Jean-Claude Juncker schaut auf seine Armbanduhr.
Kommentar

Abschaffen der Zeitumstellung Das Jammern wird nicht aufhören

Stand: 31.08.2018 16:04 Uhr

Die EU-Bürger haben abgestimmt, also kommt die Zeitumstellung weg, verspricht Kommissionschef Juncker. So lenkt er von weniger harmlosen Debatten ab.

Ein Kommentar von Andreas Meyer-Feist, HR

Die Menschen wollen das, wir machen das, sagt EU-Kommissionschef Jean Claude Juncker - und will die Zeitumstellung kippen. Noch nicht in diesem und auch noch nicht im nächsten Jahr. Wohl aber 2020 könnte es so weit sein. Die ewige Sommer- oder vielleicht auch die ewige Winterzeit in Europa könnte Einzug halten.

Vorbei die langen hellen Sommerabende, wenn die Winterzeit dauerhaft eingeführt werden sollte. Andererseits: Wenn man an den kurzen Tagen im Dunkeln zur Arbeit geht und im Dunkeln wieder nach Hause kommt, könnte die dauerhafte Sommerzeit reizvoll sein, weil man vielleicht etwas mehr vom Tag hat.

Brüssel kann nicht alleine entscheiden

Jeder sieht das eben anders. Man kann es drehen und wenden, wie man will, vieles ist relativ. Das Jammern über die Zeitumstellung wird jetzt nicht aufhören, es geht weiter. Denn die politische Debatte beginnt erst jetzt. Und Brüssel kann die Sache nicht einfach so alleine entscheiden.

Am Ende könnte ein großes Durcheinander stehen, ohne bisherige Zeitumstellung aber mit neu definierten Zeitzonen in Europa, oder eben: Die Angelegenheit versandet zwischen EU-Kommission, Rat und Europaparlament.

Thema ist nicht gerade das wichtigste

Eines darf man bei alldem nicht vergessen: 4,6 Millionen von mehr als 500 Millionen EU-Bürgern haben an einer unverbindlichen Abstimmung teilgenommen - nicht an einem Plebiszit mit festen Regeln und Mindestteilnehmerquoten. Eine große Mehrheit für das Ende der Zeitumstellung kann man daraus nicht so einfach ableiten. 

Und noch etwas fällt auf: Stimmungstests sind schön und gut, aber das Thema ist nicht gerade das wichtigste. Es sieht fast so aus, als hätte sich die EU-Kommission auf diese Randfrage der Politik geworfen, um von weniger harmlosen Debatten wegzukommen.

Am Ende entscheiden die Frühaufsteher

Auf jeden Fall stehen wieder einmal die Deutschen im Brennpunkt. Denn aus Deutschland kamen die meisten Stimmen. Und man hört schon den Chor der Zweifler in der EU: Jetzt werden die Deutschen auch noch über unsere Zeit bestimmen!

Am Ende werden aber wohl die Frühaufsteher entscheiden - gehört Juncker dazu? Offenbar! Viele klagen über einen regelrechten Jetlag, wenn im Frühjahr die Zeit umgestellt wird.

Diejenigen, die alles so lassen wollen wie es ist, können sich dann damit trösten, dass die EU zumindest eines nicht abändern kann: dass der Tag 24 Stunden hat.  

Andreas Meyer-Feist, Andreas Meyer-Feist, ARD Brüssel, 31.08.2018 15:50 Uhr
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Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten am 31. August 2018 die tagesschau um 16:00 Uhr und NDR Info um 17:08 Uhr.