Interview

Interview zum CSU-Parteitag "Jeder bekommt das, was er verdient"

Stand: 29.09.2007 17:18 Uhr

Die CSU startet nach ihrem Münchener Parteitag in einer neue Ära. Das neue Führungsduo Huber/Beckstein wird die Zukunft der Partei bestimmen. Tagesschau.de sprach mit dem CSU-Bundestagsabgeordneten Andreas Scheuer die Rolle Rolle des neuen Parteichefs Huber, dessen ersten Bewährungsproben und über Gabriele Pauli.

Die CSU startet nach ihrem Münchener Parteitag in einer neue Ära. Das neue Führungsduo Huber/Beckstein wird die Zukunft der Partei bestimmen. Tagesschau.de sprach mit dem CSU-Bundestagsabgeordneten Andreas Scheuer die Rolle Rolle des neuen Parteichefs Huber, dessen ersten Bewährungsproben und über Gabriele Pauli.

tagesschau.de: Ihr neuer Parteichef Huber hat erklärt, die Doppelspitze sei Risiko und Chance. Was überwiegt?

Andreas Scheuer: Nach der politischen Lebensleistung von Edmund Stoiber ist es jetzt vielleicht ganz gut, die Verantwortung aufzuteilen. Die erfahrenen Politiker Beckstein und Huber werden harmonisch zusammenarbeiten. Das haben Sie ja auch angekündigt. Ich sehe es als Chance.

tagesschau.de: Die Dissonanzen, die es beim Kampf um die Parteiführung gegeben hat, sind für Sie beendet?

Scheuer: Die Ergebnisse der Wahl um den Parteivorsitz und die Stellvertreter zeigen, dass die Partei geschlossen dasteht. Seehofer ist ein fairer Mitkämpfer, der sich als stellvertretender Parteivorsitzender wieder eingereiht hat. Sein phänomenales Wahlergebnis zeigt schon, wie vernünftig die Partei reagiert. Wir haben damit heute einen hervorragenden Aufbruch nach der Ära Stoiber.

"Die Nähe wird eher größer"

tagesschau.de: Ändert sich durch die neue Doppelspitze Ihre Arbeit als Abgeordneter in der CSU-Landesgruppe im Bundestag?

Scheuer: Nein. Ich freue mich, dass mein niederbayerischer Bezirksvorsitzender Huber, zu dem ich einen sehr freundschaftlichen Draht habe, jetzt in hoher Verantwortung ist. Da wird die Nähe eher größer.

tagesschau.de: Es gab ja auch in der Landesgruppe Huber-Anhänger und Seehofer-Anhänger. Spielt das jetzt keine Rolle mehr?

Scheuer: Nein. Horst Seehofer war beispielsweise auch in der Hochphase dieses parteiinternen Wahlkampfs bei einer Kundgebung bei mir im Wahlkreis. Die CSU hat gezeigt, mit welcher politischen Kultur man solche Wegmarken wie diese Wahl und die Kampfkandidaturen meistert. Das ist jetzt ein harmonisches Miteinander.

"Die ersten Tests stehen an"

tagesschau.de: Was muss Huber noch von Stoiber lernen?

Scheuer: Wichtig ist, bei den nächsten Wahlen - Kommunalwahlen, Landtagswahl, Europawahl und Bundestagswahl - erfolgreich zu sein. Das werden die ersten vier Tests...

tagesschau.de: ...und eine Bewährung für Huber.

Scheuer: Ja. Aber in den Umfragen sieht man: Wir haben den Bürgerinnen und Bürgern in Bayern in den letzten Monaten als CSU vielleicht einiges abverlangt. Aber die Bürger haben Geduld gehabt mit der CSU. Auch wenn man mal ein Personaldiskussion führt, bleiben die Wähler bei uns.

Im Schatten der Kanzlerin

tagesschau.de: Huber will bis 2009 in Bayern bleiben. Ist das nicht ein Problem?

Scheuer: Die CSU schöpft die 50 plus X bei den Stimmen aus der Bedeutung der Landespolitik. Da ist es der richtige Schritt für die Kommunal- und die Landtagswahl in Bayern zu bleiben und als neuer Parteivorsitzender die Basis zu stärken, ohne dass man in Berlin an Boden verliert. Wir haben eine starke Kanzlerin, da muss man als CSU auch rudern und kämpfen. Aber das wird uns gelingen. Wir haben gute Köpfe, gute Leute und eine gute Nachwuchstruppe.

tagesschau.de: Wird es mit Huber eine andere Diskussionskultur in der CSU geben?

Scheuer: Ich war mehrere Jahre sein JU-Bezirksvorsitzender in Niederbayern. Mit Erwin Huber kann man gut streiten. Der hat seine Meinung, hört aber zu. Man muss hart kämpfen, damit man mit seinen Argumenten landet. Aber schlussendlich richtet sich Huber nach dem, was er an Informationen aufgesaugt hat. Diese Teamfähigkeit wird er auch als Parteivorsitzender weiterführen.

tagesschau.de: Wie bewerten Sie den Umgang mit Gabriele Pauli auf dem Parteitag. Bleibt da etwas haften?

Scheuer: Wir haben dem politischen Kurs von Gabriele Pauli bereits eine deutliche Absage erteilt. Mit einer Gegenstimme hat der Parteitag ihre Inhalte abgelehnt. Jetzt hat sie auch die persönliche Niederlage einstecken müssen. Pauli ist eine erfahrene Politikerin, hat an dieser Stelle aber wirklich überzogen. Deswegen sage ich: Jeder kriegt das, was er verdient.

Die Fragen stellte Wolfram Leytz, tagesschau.de