Interview

Interview mit Gesundheitsministerin Schmidt "Niemand muss bezahlen, er ist ja versichert"

Stand: 07.03.2009 17:37 Uhr

Wegen des Streits um die Honorarreform verlangen manche Ärzte von ihren Kassenpatienten Vorkasse. Gesundheitsministerim Schmidt appelliert an die Patienten, nicht zu bezahlen. Die Honorarreform verteidigt sie im Interview mit dem "Bericht aus Berlin".

Wegen des Streits um die Honorarreform verlangen manche Ärzte von ihren Kassenpatienten Vorkasse. Gesundheitsministerim Schmidt appelliert an die Patienten, nicht zu bezahlen. Die Honorarreform verteidigt sie im Interview mit dem "Bericht aus Berlin".

Bericht aus Berlin: Es gibt immer noch viele Patienten, die in Vorkasse gebeten werden - gerade von Orthopäden, die nächste Woche einen Aktionstag machen. Was sagen Sie diesen Patienten?

Ulla Schmidt: Ich kann den Patienten nur raten, nichts zu bezahlen und sofort auch die eigene Krankenkasse anzurufen und dort zu melden, wenn ein Arzt Vorkasse einnehmen will. Niemand muss bezahlen, er ist ja versichert. Die Verträge der Ärzte sehen so aus, dass sie über die Krankenkasse die Leistungen honoriert bekommen und deswegen kein Patient in Deutschland bei einem Arzt in Vorkasse treten muss und der Arzt auch kein Geld nehmen darf.

Bericht aus Berlin: Die CSU fordert eine neue Honorarreform. Glauben Sie, die Partei hat eine Chance, sich dabei durchzusetzen?

Schmidt: Die CSU fordert keine neue Reform. Die CSU will zurück zur Budgetierung und zu den floatenden Punktwerten. Wir wollen, dass ein Arzt weiß - in Euro und Cent -, was er für eine Behandlung erhält. Dafür ist eine neue Honorarreform durch die Ärzteschaft erarbeitet worden. Im Moment gibt es in einigen Regionen Verteilungsprobleme. Die Ärzteschaft arbeitet mit den Krankenkassen daran, diese Probleme zu regeln. Das ist der richtige Weg.

Bericht aus Berlin: Haben Sie damit gerechnet, dass es so einen Unmut geben wird? Und sind es vielleicht spezielle Ärzte, die auf die Barrikaden gehen?

Schmidt: Die Mehrheit der Arztgruppen meldet sich nicht, wenn sie da genau hinschauen. In der Mehrheit der Regionen Deutschlands gibt es keine Probleme. Es gibt in einzelnen Regionen Probleme und es gibt bei einzelnen Arztgruppen Probleme. Da, wo die Probleme auch auf Gründen basieren, die behoben werden können, ist es Aufgabe der Selbstverwaltung von Ärzten und Krankenkassen, dafür zu sorgen, dass die Probleme ausgeräumt werden. Insgesamt ist die Honorarreform ein Weg zu mehr Transparenz und auch dazu, dass ein Arzt und eine Ärztin weiß, was sie für eine ärztliche Leistung erhält. Das ist der einzige und richtige Weg und den werden wir auch weitergehen. Das will die Mehrheit der Ärzte so, das will auch die Mehrheit der Länderminister und -ministerinnen so.

Das Interview führte Bettina Scharkus, ARD-Hauptstadtstudio