Der Angeklagte Thomas Drach kommt zum Auftakt seines Prozesses vor dem Landgericht in den Verhandlungsaal.

Prozessauftakt in Köln Drach steht wieder vor Gericht

Stand: 01.02.2022 15:50 Uhr

Er gilt als einer der bekanntesten Verbrecher Deutschlands. Nun steht der Reemtsma-Entführer Drach erneut vor Gericht: Vier Raubüberfälle auf Geldtransporter werden ihm zur Last gelegt. Das Landgericht glich einer Festung.

In Köln hat unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen ein neuer Prozess gegen den verurteilten Reemtsma-Entführer Thomas Drach begonnen. Der 61-Jährige soll nach seiner Haftentlassung vier Geldtransporter in Köln, Frankfurt am Main und Limburg überfallen haben. Bei zwei der Taten soll er jeweils einen Wachmann angeschossen und schwer verletzt haben. Ein mutmaßlicher Komplize ist in dem Verfahren mitangeklagt. Drach wird in dem Prozess unter anderem versuchter Mord, besonders schwerer Raub und Brandstiftung vorgeworfen.

Gleich zu Beginn des Prozesses erklärten Drachs Anwälte im Anschluss an die Anklageverlesung, dass sich ihr Mandant nicht zu den Vorwürfen oder seiner Person äußern und stattdessen von seinem Schweigerecht Gebrauch machen werde. Zuvor war Drach minutenlang hinter seinem Platz an der Anklagebank stehen geblieben und hatte den Kamerateams und Fotografen den Rücken zugewandt, bis sie den Saal verließen.

Einer der bekanntesten Verbrecher Deutschlands

Am Kölner Landgericht galten sehr hohe Sicherheitsvorkehrungen. Bewaffnete Polizisten waren zu sehen, Beobachter des Prozesses wurden streng kontrolliert. Drach war am frühen Morgen in einer Kolonne von drei schwarzen Wagen mit Blaulicht in das Gerichtsgebäude gefahren worden.

Drach, aufgewachsen in Erftstadt bei Köln, ist bereits mehrfach von Gerichten verurteilt worden und gilt als einer der bekanntesten Verbrecher Deutschlands. 1996 hatte er den Erben der Hamburger Tabak-Dynastie Reemtsma, Jan Philipp Reemtsma, entführt und ihn nach 33 Tagen wieder freigelassen - gegen ein Lösegeld von 15 Millionen D-Mark und 12,5 Millionen Schweizer Franken.

Für die Tat verurteilte ihn das Hamburger Landgericht zu 14,5 Jahren Gefängnis. Nach seiner Entlassung 2013 setzte er sich ins Ausland ab. Anfang 2021 wurde er wegen des Verdachts auf die Geldtransporter-Überfälle in den Niederlanden festgenommen. Er bestreitet die Vorwürfe.

Drach droht Sicherheitsverwahrung

Drachs Anwälte machten deutlich, dass sie einen Freispruch erwarten. "Hätte der Mandant einen anderen Lebenslauf, müsste er sich hier nicht verantworten", sagte der Verteidiger Andreas Kerkhof. Es gebe lediglich ein paar "vage Indizien" - aber keine Beweise, die eine Verurteilung rechtfertigten.

Sollte der Richter das anders sehen, droht Drach neben einer hohen Freiheitsstrafe auch die Unterbringung in der Sicherungsverwahrung. Mit seinem "Hang zu gewalttätigen Straftaten" stellt Drach der Staatsanwaltschaft zufolge eine Gefahr für die Öffentlichkeit dar.

Für das Verfahren sind zunächst 53 Verhandlungstage bis Ende September angesetzt, zu erwarten ist laut den Beteiligten jedoch eine deutlich längere Verfahrensdauer.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 01. Februar 2022 um 17:00 Uhr.