Ein Mann steht in einem zerstörten Haus in der syrischen Stadt Balyun. | dpa
Kommentar

Kompromiss zur Syrien-Hilfe Ein Armutszeugnis für die Weltgemeinschaft

Stand: 09.07.2021 20:34 Uhr

Machthaber Assad führt weiter Krieg gegen sein eigenes Volk, Russland geht es nur um Macht und der Westen schaut weiter weg. Der Kompromiss zur Syrien-Hilfe ist deshalb kein Erfolg, sondern ein Armutszeugnis.

Ein Kommentar von Thomas Aders, SWR

In der Sprache der Diplomatie ist der Kompromiss, den die Vereinten Nationen heute gefunden haben, ein Erfolg. In Wirklichkeit ist er ein Armutszeugnis für die Weltgemeinschaft, denn der Krieg der syrischen Machthaber gegen das eigene Volk geht unvermindert weiter. So lange, bis Baschar al-Assad auch die letzte Provinz wieder unter seiner Kontrolle hat.

Thomas Aders

In Syrien herrscht ein Alltag des Grauens: Immer wieder wurden unschuldige Familien mit Fassbomben und Giftgas bombardiert. Seit mehr als zehn Jahren leiden in diesem Bürgerkrieg Syrer und Syrerinnen unter dem barbarischen Regime von Präsident Assad; seit mehr als zehn Jahren schauen wir in Europa und im Westen weg und überlassen die Menschen ihrem Schicksal. Die Familien, die vergeblich auf unsere Hilfe hoffen - sie werden uns unsere Untätigkeit nie verzeihen.

Hunger als Waffe - wie im Mittelalter

Weil eine Grenze nach der anderen von Moskau und Damaskus geschlossen wurde und nur noch der Übergang in Bab al-Hawa offen ist, sind schon jetzt Millionen Menschen in weiten Landstrichen dieses einst wundervollen Landes von Hunger bedroht, darunter Zehntausende Kinder. Russland ging und geht es immer nur um die Macht im Nahen Osten. Und das syrische Regime setzt Hunger wie im Mittelalter als Waffe ein. Eiskalt.

In Syrien herrscht seit Wochen eine brutale Dürre, die Lebensmittel werden überall knapp, die Preise steigen rasant. Und genau dann werden Getreidefelder in Brand gesteckt. Wer nicht für uns ist - so Damaskus - der ist gegen uns und soll dafür büßen.

Russland lehnt humanitäre Hilfslieferungen für Syrien nicht mehr grundsätzlich ab, die UN haben sie nun in einem Kompromiss um ein Jahr verlängert. Hätte auch schlimmer kommen können. So weit so gut. Wirklich?

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Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 09. Juli 2021 um 20:00 Uhr.