
US-Präsident beim G7-Gipfel Entscheidet sich Europa für oder gegen Biden?
US-Präsident Biden will die diplomatischen Beziehungen zu Europa kitten, die sein Vorgänger zerstört hat. Denn er weiß: Nur so kann sein Land die globale Vormachtstellung erhalten. Europa hat nun eine Entscheidung zu treffen.
Europa kann erstmal aufatmen. Mit Biden kommt ein berechenbarer Verbündeter, nachdem Trump einmal mit dem Bulldozer durch den Porzellanschrank der Diplomatie gefahren ist. "Amerika ist zurück", sagt Biden - zurück im Konzert der Staatengemeinschaft. Natürlich mit Dirigentenrolle.
Das Vertrauen der alten Alliierten muss er sich aber erstmal wieder erarbeiten. Da helfen Geschenke wie das Versprechen von 500 Millionen Impfdosen für ärmere Länder. Biden scheint auch bereit, langjährige Streitthemen zu entschärfen. Deutschland verschont er bei der umstrittenen Gaspipeline Nord Stream 2 vor weiteren Sanktionen.
Biden will den Systemkampf gewinnen
Stattdessen geht es ihm um die ganz große Existenzfrage: Biden sieht die Welt im Systemkampf - Demokratien gegen Autokratien. Die westliche Wertegemeinschaft will er auf sein vorrangiges Ziel einschwören: Russland und vor allem China gemeinsam begegnen. Biden weiß: Technologisch, wirtschaftlich und sicherheitspolitisch ist China die größte Gefahr für die Weltmachtstellung der USA.
Doch auch zu Hause in Amerika ist die Demokratie bedroht: Bis heute halten zwei Drittel aller republikanischen Wähler Biden nicht für den rechtmäßigen Präsidenten - dank Trumps großer Lüge vom Wahlbetrug. Und: Die Republikaner verhindern eine Untersuchung des Kapitolsturms, des größten Angriffs auf die Demokratie in der US-Geschichte.
Biden fordert Gefolgschaft
All das ist für Biden so existentiell, dass er Gefolgschaft einfordern wird. Denn er muss als starker Präsident wahrgenommen werden - mit Europa im Rücken, um dauerhaft gegen Populisten wie Trump bestehen zu können.
Die Europäer werden sich entscheiden müssen: Zurück zur alten Partnerschaft mit dem berechenbaren Verbündeten Joe Biden? Oder mehr Unabhängigkeit von den USA - und mehr Verantwortung als eigenständige Macht - zu Lasten von Biden.
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