Rücktritt

Nach Verlust des Doktorgrades Schavan tritt zurück

Stand: 09.02.2013 14:11 Uhr

Angesichts des massiven öffentlichen Drucks gibt Bundesbildungsministerin Annette Schavan ihr Amt auf. Schavan erklärte in Berlin nach einem Gespräch mit Kanzlerin Angela Merkel, sie wolle nach der Aberkennung ihres Doktorgrades durch die Uni Düsseldorf Schaden vom Amt fernhalten. Schavan bekräftigte erneut, dass sie gegen die Entscheidung der Uni juristisch vorgehen werde.

Merkel würdigte die politische Leistung Schavans ausführlich. Sie habe den Rücktritt ihrer Parteifreundin schweren Herzens angenommen, weil mit Schavan die profilierteste Bildungspolitikerin Deutschlands die politische Szene verlasse. Ihre Leistung sei außerordentlich gewesen. Bildung und Forschung in Deutschland verdankten ihr viel. Merkel gab zugleich bekannt, dass die bisherige niedersächsische Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU) Nachfolgerin Schavans werden soll.

Mit der Erklärung der Ministerin endet ein tagelanges Rätselraten um die politische Zukunft Schavans. Die CDU-Politikerin war am Freitagabend von einer Reise nach Südafrika zurückgekehrt. Regierungssprecher Steffen Seibert hatte Mitte der Woche angekündigt, Schavan werde nach ihrer Heimkehr mit Merkel über das weitere Vorgehen beraten. Obwohl Merkel der Ministerin bis zuletzt ihr volles Vertrauen ausgesprochen hatte, löste diese Ankündigung Spekulationen über einen bevorstehenden Rücktritt Schavans aus.

Am Dienstag hatte die Universität Düsseldorf Schavan den Doktorgrad wegen "vorsätzlicher Täuschung" in ihrer Promotionsarbeit entzogen. Sie sah es als erwiesen an, dass Schavan "systematisch und vorsätzlich über ihre Dissertation verteilt" gedankliche Leistungen vorgegeben habe, die sie nicht selbst erbracht habe.

Schavan hingegen wehrte sich vehement gegen die gegen sie erhobenen Vorwürfe und bestritt jede Täuschungsabsicht. Lediglich Flüchtigkeitsfehler räumte sie ein und kündigte an, gegen die Aberkennung des Doktorgrads zu klagen.

Zahlreiche Vertreter der Koalition stärkten Schavan in den darauffolgenden Tagen den Rücken und übten massive Kritik an der Uni Düsseldorf. Allerdings gab auch kein Regierungsmitglied ein ausdrückliches Bekenntnis zum Verbleib Schavans im Amt ab. Die Opposition und viele Wissenschaftler verlangten hingegen den Rücktritt der 57-Jährigen.

Die Plagiatsvorwürfe gegen Schavan waren erstmals im vergangenen Mai in einem Internetblog aufgekommen. Daraufhin beauftragte die Universität ein Gutachten und leitete im Januar ein formelles Prüfungsverfahren ein.