Ein "Meridian"-Zug
Hintergrund

Hintergrund Die Meridian-Züge und die Mangfalltalbahn

Stand: 09.02.2016 12:31 Uhr

Wo genau hat sich das Zugunglück in Oberbayern ereignet? Wer betreibt die Meridian-Züge, die dort unterwegs sind? Und mit welchen technischen Mitteln ist die eingleisige Strecke gesichert? tagesschau.de gibt einen Überblick.

Die Meridian-Züge gehören zur Bayerischen Oberlandbahn GmbH (BOB), einem privaten Bahnunternehmen, das zu 100 Prozent der französischen Transdev-Gruppe gehört. Die Transdev GmbH hat in Deutschland nach eigenen Angaben mehr als 5000 Mitarbeiter und einen Umsatz von knapp 850 Millionen Euro. Sie bezeichnet sich selbst als größter privater Nahverkehrsanbieter im lokalen Bahn- und Busbereich in Deutschland. Der Mutterkonzern Transdev ist mit 83.000 Mitarbeitern in 20 Ländern tätig. Bekannt ist das Unternehmen vielen besser unter dem früheren Namen Veolia.

Die BOB bedient mehrere Regionalverkehrslinien südöstlich von München - unter anderem die Strecken, die in die Urlaubsorte Lenggries und Bayrischzell führen. Sie hat ihren Hauptsitz in der oberbayerischen Marktgemeinde Holzkirchen, die gleichzeitig auch eine Art Knotenpunkt im Netz des Unternehmens ist.

Fernverkehr von Streckensperrung nicht betroffen

Das Unglück ereignete sich auf der Mangfalltalbahn, einer eingleisigen Strecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim. Sie ist bis auf Weiteres komplett gesperrt. Der Fernverkehr der Bahn ist davon nicht betroffen, auf der Strecke sind ausschließlich Nahverkehrszüge unterwegs. Sie werden jetzt durch Busse ersetzt.

Der Unglücksort liegt in einem Waldgebiet im Südosten von Bad Aibling. Die Züge stießen dort frontal zusammen. Warum sie zeitgleich auf der eingleisigen Strecke waren, ist unklar. Ist ein Zug auf der Strecke unterwegs, muss ein entgegenkommender normalerweise im nächstgelegenen Bahnhof warten, in dem es mehrere Gleise gibt.

Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h zulässig

Die Strecke Holzkirchen-Rosenheim gehört zur Deutschen Bahn, die auch das Stellwerk in Bad Aibling betreibt. An der Strecke gibt es eine sogenannte Punktförmige Zugbeeinflussung (PZB), die einen Zug automatisch abbremst, wenn ein rotes Signal überfahren wird. Bei dem PZB-System empfängt ein Gerät im Zug Signale von Magneten im Gleisbett - diese sind mit einem ersten Vorsignal und dem 1000 Meter weiter stehenden Hauptsignal verkabelt. Steht das Hauptsignal auf Rot, zeigt dies auch bereits das Vorsignal an. Der Lokführer muss mit einer Taste bestätigen, dass er dies bemerkt hat, sonst bremst ihn die Technik ab. Rollt der Zug über das rote Hauptsignal, wird ebenfalls eine Zwangsbremsung ausgelöst. Das System kann auch eingreifen, wenn Züge etwa in engen Kurven die Geschwindigkeit nicht wie vorgeschrieben gedrosselt haben.

Nach Angaben der Bahn dürfen die Züge auf der Strecke maximal 120 Kilometer pro Stunde fahren - eine im Bahnverkehr vergleichsweise geringe Höchstgeschwindigkeit. ICE-Züge sind mehr als doppelt so schnell unterwegs.

Das Unternehmen hat mehrere Hotlines geschaltet:

  • Angehörige von Fahrgästen können sich unter 0395/43 08 43 90 informieren
  • Informationen zu den Ersatzbussen gibt es unter 08024/99 71 71