Jahresrückblick 1981 Kampf gegen Hunger und Armut

Stand: 15.12.2010 17:22 Uhr

In der dritten Welt herrschen Armut und Hunger. In Mexiko beginnt der Dialog der Industrienationen und Ländern der dritten Welt. In Argentinien gibt es Proteste gegen das Verschwinden von Menschen. Amnesty International feiert sein 20-jähriges Bestehen.

1981 sind weltweit 550 Millionen Menschen unterernährt. Über 60.000 Entwurzelte leben allein in den Lagern des Ogaden. In der zwischen Somalia und Äthiopien umkämpften Region Afrikas sind Flüchtlingselend und Hungersnot so schlimm wie sonst nirgends auf der Welt.

Der Dialog zwischen den wohlhabenden und den armen Ländern soll im mexikanischen Badeort Cancún beginnen. Mit Hilfe der Vereinten Nationen streben die Länder mehr globale Zusammenarbeit an, doch dieses Ziel wird durch mehrdeutige Formeln verwässert.

Angola

Im Hafen der angolanischen Stadt Luanda liegen 60 Schiffe, die nicht entladen werden können. Die Hafenanlagen sind kaputt und können mangels Ersatzteilen nicht repariert werden. Jeder Tag kostet die angolanische Regierung Geld und verteuert damit die ohnehin zu teuren Lieferungen. Der für den Norden notwendige Handel zahlt sich in den jungen Staaten nur für die wenigen Funktionäre und Technokraten in der Hauptstadt aus.

Die Mehrzahl der Bevölkerung hungert. Bauern sind immer weniger bereit, Überschüsse über den eigenen Bedarf zu produzieren, da sich der Verkauf in den Städten nicht lohnt. Die Devisen schwinden, mit denen Lebensmittel importiert werden könnten.

Angola versucht seit der Unabhängigkeit von Portugal vor sechs Jahren, eigene Ressourcen zu entwickeln. Ein Hauptziel ist die Alphabetisierung der Bevölkerung. Inzwischen hat das eigene Bildungssystem dazu geführt, dass eine Million der sieben Millionen Einwohner lesen und schreiben können. Kurze Zeit vorher waren es noch 50 Prozent weniger. Armut und Unterernährung erschweren aber die Bemühungen.

Um den Ländern der Dritten Welt dauerhaft zu helfen, müssten Lebensmittel- und Industrieproduktion dort angesiedelt werden. Dazu müsste die Weltwirtschaft so umgestaltet werden, dass die Industrieländer auf einige Export- und Profitmöglichkeiten verzichten. Die Entwicklungsbemühungen werden zudem durch die wachsende Militarisierung der Länder in der dritten Welt behindert.

El Salvador

In El Salvador (Mittelamerika) toben Kämpfe zwischen der von den USA unterstützten Junta und den linksorientierten Aufständischen. 10.000 Menschen sterben, Tausende versuchen zu fliehen.

Argentinien

In Argentinien geht die Obrigkeit vehement gegen politisch Andersdenkende vor. Auf dem Placa del Mayo in Buenos Aires versammeln sich Mütter und Familienangehörige der Deca Parecidos, der Verschwundenen. Sie tragen weisse Kopftücher als Erkennungszeichen und ziehen um das nationale Unabhängigkeitssymbol, den Obelisken. Sie erinneren damit an die unbewältigte Vergangenheit Argentiniens, während der zwischen 6000 und 20.000 Menschen verschwanden oder ohne Prozess ins Gefängnis kamen, wo viele immer noch sind. Die Regierung hält sie für Terroristen.

An der Demonstration nehmen evangelische, jüdische und katholische Geistliche sowie der Nobelpreisträger von 1980, der Bürgerrechtler Adolfo Peréz, teil. Sie übergeben eine Petition, in der sie um eine Unterredung mit dem Präsidenten über Fragen der Menschenrechte bitten. Zivilpolizisten nehmen Menschen in der Menge fest. Es kommt zu Handgreiflichkeiten.

20 Jahre Amnesty International

1981 wird die Menschenrechtsorganisation 20 Jahre alt. Sie übernimmt Patenschaften, erstellt Dokumentationen und prangert Menschenrechtsverletzungen in der Welt an. Für politische Häftlinge stellt sie oft die einzige Hoffnung dar. 1982 will Amnesty International (ai) eine besondere Kampagne für die so genannten Verschwundenen starten.

Lew Kopelew erhält Friedenspreis

Für seine Lehre, dass Wahrheit, Menschlichkeit und Toleranz unerlässlich für den Frieden seien, wird Kopelew mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Für seine Überzeugung nahm Kopelew die Ausbürgerung aus der Sowjetunion in Kauf. In seiner Rede fordert er die Anerkennung des "Heldentums des Friedens".

Raumfähre Columbia gestartet

Im April startet die USA von Cape Canavarel aus die erste wiederverwendbare Raumfähre, das Spaceshuttle "Columbia". Nach 24 Stunden landet sie wieder in Kalifornien.