Die Werteunion gründet den Thüringer Landesverband
Etwa 30 wahlberechtigte Parteimitglieder der Werteunion stimmten auf der Versammlung über die Besetzung der Listenplätze für die Thüringer Landtagswahl ab. Bildrechte: MDR/Katharina Osterhammer

Politik Werteunion gründet Thüringer Landesverband - Maaßen wird nicht Spitzenkandidat

08. April 2024, 13:10 Uhr

Am Sonntag ist bei Bad Berka im Weimarer Land der Thüringer Landesverband der Werteunion gegründet worden. Spitzenkandidat und Parteivorsitzender ist Albert Weiler. Hans-Georg Maaßen kandidiert nicht auf einem Listenplatz, bringt sich jedoch als Ministerpräsidenten-Kandidat ins Gespräch.

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Auf einem Rittergut bei Bad Berka hat sich am Sonntag der Thüringer Landesverband der Werteunion gegründet. Damit folgt auf die Gründung der Bundespartei im Februar nun der erste Landesverband deutschlandweit. Zum Landesvorsitzenden und Spitzenkandidaten für die Landtagswahl im September wurde der ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete Albert Weiler gewählt. Der im Saale-Holzland-Kreis als Vorsitzender einer Verwaltungsgemeinschaft tätige Weiler war bereits im Vorfeld als Thüringen-Beauftragter für die Organisation des neuen Landesverbandes zuständig. Neben Weiler gehören auch Tonio Aschoff und Torsten Jäger zum Thüringer Parteivorstand.

Bis zuletzt war unklar, ob Partei-Bundeschef Hans-Georg Maaßen die Spitzenkandidatur übernehmen würde und die Partei von seinem Bekanntheitsstatus als ehemaliger Verfassungsschutzpräsident profitieren könnte. Maaßen sagte jedoch, er könne es nicht leisten, gleichzeitig Bundespartei-Vorstand und Spitzenkandidat in Thüringen zu sein und die anderen Landtagswahlen zu begleiten. Allerdings kündigte er an, im Falle einer Regierungsbeteiligung in Thüringen als möglicher Ministerpräsident zur Verfügung zu stehen.

Porträtfoto Albert Weiler und Hans-Georg Maaßen
Albert Weiler (links) führt die Werteunion in den Landtagswahlkampf. Unterstützung erhält er von Hans-Georg Maaßen. Bildrechte: MDR/Katharina Osterhammer

Zusammenarbeit mit allen Parteien denkbar - auch mit der AfD

"Wir wollen nicht kandidieren um Opposition zu sein, sondern um eine Machtoption zu haben", so Weiler. Sollte die Werteunion in Regierungsverantwortung kommen, wolle sie themenabhängig mit anderen Parteien zusammenarbeiten und dabei keine von vornherein ausschließen. "Gute Vorschläge sollte man nicht abblocken, nur weil sie jemand gemacht hat, den man nicht leiden kann. Da ist es egal, ob das Linke sind oder die AfD", sagte Weiler weiter. Eine Brandmauer gebe es nicht, auch lehne er nicht grundsätzlich ab, dass Werteunions-Mitglieder im Landtag für einen Ministerpräsident Björn Höcke (AfD) stimmen würden - hier herrsche kein Fraktionszwang.

Weiler ist zugleich für die Bürgerinitiative Hermsdorf weiter für die im Mai anstehende Kommunalwahl als Landrats-Kandidat im Saale-Holzland-Kreis nominiert.

Maaßen hält AfD teilweise für zu radikal

Grundsätzlich sieht die Werteunion ihr Wählerpotenzial vor allem bei bisherigen CDU- und FDP-Wählern. Immer wieder wird sie von Mitgliedern als "Alternative zur Alternative" beschrieben, die eine "Politikwende" wolle und sich als rechts von der CDU verstehe. Maaßen sagte, die AfD sei in Teilen zu radikal und mache es sich zu leicht. Ein Unterschied zwischen der Werteunion und der AfD liege beispielsweise in der Migrationspolitik: "Wir sind nicht diejenigen, die sagen, dass Ausländer grundsätzlich abgeschoben werden sollen." Er sei lediglich dafür, dass alle "nachweisbar ausreisepflichtigen Ausländer" das Land verlassen müssen.

Außerdem steht die Werteunion laut Maaßen für einen anderen Umgang mit dem Ukraine-Krieg. "Wir sind keine russlandfreundliche Partei. Wir wollen nur, dass nicht noch mehr Öl ins Feuer gegossen wird. Aber da stehen vor allem unsere deutschen Interessen im Vordergrund. Wir wollen nicht, dass wir noch Kriegspartei werden", so der Ex-Verfassungsschutzchef. Außerdem forderte er eine andere Wirtschaftspolitik. Die derzeitige sei für ihn "eine Politik, die eine schleichende Planwirtschaft unter der Überschrift der Klimapolitik" vorantreibe - beispielsweise durch Vorgaben bei CO2-Emissionen.

