Kahlgeschorene Köpfe von Rechtsextremen
Exklusiv

Neonazis in organisierter Kriminalität Anklage gegen neun Verdächtige

Stand: 30.03.2022 15:02 Uhr

Thüringer Strafverfolger haben nach NDR-Informationen eine Neonazi-Gruppe wegen bandenmäßigem Drogenhandel und der Bildung einer kriminellen Vereinigung angeklagt.

Von Julian Feldmann, NDR

Ein Jahr nach einer Großrazzia gegen die rechtsextreme Gruppe "Turonen" in Thüringen hat die Staatsanwaltschaft Gera nun sechs Männer und drei Frauen wegen bandenmäßigem Handeltreiben mit Betäubungsmitteln angeklagt. Den Angeschuldigten wird "in unterschiedlicher Tatbeteiligung", wie ein Sprecher der Behörde auf Anfrage des Rechercheformats STRG_F mitteilte, eine Vielzahl von Fällen des Drogenhandels vorgeworfen. Sieben der insgesamt neun Beschuldigten legt die Anklagebehörde außerdem die Bildung einer kriminellen Vereinigung zur Last.

Rechtsextreme Strukturen und organisierte Kriminalität

Die Ermittler gehen davon aus, dass die mutmaßlichen Täter und Täterinnen die rechtsextremen Strukturen genutzt haben, um Taten aus dem Bereich der organisierten Kriminalität zu begehen. Im Februar vergangenen Jahres waren Polizei und Staatsanwaltschaft mit einer groß angelegten Razzia gegen die Neonazis vorgegangen und hatten mehrere Haftbefehle vollstreckt. Sechs der Beschuldigten befinden sich in Untersuchungshaft, ein siebter verbüßt derzeit eine Gefängnisstrafe wegen einer anderen Tat, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft auf Anfrage von STRG_F.

Neben den Hauptvorwürfen klagte die Staatsanwaltschaft bei einzelnen Beschuldigten auch andere Delikte an. Dabei geht es um Vorwürfe der schweren Zwangsprostitution, der Geldwäsche und des Verstoßes gegen das Waffengesetz.

Staatsanwaltschaft Gera erhebt Anklage

Zunächst hatte sich der Verdacht gegen 14 Beschuldigte, überwiegend aus dem Raum Gotha, gerichtet. Gegen fünf Verdächtige wird nun weiter ermittelt. Die Staatsanwaltschaft Gera ist thüringenweit für die Verfolgung organisierter Kriminalität zuständig. Die jetzt erhobene Anklage richtet sich gegen sieben Beschuldigte aus Thüringen, einen Mann aus dem Raum Aachen und einen Verdächtigen aus Hessen. Bei dem Beschuldigten aus Hessen handelt es sich nach Informationen von STRG_F um einen rechtsextremen Szeneanwalt.

Das Landgericht Erfurt muss nun über die Zulassung der Anklage entscheiden. Die Verteidiger der Beschuldigten waren für den NDR nicht zu erreichen.