
Kosten für Corona-Impfstoff BioNTech verteidigt Preisangebot an die EU
BioNTech hat sich gegen Berichte gewehrt, seinen Impfstoff der EU zunächst zu einem hohen Preis angeboten zu haben. NDR, WDR und SZ hatten aufgedeckt, dass das Unternehmen ursprünglich 54,08 Euro pro Dosis verlangte.
Biontech-Gründer Uğur Şahin hat sich in der "Bild"-Zeitung gegen den Eindruck gewehrt, sein Unternehmen habe der Europäischen Union den Corona-Impfstoff zunächst zu einem sehr hohen Preis angeboten. Şahin sagte: "Es war Anfang, Mitte Juni, und es war unsere erste Preisberechnung mit einer großen Reihe von Unbekannten."
Tatsächlich stammt das als "vertraulich" eingestufte Angebot vom 24. Juni, ist mehrere Seiten stark und begründet den Preis ausführlich. Es wurde vom Pharmakonzern Pfizer im Namen von BioNTech und Pfizer an die EU übermittelt. Konkret bieten darin Pfizer/BioNTech der EU 500 Millionen Impfdosen zum Preis von je 54,08 Euro an.
Wörtlich heißt es in dem Angebot: "Basierend auf unserem Verständnis der geschätzten Anzahl von Dosen, die die Kommission plant zu reservieren (500 Mio.), beträgt der Preis 54,08 Euro pro Dosis, was der höchste prozentuale Rabatt ist, der bisher einer fortgeschrittenen Volkswirtschaft in der Welt angeboten wurde." Der Satz legt auch nahe, dass die Überlegungen zur Preisgestaltung in den Unternehmen bereits seit einiger Zeit liefen. Schließlich werden Vorauszahlungen von 3,50 Euro pro Dosis genannt, die unmittelbar bei Vertragsabschluss fällig werden ("Advance Payment").
Sahin betont jetzt in der "Bild"-Zeitung, dass man zum Zeitpunkt des Angebots noch nicht haben wissen können, "wie sich die Produktion genau skalieren lässt" und auch nicht, "wie die Produktionsabläufe und Kosten genau sein werden".
Keine Antwort von BioNTech
NDR, WDR und "Süddeutsche Zeitung" (SZ) hatten am Dienstag BioNTech mit dem Verkaufsangebot konfrontiert und unter anderem gefragt, wie sich der Preis von 54,08 Euro pro Dosis erkläre. Darauf hatte das Unternehmen weder geantwortet, dass dies eine "erste Preisberechnung" gewesen sein soll, noch dass die Produktionskosten damals noch unklar gewesen sein sollen. Das Unternehmen hatte lediglich mitgeteilt: "Der Preis für den Impfstoff ist von verschiedenen Faktoren, etwa der Bestellende, abhängig und liegt in einer gewissen Spanne für alle Länder mit höherem Einkommen. Bei Ländern mit niedrigerem Einkommen wird der Preis entsprechend angepasst." Eine Anfrage zu einem Gespräch über das hohe Preis-Angebot an die EU ließ Şahin diese Woche unbeantwortet.
Tatsächlich hatten Pfizer/BioNTech in ihrem Schreiben an die EU den Preis sogar mit verschiedenen Argumenten begründet. Etwa, dass sie die Forschung und Entwicklung "vollständig selbst finanziert" hätten und dass die Corona-Pandemie weltweit gewaltige wirtschaftliche Schäden verursache. "Wenn man die wirtschaftlichen Auswirkungen in Höhe von Billionen Euro in ein traditionelles Kosten-Nutzen-Modell einbezieht, ergibt sich ein Preis, der während einer globalen Pandemie unangemessen wäre", heißt es in dem Angebot. Erst danach folgt die geforderte Summe von 54,08 Euro pro Impfdosis.
15,50 Euro für die EU, 16 Euro für die USA
Die "Bild"-Zeitung zitiert in ihrem Bericht weiter eine anonyme Quelle "aus Kreisen der Bundesregierung", die angeblich sage, dass allen klar gewesen sei, das das Angebot vom Juni "eine Wasserstandsmeldung" gewesen sei. Einen Beleg dafür gibt es nicht und auch BioNTech/Pfizer hatten das bisher nicht so dargestellt.
Wie NDR, WDR und SZ berichtet hatten, einigten sich Pfizer und BioNTech mit der EU-Kommission bereits im Sommer auf einen endgültigen Preis in Höhe von 15,50 Euro. Auch die USA hatten im Juli 100 Millionen Impfdosen zum Preis von 19,50 US-Dollar (16 Euro) bestellt.