Jahresrückblick 1959 Chruschtschow bereist USA und China

Stand: 06.12.2010 11:48 Uhr

Die Reise Chruschtschows durch die USA verbessert das amerikanisch-sowjetische Verhältnis deutlich. Der "Geist von Camp David" frischt den Ost-West-Dialog auf.

Die sowjetische Rakete Lunic 2 erreicht am 14. September den Mond. Im Zeichen dieses sowjetischen Erfolges im Weltraum beginnt einen Tag später, am 15. September die Reise Chruschtschows durch die USA. Präsident Eisenhower begrüßt ihn auf dem Flugplatz von Washington. Er hoffe, dass dieser Besuch den gegenseitigem Verständnis der beiden Nationen dienen werde. In seiner Ansprache auf dem Flugplatz sagt der sowjetische Ministerpräsident, er zweifle nicht daran, dass es eines Tages auch den Amerikanern gelingen werde eine Rakete auf den Mond zu schießen. Und damit nimmt die Begegnung des Jahres ihren Verlauf. Die Begegnung zwischen Chruschtschow und Amerika, dem Land, das er im friedlichen Wettstreit auf politischem, wirtschaftlichem und wissenschaftlichem Gebiet schlagen will. Seine Reiseeindrücke formuliert Chruschtschow sehr unterschiedlich in charmanten Trinksprüchen und in derben Reden.

In Hollywood wirft der sowjetische Regierungschef einen Blick hinter die Kulissen des Films. Sechs Staaten der USA durchfährt Chruschtschow auf seiner Reise. Er besucht auch das Industriegebiet an den großen Seen um Chicago.

Vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen hält Chruschtschow die Rede, die von allen seinen Äußerungen auf dieser Reise die größte Beachtung findet. Er schlägt der UNO die totale Abrüstung innerhalb von vier Jahren vor. Er unterbreitet damit der Weltöffentlichkeit einen Plan, den er bereits im Januar auf dem 21. Kongress der KPDSU verkündet hatte. Den sowjetischen Standpunkt in der Deutschland-Frage hatte er schon in früheren Reden im amerikanischen Rundfunk und Fernsehen bekräftigt.

In der Abgeschiedenheit von Camp David trifft Chruschtschow dann mit Eisenhower zu einem abschließenden Gespräch unter vier Augen zusammen. Es ist der politische Höhepunkt seiner Amerikareise und der bisherige Höhepunkt des Zwiegespräches zwischen Ost und West überhaupt. Man spricht seither vom "Geist von Camp David".

Reise nach Peking

Zwei Tage nach Abschluss seiner Amerikareise besucht Cruschtschow Peking. Bald zeigen sich die ersten Auswirkungen der Gespräche von Camp David in einer Welle der Freundschaft, die Radio Moskau seither nach Amerika ausstrahlt. Ein weiteres Zeichen der geänderten sowjetischen Taktik ist eine ungewöhnlich kurze Militärparade bei den Feiern zum 42. Jahrestag der Oktoberrevolution. Zivile Verbände überwiegen auf dem Roten Platz, wo bei diesem Anlass sonst nur die militärische Stärke der Sowjetunion zur Schau gestellt wird.