
Nach der Wahl von Merz Der Neuaufbau der CDU wird lange dauern
Die Mitglieder der CDU wollen Friedrich Merz als Vorsitzenden. Die Entscheidung markiere das eigentliche Ende der Ära Merkel, meint Thomas Berbner. Merz habe das Zeug, die Partei neu auszurichten.
Das hätte die CDU einfacher haben können: Gleich zweimal hat das Establishment der Partei Friedrich Merz verhindert, gegen den ausdrücklichen Willen der eigenen Basis. Bei vielen CDU-Anhängern war schon seit Jahren das Gefühl weit verbreitet, dass ihre Partei die Richtung verloren hat, dass ihre Werte zur Disposition stehen und dass ein Kurs des gepflegten "Sowohl - als auch" einfach zu wenig ist.
Eine Partei in Trümmern
Am Ende der Amtszeit von Angela Merkel liegt die CDU in Trümmern, ein kaum für möglich gehaltener Denkzettel bei der Bundestagswahl mit einem historisch schlechten Ergebnis - erst als sie den Karren so richtig an die Wand gefahren hatten, übergaben die Reste der CDU-Führung das Steuer an die eigenen Mitglieder und damit in letzter Konsequenz an Friedrich Merz. Der muss jetzt die Partei neu ordnen, den Kompass neu justieren und vor allem die verschiedenen Flügel der CDU wieder zusammenführen. Offene Fragen gibt es mehr als genug.
Viele offene Fragen
Steht die CDU noch für die soziale Marktwirtschaft? Für das Leistungsprinzip in unserer Gesellschaft, für die einfache Gewissheit, dass man Geld nur ausgeben kann, das man vorher erwirtschaftet hat? Steht die CDU noch zum Industriestandort Deutschland, tritt sie ein für realistische Ziele beim Klimaschutz in Zeiten großer Aufgeregtheit? Gibt es in der CDU noch ein klares Bekenntnis zur inneren Sicherheit mit all den damit verbundenen unbequemen Wahrheiten?
Ich halte Friedrich Merz in dieser schwierigen Situation für eine gute Wahl, ein Mann mit Kanten und klaren Positionen, das braucht es jetzt für den Neuaufbau der Partei. Der wird lange dauern und ob es Friedrich Merz gelingt, die CDU zu alter Stärke zurückzuführen, ist keineswegs ausgemacht. Doch eines steht für mich fest: der heutige Tag mit dem klaren Ergebnis des Mitgliederentscheids für Friedrich Merz markiert das eigentliche Ende der Ära Merkel.
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