
Fall Lübcke Spur führt in die rechte Szene
Stand: 17.06.2019 08:46 Uhr
Im Fall Lübcke wurde ein tatverdächtiger 45-Jähriger gefasst. Laut NDR, WDR und "SZ" hatte der Festgenommene mindestens früher Kontakte in die rechtsextreme Szene. Lübcke war bis zuletzt im Netz bedroht worden.
Die Polizei in Kassel hat bekannt gegeben, dass am Samstag ein 45-jähriger Mann festgenommen wurde. Er soll dringend tatverdächtig sein, Anfang Juni den Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke erschossen zu haben.
Nun verdichten sich die Hinweise auf einen rechten Hintergrund. Nach Informationen von NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung" soll der Tatverdächtige mindestens früher Kontakte in die rechte Szene gehabt haben.
Spur in die rechte Szene
tagesthemen 22:45 Uhr, 16.06.2019, Jacqueline Dreyhaupt, HR
Den Recherchen zufolge soll der Festgenommene bislang schweigen. Die Ermittler sollen seine DNA-Spuren an der Kleidung des Opfers gefunden haben. Zuerst hatte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet, dass der Mann Kontakte in das rechte Milieu gehabt habe.
Nach Lübckes Tod hatten hasserfüllte und hämische Reaktionen aus der rechten Szene im Internet für Empörung gesorgt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte, wie sich manche in sozialen Netzwerken geradezu hermachten über dessen Tod, sei "zynisch, geschmacklos, abscheulich, in jeder Hinsicht widerwärtig".
Morddrohungen gegen Lübcke
Lübcke hatte in den vergangenen Jahren Morddrohungen erhalten. Als Chef des Regierungspräsidiums Kassel, einer Art Mittelbehörde zwischen der Landesregierung und den Kommunen, hatte der politische Spitzenbeamte sich in der Flüchtlingskrise vor vier Jahren für die Unterbringung von Flüchtlingen in Nordhessen ausgesprochen. Eine Verbindung zu der Tat hatten die Ermittler bislang allerdings nicht gesehen.
Lübcke war auch noch im Frühjahr dieses Jahres im Netz bedroht worden. Die ehemalige CDU-Politikerin Erika Steinbach hatte auf Facebook einen Blog-Beitrag über ihn geteilt, dabei ging es um Aussagen von Lübcke aus dem Jahr 2015. Ein Nutzer kommentierte dies mit dem Bild einer Schusswaffe und forderte, aufzuräumen. Ein anderer schrieb an Lübcke gerichtet: "Sie stehen auf der sogenannten schwarzen Liste. Besorgen Sie sich schon mal einer Unterkunft außerhalb Deutschlands". Weitere Kommentatoren posteten Bilder von Galgen, Drohungen sowieBeleidigungen. Diese Kommentare waren bis zum Sonntagabend online, wurden nun aber offenbar gelöscht.
Nicht der Mann von der Fähre
Für Aufregung hatte am vergangenen Wochenende ein Polizeieinsatz an der Nordseeküste im Hafen Harlesiel gesorgt. Die Polizei stoppte den Fährbetrieb bei Harlangersiel und nahm einen Mann in Gewahrsam, ließ ihn nach der Befragung aber wieder gehen.
Der nun Festgenommene sei nicht der Mann von der Fähre, betonen die Ermittler heute.
Vor seinem Haus erschossen
Lübcke war in der Nacht zum 2. Juni tot auf der Terrasse seines Wohnhauses im nordhessischen Wolfhagen-Istha gefunden worden. Laut Obduktion wurde der 65-Jährige mit einer Kurzwaffe aus nächster Nähe erschossen.
Er hinterlässt eine Frau und zwei erwachsene Kinder. Am Samstag - dem Tag der Festnahme des Tatverdächtigen - wurde der 65-Jährige in seinem Heimatort beigesetzt. Am Donnerstag hatte es in Kassel einen Trauergottesdienst mit über 1300 Besuchern für den CDU-Politiker gegeben.
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