
Ständige Impfkommission Zweite Impfdosis nicht aufschieben
Stand: 08.01.2021 21:57 Uhr
Ist es ratsam, die zweite Corona-Impfung später zu verabreichen als bisher vorgesehen? Dahinter steckt die Idee, in kürzerer Zeit mehr Menschen zu impfen. Doch die Ständige Impfkommission rät davon jetzt ab.
Der Abstand zwischen der ersten und zweiten Corona-Impfung soll nach Ansicht der Ständigen Impfkommission (Stiko) am Robert Koch-Institut (RKI) nicht vergrößert werden. Das teilte die Stiko in einer Aktualisierung ihrer Impfempfehlung mit.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte die Behörde prüfen lassen, ob ein solches Vorgehen sinnvoll ist, um mit den derzeit begrenzten Impfstoffmengen möglichst schnell möglichst viele Menschen impfen zu können.
Hintergrund ist, dass ein gewisser Schutz vor einer Covid-19-Erkrankung bereits nach der ersten Impfung gegeben ist.
"Die Gabe der 2. Impfstoffdosis soll innerhalb des durch die Zulassungsstudien abgedeckten Zeitraumes (derzeit 42 Tage) erfolgen", heißt es in der Aktualisierung der Impfempfehlung nun.
Unklar, ob mehr schwere Erkrankungen zu verhindern wären
Zur Begründung erläutern die Stiko-Experten, dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt unsicher sei, ob man durch eine Verschiebung der zweiten Impfstoffdosis auf einen späteren Zeitpunkt tatsächlich mehr schwere Erkrankungen und Todesfälle verhindere als durch eine zeitnahe zweite Impfung der Hochrisikogruppen, welche dann zu einem nahezu vollständigen Schutz vor Erkrankung führt.
Sollte der empfohlene Abstand zwischen der ersten und der zweiten Impfstoffdosis überschritten worden sein, könne die Impfserie jedoch fortgesetzt werden und müsse nicht neu begonnen werden.
Auch EMA gegen längeren Abstand
Damit folgt die Stiko der Einschätzung vieler anderer Experten. So hatte die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) in Amsterdam bereits darauf hingewiesen, dass eine Änderung des Abstandes zwischen beiden Impfdosen eine Änderung der Bedingten Marktzulassung und mehr klinische Daten notwendig machen würde.
Auch die amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA hatte davor gewarnt, von der vorgeschriebenen Verabreichung der zwei Dosen abzuweichen.
Der Hersteller BioNtech hatte darauf hingewiesen, dass in der Phase-III-Studie Sicherheit und Wirksamkeit des Impfstoffs nur für den Fall untersucht wurden, dass die zweite Dosis 21 Tage nach der ersten erfolgt.
Impfstoffe von Moderna und BioNTech/Pfizer gleichwertig
Die Stiko hat zudem den neu zugelassenen Impfstoff des US-Unternehmens Moderna in ihre aktualisierte Impfempfehlung aufgenommen. Er sei dem ersten zugelassenen, von Pfizer/BioNTech hergestellten Impfstoff gleichwertig. Die Impfung solle mit einem der beiden Impfstoffe erfolgen und mit demselben Produkt abgeschlossen werden.
Für Schwangere empfiehlt die Stiko die Impfung wegen fehlender Daten generell nicht. Eine versehentliche Impfung sei aber kein Grund für einen Schwangerschaftsabbruch.
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