Jahresrückblick 2002 Fehlstart der Koalition

Stand: 18.01.2006 07:55 Uhr

Die große Flut in Ostdeutschland wirkt sich auf die Stimmung der Wähler aus. Und was kaum noch jemand für möglich gehalten hat, tritt doch noch ein: Union und FDP sehen den schon sicher geglaubten Sieg davonschwimmen. - Es ist knapp am 22. September. 8864 Stimmen mehr für die "Doris-ihrem-Mann-seine-Partei". Und die alte und neue Regierung scheint danach so beglückt oder auch nur so überrascht, dass sie wie schon 1998 einen grandiosen Fehlstart hinlegt.

Alle erwarten eine Blut, Schweiß und Träne-Rede vom Kanzler, doch die hält die andere Seite. Mit gezielten Provokationen, bayerisch derb und unverblümt, wird der Kanzler Anfang Dezember herausgefordert. Dem Kanzler platzt der Kragen. Hilfesuchend wendet er sich an die Oppositionsführerin.

Das ist der vorläufige Schlusspunkt einer innenpolitischen Pannenserie, die ihren Anfang nahm in kleinteiligen Koalitionsverhandlungen.

Zunächst war die Laune gut, alles sollte schnell gehen, zu schnell, wie man inzwischen zugegeben hat. Während drinnen über Details verhandelt wird, stehen draußen Gegner des Atomkraftwerkes Obrigheim. Alles Lüge fragen sie als erste, die versprochene Abschaltung des AKW wird jedenfalls verschoben.

Kurze Zeit später erwischt es den einstmaligen Star im Kabinett. Hans Eichel wird zum neuen Herrn der Löcher im Bundeshaushalt. Deutschland kann die Maastrichter Defizitkriterien nicht erfüllen.

Zwischendrin servieren die Grünen ihre beiden Parteivorsitzenden ab. Prinzipienreiter setzen sich durch. Zurück bleiben hängende Köpfe und Instabilität. Immerhin finden sich zwei Neue.

Auch innerhalb der SPD schwindet die Autorität des Chefs. Die Folge: Kakophonie, bedeutet: ein vielstimmiger Chor redet durcheinander. Der Kanzler spricht ein Machtwort nach dem anderen , aber die Diskussion um die Vermögensteuer will einfach kein Ende nehmen.

Es ist ungemütlich im Kanzleramt. Dabei hatte es hatte so schön angefangen. Getragen von der Männerfreundschaft der beiden Spitzenkandidaten hatte rot-grün einen Vorsprung von 6000 Stimmen ins Ziel gebracht.

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