Jahresrückblick 1962 Die ''Spiegel''-Affäre

Stand: 06.12.2010 17:15 Uhr

Nach einer "Spiegel"-Titelgeschichte über das Verteidigungskonzept der Bundeswehr lässt die Bundesanwaltschaft die Redaktionsräume des Magazins durchsuchen und leitende Redakteure verhaften. Die Aktion stößt auf herbe Kritik. In der Folge muss Verteidigungsminister Franz Josef Strauß zurücktreten.

Nach der im Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" erschienenen Titelgeschichte "Bedingt abwehrbereit" über das NATO-Herbstmanöver und die Verteidigungskonzeption der Bundesrepublik Deutschland besetzen Kriminalbeamte in der Nacht des 26. Oktober im Auftrag der Bundesanwaltschaft die Redaktionsräume des Magazins in Hamburg sowie die Räume des Bonner Büros. Sowohl die Redaktions- und Geschäfträume als auch die Wohnungen von verantwortlichen Redakteuren werden durchsucht.

In Spanien wird der stellvertretende Chefredakteur und Militärexperte des "Spiegel", Conrad Ahlers festgenommen, kurz darauf werden "Spiegel"-Herausgeber Rudolf Augstein und weitere leitende Redakteure verhaftet. Ihnen wird Landesverrat sowie Bestechung vorgeworfen. Das Vorgehen gegen den "Spiegel" und seine Mitarbeiter wird in der Öffentlichkeit als Verletzung der Pressefreiheit angesehen, viele Prominente erklären sich mit dem Magazin solidarisch.

Im Zusammenhang mit der "Spiegel"-Affäre fordert die FDP im November den Rücktritt von Verteidigungsminister Franz Josef Strauß (CSU). Strauß, dessen Person und Politik immer wieder vom "Spiegel" kritisiert wurde, verstrickt sich in Widersprüche, so dass sich der Eindruck verdichtet, die Aktion gegen das Nachrichtenmagazin sei ein Rachefeldzug und mit Wissen des Verteidigungsministers erfolgt. Am 30. November gibt Strauß dem Druck von FDP, SPD und der Öffentlichkeit nach und erklärt seinen Rücktritt.