
Rückführung aus Syrien Deutschland holt IS-Anhängerinnen zurück
Die Bundesregierung hat heute acht deutsche IS-Anhängerinnen und ihre insgesamt 23 Kinder aus einem syrischen Gefangenenlager nach Deutschland gebracht. Gegen einige von ihnen besteht bereits Haftbefehl.
Nach Informationen von NDR und WDR gingen dem Rücktransport monatelange Geheimverhandlungen deutscher Diplomaten mit Vertretern der kurdischen Selbstverwaltung in Nordost-Syrien voraus. Das Auswärtige Amt wollte die Rückführung, die mit dem dänischen Außenministerium koordiniert wurde, zunächst nicht bestätigen.
Bei den Frauen handelt es sich um frühere Anhängerinnen des sogenannten Islamischen Staates (IS) aus Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Niedersachsen und Berlin. Sie waren in den Jahren 2014 und 2015 in die Konfliktregion gereist und hatten sich der Terrormiliz angeschlossen. Wie viele der Frauen nach der Landung in Deutschland in Haft kommen werden, blieb zunächst unklar. Gegen einige besteht allerdings schon seit längerem ein Haftbefehl.
Vater kämpft jahrelang um Rückkehr seiner Tochter
Unter ihnen ist offenbar auch eine Frau aus Hamburg. Ihr Fall hatte bundesweit Schlagzeilen gemacht, weil sie ihre damals dreijährige Tochter A. mit nach Syrien nahm, ohne den Kindsvater zu informieren. Der Vater, Danish F. aus Hamburg, freut sich daher umso mehr, dass seine inzwischen elfjährige Tochter nun nach Deutschland zurückkehrt, wie er auf Anfrage mitteilt. Seit 2014 habe er sie nicht mehr gesehen. "Das ist aktuell ein Wirrwarr der Gefühle. Natürlich freut man sich, aber natürlich habe ich auch Respekt vor dem, was nun vor uns steht", sagt F. gegenüber NDR und WDR.
In den zurückliegenden Jahren hatte er wiederholt protestiert, seine Tochter müsse schnellstmöglich nach Deutschland zurückgeführt werden. Eine Klage gegen die Bundesregierung vor dem Verwaltungsgericht Berlin war allerdings erfolglos geblieben.
Nicht die erste Rückführung
Es ist nicht das erste Mal, dass die Bundesregierung frühere Anhängerinnen des IS mit deutschem Pass nach Deutschland zurückbringt. Bereits im Dezember 2020 hatte es einen solchen Flug gegeben - in Kooperation mit der finnischen Regierung. Damals waren drei Frauen und fünf Kinder an Bord.
Lange hatte es in der Öffentlichkeit und der Bundesregierung Diskussionen über die Frage gegeben, ob und unter welchen Bedingungen deutsche Staatsangehörige zurückgebracht werden müssten, zumal bei einigen nicht klar ist, ob sie sich tatsächlich von der Ideologie der Terrormiliz distanziert haben. Im vergangenen Jahr hatte sich, auch auf internationalen Druck hin, die Haltung des Auswärtigen Amtes herauskristallisiert, dass es eine Rücknahmezusage für deutsche Kinder und gegebenenfalls ihre Mütter gibt. Für Männer gilt das nicht.