.000 Menschen Hilfsgüter nach Venezuela bringen. Die erste Fuhre verteilten die Mitarbeiter der Organisation in den Krankenhäusern des Landes. Gerade dort ist Hilfe dringend nötig. Es fehlt an Medikamenten für gute Chemotherapien. An medizinischen Geräten für Operationen, durch häufige Stromausfälle oft auch schlicht an Elektrizität, um Dialysepatienten zu behandeln.
Erste Hilfsgüter des Internationalen Roten Kreuzes eingetroffen
Christina Fee Moebus, ARD Mexiko-Stadt
16.04.2019 20:53 Uhr
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