Kommentar

Wahl der SPD-Spitze Das Ringen einer zerbröselten Partei
Stand: 30.11.2019 22:24 Uhr
Nun hat die SPD ihre neuen designierten Chefs - doch der Weg dahin hat der Partei nicht unbedingt gut getan. Er hat eher offenbart, wie tiefe Risse die Sozialdemokraten spalten.
Ein Kommentar von Ellis Fröder, ARD-Hauptstadtstudio
Heftiger hätte es nicht kommen können. Wofür steht jetzt die SPD?
Mit 23 Regionalkonferenzen sollte gelingen, die Partei wiederzubeleben, die nach dem erzwungenen Rücktritt von Andrea Nahles fast regungslos am Boden lag. Doch schnell war spürbar: Dieses Verfahren führt die SPD eben nicht, wie erhofft, zu einer halbwegs geschlossenen und stabilen Volkspartei zurück. Es ist nicht der Anfang von etwas Neuem.
Rechts gegen links, Partei gegen Fraktion, Mann gegen Frau
Durch den innerparteilichen Wahlkampf trat vielmehr zutage, wie zerrissen die SPD ist. Und es geht gar nicht so sehr um rechte SPD gegen eher linke SPD. Die Risse verlaufen in Wahrheit kreuz und quer. Da ist der zwischen der Partei und der Fraktion, da ist der zwischen jung und alt. Da ist einer zwischen den eher Traditionellen und den Modernisierern. Und da ist auch nach wie vor einer zwischen Mann und Frau. Es gibt nicht den einen Riss.
Die Partei wirkt eher wie altes, einst wertvolles Porzellan, das spröde geworden ist. Die SPD ist nicht zerrissen, sie zerbröselt. Die Regionalkonferenzen zeigten: Innerparteiliche Wahlkämpfe sind nichts für Parteien. Sie führen nicht zu Klarheit.
Ellis Fröder, WDR, kommentiert die SPD als Partei und als Partner in der Regierung
tagesthemen 23:30 Uhr, 30.11.2019
Nur ein Führungsduo auf Zeit
Dass jetzt Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken wahrscheinlich vom Parteitag als neue Vorsitzende gewählt werden, vermag die SPD nicht zu beruhigen. Und einer war auch gar nicht im Willy-Brandt-Haus dabei: Der möglicherweise neue starke Mann in der SPD, Königsmacher Kevin Kühnert.
Eins scheint jetzt schon klar - das neue Paar ist nur ein Führungsduo auf Zeit. Möglich auch, dass die Große Koalition nun vorzeitig beendet wird. Dann erst werden wir vielleicht erfahren, wie die SPD der Zukunft aussehen soll - und ob sie überhaupt noch eine hat.
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