Interview

Salomon Reyes zum Wahlkampf im Social Web "Wir zielen voll auf die jungen Wähler"

Stand: 08.08.2013 01:26 Uhr

Wenn es eine wichtige Aktion, ein gutes Interview oder Video gibt, sollten die Kandidaten dafür sorgen, dass es viral wird, sagt Salomon Reyes, Wahlkampfstratege der Piratenpartei, (@SalomonDominik).

tagesschau.de: Wie sieht Ihre Strategie für den Wahlkampf im Social Web aus? Bitte benennen Sie die Schwerpunkte.

Salomon Reyes: Wir sind eine Partei, die sehr wenig Geld hat. Vieles im Netz ist kostenfrei. Deshalb haben wir eine komplette Onlinestrategie. Auf unserem zentralen Infoportal findet man unsere Kandidaten, das Wahlprogramm in vertonter Form, auch schriftlich, in leichter Sprache. Und über ein Social-Media-Element können unsere Kandidaten und Sympathisanten aktuelle Bilder und Informationen teilen und herunterladen.

tagesschau.de: Über welche Plattform läuft das genau?

Reyes: Die Plattform heißt wirstellendasmalinfrage.tumblr.com. Von dort kann man die Bilder in Facebook, in Twitter und so weiter auf einfache Art verlinken.

tagesschau.de: Und worauf kommt es sonst noch an auf Facebook und Twitter?

Reyes: Das wichtigste Ziel im Wahlkampf ist, dass man mit den Menschen interagiert. Angela Merkel hat auf Abgeordnetenwatch null Prozent ihrer Fragen beantwortet, Steinbrück war ein bisschen besser, der hat ein Prozent seiner Fragen beantwortet. Genauso ist es auf Twitter, dort gehen viele Politiker auch nicht auf die Tweets ein. Das ist genau der Fehler, den wir nicht machen. Wir gehen auf den Social-Media-Plattformen wirklich in den Dialog.  

tagesschau.de: Was und wen wollen Sie damit erreichen?

Reyes: Wir wollen im Wahlkampf unterscheidbar sein von anderen Parteien, nur so haben wir die Möglichkeit, Duftmarken zu setzen. Deshalb haben wir entschieden, mit unserer Kampagne voll auf die junge Wählerschaft zwischen 18 und 39 zu setzen. Der Vorteil ist, dass Menschen in diesem Alter nahezu vollständig im Internet aktiv sind.

tagesschau.de: Gibt es Leitlinien für die Politiker Ihrer Partei, wie sie auf den Social-Media-Plattformen agieren sollten, eine Message-Disziplin?

Reyes: Im Endeffekt sind es immer Entscheidungen der Kandidaten selber, wie sie vorgehen und wie sie argumentieren. Dazu machen wir Vorschläge: Wie könnt Ihr die Partei am besten unterstützen, wie können wir uns gut positionieren. Wenn es eine wichtige Aktion, ein gutes Interview oder Video gibt, sollten die Kandidaten dafür sorgen, dass es viral wird. Die Idee: Teilt es, verlinkt es, damit es prominent wird.

tagesschau.de: In Tweets und Posts ist eine extreme Komplexitätsreduktion und - bei Twitter - radikale Echtzeit notwendig. Sind diese Plattformen für seriöse Politikvermittlung überhaupt geeignet?

Reyes: Ja, das sind sie. Politik ist ein schwieriger Beruf, der aber an sich mit einfachen Wahrheiten auskommt. Deshalb kann man auch in den sozialen Netzwerken Sachverhalte sehr viel einfacher darstellen. Auch wenn ich jetzt sehr plakativ werde, aber der Spruch "Die Scheiß-Mieten sind zu hoch" ist kein hochintellektueller Spruch, aber er drückt in aller Kürze genau das aus, was Sache ist.

Das Interview führte Nea Matzen, tagesschau.de

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten die tagesthemen am 07. August 2013 um 22:15 Uhr.