
Diskussion um Stolpersteine "Dieses Mal den Anfängen wehren"
Empört hat das Internationale Auschwitz Komitee auf die Forderung eines AfD-Politiker reagiert, die Stolperstein-Aktion zum Gedenken an NS-Opfer zu beenden. Dies sei ein Angriff auf den demokratischen Grundkonsens.
Seit 1992 werden Stolpersteine als Erinnerung an vom NS-Regime Verfolgte verlegt. Mehr als 60.000 der Messing-Plaketten gibt es inzwischen - verlegt in mehr als 20 europäischen Ländern.
Angriff auf demokratischen Grundkonsens
Nachdem der AfD-Politiker Wolfgang Gedeon die Abschaffung dieser "aufgezwungenen Erinnerungs-Kultur" gefordert hatte, reagiert das Internationale Auschwitz Komitee empört: "Die AfD bekämpft immer brachialer und skrupelloser, was die Überlebenden von Auschwitz als Zeitzeugen in der deutschen Gesellschaft bewirkt haben", sagte der Vizepräsident des Komitees, Christoph Heubner. Die Äußerung sei ein Versuch, die Überlebenden und ihre Erinnerungen aus der Gesellschaft herauszudrängen.
Die Kritik des Internationalen Auschwitz Komitees bezieht sich explizit nicht nur auf Gedeon: Vielmehr zerstöre die AfD "bewusst den demokratischen Grundkonsens, der in der deutschen Gesellschaft nach der Auseinandersetzung mit dem mörderischen Nazisystem als Allgemeingut der Republik immer wieder beschworen wird." Heubner beschwor die Gesellschaft, "dieses Mal den Anfängen zu wehren".
Gedeon will Ende der Stolperstein-Aktion
Der baden-württembergische AfD-Landtagsabgeordnete Gedeon hatte ein Ende der Stolperstein-Aktionen gefordert. "Es gibt angemessenere Arten des Gedenkens im Rahmen von Gedenkstätten, von denen wir hier genügend haben", schrieb der 70-Jährige an den Oberbürgermeister und den Gemeinderat der Stadt Singen. "Mit ihren Aktionen versuchen die Stolperstein-Initiatoren ihren Mitmenschen eine bestimmte Erinnerungs-Kultur aufzuzwingen und ihnen vorzuschreiben, wie sie wann wessen zu gedenken hätten. Wer gibt diesen oft sehr penetranten Moralisten das Recht dazu?", heißt es in Gedeons Brief.

Der AfD-Politiker Gedeon ist auch innerparteilich umstritten.
Der Arzt Gedeon gilt auch parteiintern einigen als Antisemit. Ein Landesschiedsgericht der AfD hatte ein Parteiausschlussverfahren gegen ihn im Dezember aus Mangel an Beweisen eingestellt. Der Abgeordnete bleibt im Landtag aber aus der Fraktion ausgeschlossen; er sitzt dort als Einzelabgeordneter.