Werteunion will Extremisten in der eigenen Partei verhindern

Um Radikale in den eigenen Parteien zu verhindern, wartet auf Partei-Interessierte zunächst eine 15-monatige "Probe-Mitgliedschaft", in der extreme Tendenzen überprüft werden sollen. Parteichef Maaßen ist seit Kurzem selbst im Bereich Rechtsextremismus beim Bundesverfassungsschutz gelistet, wogegen er jedoch bereits Klage beim Verwaltungsgericht Köln eingereicht hat. Für Maaßen ist seine Erfassung ein "Missbrauch des Verfassungsschutzes durch Innenministerin Nancy Faeser".

Partei-interne Uneinigkeiten bei Listenplatz-Vergabe

Bei den Wahlen zur Landesliste gab es erste Unstimmigkeiten. Für Listenplatz 2 kandidierte Hans Pistner, der die Werteunion in Thüringen einst als Verein gegründet hat. Er erhielt jedoch nicht ausreichend Stimmen. Nun steht der Eichsfelder Tonio Aschoff auf dem zweiten Platz der Landesliste. Maaßen verneinte im Gespräch mit MDR THÜRINGEN, dass es bereits jetzt Grabenkämpfe gebe. Er bedauere jedoch, wie die Wahl gelaufen sei. Pistner selbst sagte, es gebe politische und keine persönlichen Gründe dafür, dass er nicht gewählt worden sei. Welche das waren, wollte er jedoch nicht sagen.

Ein Mann hält eine Rede.
Hans Pistner landete statt wie geplant auf Platz 2 der Landesliste letztlich auf Platz 7. Bildrechte: MDR/Katharina Osterhammer

Für die anstehende Thüringer Landtagswahl hofft der Landesvorstand der Werteunion auf zweistellige Ergebnisse. Derzeitige Umfragen prognostizieren der Partei - vor ihrer Gründung - jedoch nur etwa ein Prozent. Damit würde sie den Einzug in den Thüringer Landtag klar verpassen. In den kommenden Wochen will sich der Landesverband nach der nun abgeschlossenen Gründungsphase voll auf den Wahlkampf konzentrieren. Derzeit umfasst die Thüringer Werteunion etwa 50 Mitglieder, von denen über 30 Stimmberechtigte an der Gründungsveranstaltung teilnahmen. Laut Weiler warteten bereits über 200 weitere Interessenten auf die Parteiaufnahme. Ein Teil davon seien auch ehemalige Mitglieder der "Bürger für Thüringen" - einer Kleinstpartei, die nun nach geplatzten Bündnisplänen in der Werteunion aufgeht.

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MDR (ost/dr), dpa

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 07. April 2024 | 19:00 Uhr

106 Kommentare

Der Matthias vor 3 Wochen

@ Freies Moria

"Das ein Beamter sein Amt ausführt, auch wenn es den vorgesetzten Politikern missfällt?"

Er ist seiner Aufgabe als Präsident des BfVS eben nicht gerecht geworden, weil er auf dem rechten Auge völlig blind war und sein Amt nicht im Sinne des Schutzes unserer FDGO ausgeübt hat. Genau das war ja das eigentliche Problem (und u.a. der Grund für seine Entlassung)! Oder, seit wann ist es die Aufgabe des obersten Verfassungsschützers, seine schützende Hand über rechtsextremistische Parteien zu halten und ihnen in konspirativen Treffen auch noch Tipps zu geben, wie diese sich taktisch möglichst geschickt verhalten sollten, um der Beobachtung durch die von ihm geleitete Behörde zu entgehen? Logisch natürlich, dass ein solcher (Ex-)BfVS-Präsident, der auf dem rechten Auge völlig blind war bzw. ist (was er ja mit seinen teils kruden Aussagen immer wieder deutlich macht), bis heute seine Fans vor allem bei Rechtsdraußen hat und Maaßens Demission am meisten bedauert haben.

Freies Moria vor 3 Wochen

@Janoschaus: Woran machen Sie "versagt" fest?
Das ein Beamter sein Amt ausführt, auch wenn es den vorgesetzten Politikern missfällt?
Ein darauf folgender Rauswurf ist eine Auszeichnung, kein Versagen.
Denn der Rauswurf bedeutet, dass der Politiker was falsch gemacht hat und uneinsichtig war.
Dass der Wähler dann nicht den Rücktritt des Politikers verlangt, dafür kann der Beamte dann rein gar nichts!

Wessi vor 3 Wochen

Was, "verdammt noch mal" @ Thommi..ist "linksgrün"?Nichts als eine nicht existente+diskreditierende Wortschöpfung der Rechtsextremisten.Achten Sie doch bitte auf Ihre Wortwahl!

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