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Öffentlich-rechtliche Medien Die Zusatzeinnahmen der Intendanten

Stand: 27.09.2022 06:00 Uhr

Einige Intendanten verdienen Tausende Euro im Jahr zusätzlich zu ihrem Gehalt mit Posten in Aufsichtsgremien, allerdings deutlich weniger als noch vor Jahren. NDR-Recherchen zeigen, wie unterschiedlich die Sender mit dem Thema umgehen.

Von Sebastian Friedrich und Katharina Schiele, NDR

In der aktuellen Diskussion um die Höhe der Intendantengehälter von ARD und ZDF spielen sie bislang keine Rolle: die zusätzlichen Verdienste aus Aufsichtsratsposten oder ähnlichen Mandaten. Dabei erhält etwa NDR-Intendant Joachim Knuth zu seinem 346.000 Euro Jahresgehalt aktuell zusätzlich 23.400 Euro im Jahr. Das Geld bekommt er für seine Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender für die NDR-Tochterunternehmen Studio Hamburg GmbH und NDR Media GmbH sowie für seine Mitgliedschaft im Verwaltungsrat des Deutschlandradios. Es handelt sich hierbei um Mandate, die er in seiner Funktion als NDR-Intendant wahrnimmt. Knuth steht damit unter den ARD-Intendantinnen und -Intendanten an der Spitze, wenn es um solche Zuverdienste geht.

Die NDR-Pressestelle weist darauf hin, dass zusätzliche Aufgaben innerhalb der ARD, die vergütet werden, jährlich im NDR-Geschäftsbericht veröffentlicht werden. Außerdem müssten alle Nebentätigkeiten, ob bezahlt oder unbezahlt, vom Verwaltungsrat genehmigt werden. Weitere Mandate im Aufsichtsrat der Degeto Film GmbH, im Aufsichtsrat der Deutschen Presse-Agentur (dpa), im Stiftungsrat des Schleswig-Holstein Musikfestivals und im Verwaltungsrat des Rauhen Hauses sind ohne Vergütung.

ZDF-Intendant Norbert Himmler kann zu seinem Jahresgehalt in Höhe von 372.000 Euro zusätzlich maximal 25.000 Euro hinzuverdienen, alles darüber muss er an den Sender abführen. Himmler sitzt unter anderem in den Aufsichtsräten der ZDF Studios GmbH, der ZDF Werbefernsehen GmbH und der Bavaria Fiction GmbH, die auch Filme für das ZDF produziert. Auf Anfrage, wie viel genau der ZDF-Intendant aktuell dafür verdient, antwortet das ZDF nicht.

Die meisten Intendanten erhalten keine zusätzlichen Einnahmen

Die Intendantinnen und Intendanten der Sender BR, HR, rbb, SR, Radio Bremen, Deutschlandradio und Deutsche Welle erhalten für entsprechende Aufsichtsratsposten, die als Teil ihrer Aufgabe als Intendanten gesehen werden, aktuell keine weiteren Einkünfte. Beim MDR sind die Vergütungen auf 5000 Euro jährlich begrenzt - in Anlehnung an Regelungen im öffentlichen Dienst. 

Beim rbb liegt für Einkünfte im Rahmen der Intendantentätigkeit die Deckelungsgrenze bei 6000 Euro im Jahr, derzeit erhält die neue Intendantin des rbb allerdings keine solchen Einkünfte. Auch beim WDR darf die Summe aller Bezüge aus Aufsichtsmandaten jährlich 6000 Euro nicht übersteigen. Alles darüber hinaus wird an den WDR abgeführt. Keine Deckelung gibt es beim NDR und beim SWR. SWR-Intendant Kai Gniffke verzichtet aber freiwillig und spendet die Einnahmen aus seiner Aufsichtsratstätigkeit bei der Bavaria Film GmbH für gemeinnützige Zwecke. Das sei aber seine persönliche Entscheidung, wie der SWR auf NDR-Nachfrage mitteilt.

HR-Intendant: "Warum sollte ich extra bezahlt werden?"

Florian Hager, Intendant beim HR, findet es richtig, dass es beim Hessischen Rundfunk klare vertragliche Reglungen gibt. "Mir ist bewusst, dass ich als Intendant des Hessischen Rundfunks gut verdiene. Warum sollte ich, wenn ich in dieser Funktion an Sitzungen und Versammlungen teilnehme, dafür extra bezahlt werden? Oft sind die Termine ohnehin während meiner regulären Arbeitszeit", so Hager auf Anfrage.

Beim NDR sind die Nebeneinkünfte des Intendanten nicht vertraglich geregelt oder gedeckelt.

Zusatzeinnahmen aus Aufsichtsratsposten in den vergangenen Jahren stark gesunken

Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" hatte bereits 2013 über die Zusatzeinnahmen der Intendanten von ARD und ZDF aus Aufsichtsratsposten und ähnlichem berichtet. Demnach erhielten vor etwa zehn Jahren fast alle Intendanten zusätzliche Einnahmen: Die damalige WDR-Intendantin bekam knapp 60.000 Euro zusätzlich und der ZDF-Intendant mehr als 30.000 Euro. Alle bekannten Zusatzeinnahmen lagen damals über 10.000 Euro.

Seitdem sind die Zusatzeinnahmen insgesamt also stark gesunken. Nur der heutige NDR-Intendant Joachim Knuth verdient mit 23.400 Euro zusätzlich pro Jahr kaum weniger als sein Vorgänger, der 2013 Zusatzeinnahmen von 27.000 Euro hatte.

Das "NDR-Rechercheteam" ist eine redaktionsübergreifende investigative Einheit von freien und festen Mitarbeitern aus den Redaktionen ZAPP, STRG_F, Panorama und dem Ressort Investigation des NDR. Als kritische Journalistinnen und Journalisten im NDR halten wir es für unsere Aufgabe, uns selbst an der Aufklärung möglicher Missstände im NDR wie auch im Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk insgesamt zu beteiligen. Wir wollen und dürfen die kritische Berichterstattung nicht nur anderen überlassen. Wir sind zu dieser Arbeit von niemanden beauftragt worden, sondern haben uns eigenständig zusammengefunden.

Marcus Engert, NDR, 27.09.2022 06:37 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 27. September 2022 um 10:05 Uhr.