Baurapport Theater Altenburg: Baufortschritte, aber kein Sanierungsende

01. Mai 2024, 16:06 Uhr

"Wohnhäuser, Schulen … da hat man schon einiges in seinem Leben gebaut. Aber ein Theater - ich glaube, das baut, saniert man vielleicht einmal." Mit diesen Worten beschreibt Marco Scheiding, was ihn an seiner Arbeit reizt. Er ist für die Bauarbeiten im Theater in Altenburg der Projektverantwortliche im Landratsamt. Das hatte Journalisten eingeladen, die Baustelle zu besuchen - wenige Wochen ehe erstmals wieder auf der Bühne im großen Haus drei Vorstellungen stattfinden sollen.

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Ein Pressetermin war es auch, im Dezember 2018, als ein Zeitplan vorgestellt wurde: Das Theater im Herzen der Kreisstadt werde umgebaut und modernisiert, hieß es da. Und 2021 solle das Hauses zum 150-jährigen Theater-Jubiläum wiedereröffnet werden. Doch es kam anders.

Pläne ausgebremst

Ausschreibungen mussten neu gemacht werden, weil es keine passenden Angebote gab. Unter der alten Drehbühne verschwanden bei Gründungsarbeiten Bohrer - in zuvor nicht bekannten Unterbauungen. Später stand die Baustelle unter Wasser. Zum Entsetzen alle Beteiligten verstarb plötzlich der leitende Architekt. Und die Pandemie brachte Abläufe mehrfach durcheinander. Früh war erkennbar: Die Eröffnung des Hauses verzögert sich, die erwarteten Kosten von elf Millionen Euro werden überschritten. Inzwischen sind für die Sanierung des Hauses 20 Millionen Euro veranschlagt. Drei Viertel davon übernimmt das Land Thüringen. Aber noch gibt es unkalkulierte Entwicklungen...

Pracht unter vagem Boden

Über dem großen Zuschauerraum spannt sich der Kronenboden. Für die Augen des Publikums ein Hingucker, 350 Quadratmeter groß, mit Ornamenten und Stucken. In der Mitte hängt der Kronenleuchter herab. Doch um die ganze Pracht steht es nicht gerade prächtig. Marco Scheiding steht gewissermaßen über dem Zuschauerraum, im Dachgeschoss des Theaters. Er zeigt auf den Fußboden dort - an dem eine Etage tiefer die Decke des Zuschauersaales hängt. Scheiding erklärt "Das ist relativ problematisch, weil diese Decke wurde nur aus Holzlagen genagelt, Schilf und dann drangeputzt. Wenn jetzt hier unten irgendwas passiert, fällt uns die Saaldecke nach unten."

 Marco Scheiding auf den Brettern, unter denen der Deckenschmuck des Zuschauersaale befestigt ist.
Marco Scheiding auf den Brettern, unter denen der Deckenschmuck des Zuschauersaale befestigt ist. Bildrechte: MDR/Marian Riedel

Die Gefahr war lange nicht erkannt. Denn im Dachgeschoss waren Heizungs-und Lüftungsanlagen verbaut. Einen Blick unter Fußbodenbretter und an Balkenenden hatte niemand machen können. Und es gab seit den 1950er-Jahren hölzerne Hilfskonstruktionen, die noch völlig unbeschadet waren. Dann aber, nachdem die Sanierung im Haus längst lief, eine Entdeckung: Feuchte Stellen an den von 1870 stammenden Balken, Pilze und Insektenbefall. Plötzlich war klar: Sanierungsbedarf zwischen der Holzkonstruktion aus der Erbauerzeit und der prächtigen Decke des Zuschauersaales.

Ein Arbeitsbereich, in dem man nicht hineinlaufen, sondern wohl nur kriechen kann. Marco Scheiding bringt es auf den Punkt: "Wie bringe ich überhaupt die Bauteile dann an die Stelle, wo ich sie verarbeiten muss? Geschweige denn: Habe ich genug Platz, um zu arbeiten? Ich kann es ja nicht einfach alles rausreißen. Ich will es auch nicht." Für die Baufreiheit vielleicht gar das Dach zu öffnen - auch keine sinnvolle Variante, sagt der Projektverantwortliche. Eine böse Überraschung also. Scheiding schaut auf die alte Holzbalkenlage und sagt: "Dafür ein Gefühl aufzubringen - also das ist es. Das ist spannend. Aber es ist auch nicht alltäglich."

Landrat Reinhard Krebs steht auf der Bühne des Theaters Altenburg und informiert Journalisten über den Baustand bei der Theatersanierung.
Baurapport mit der Presse im fertigen neuen Bühnenhaus mit dem Bauherren, dem Landrat Uwe Melzer (CDU) Bildrechte: MDR/Marian Riedel

Klar, dass nicht nur Reporter fragen, wie lange die Arbeiten nun noch dauern werden. Und was das alles kosten wird. Genau diese Fragen aber kann im Moment niemand seriös beantworten, sagt Scheiding. Jetzt sind wieder die Planer gefragt, Statiker und Holzbauexperten.

"Wir müssen Zahlen liefern, damit das Land fördert." Diese kurze Formel spricht Uwe Melzer aus, der Landrat. Er ist ja gewissermaßen der Bauherr für die Arbeiten, die vor fünf Jahren begonnen haben. Und die sich nach jüngsten Erwartungen nun noch ziehen werden. Die Spielzeit 2026/2027 soll im Haus stattfinden können. Vorher wird es nichts werden, heißt es bei diesem Baurapport mit der Presse.

Gute Nachrichten

Der vermittelt auch ein paar gute Nachrichten. Das Theater hat schon für eine halbe Million Euro eine Wasserverneblungsanlage gegen Brandgefahren bekommen. Die ist im März schon erfolgreich getestet worden. Diese Technik kann Millionenschäden verhindern, die beim Auslösen herkömmlicher Sprinkler durch das Wasser verursacht werden können.

Der Anlieferbereich für die Kulissen
Der Anlieferbereich für die Kulissen Bildrechte: MDR/Marian Riedel

Fertig sind auch die Bereiche für die Lkw-Anlieferung von Kulissen und das Magazin für die Bühnenbilder und -bauten. Ein Plan zeigt, wie die Außenanlagen in diesem Jahr hergerichtet werden - auch eine Rampe für Rollstuhlfahrer zur Bühne im Heizhaus ist dabei. Und hinterm Eisernen Vorhang hängen erstmal Dekos im Bühnenhaus, es wird geprobt.

Proben für die Premiere im Mai
Proben für die Premiere im Mai Bildrechte: MDR/Marian Riedel

Hier wird am 25. Mai Premiere sein. Zwei weitere Aufführungen sind geplant für das Stück "Die Liebe auf Erden". Bei dem sind die Besucher ins Spiel eingebunden. Sitzplätze fürs Publikum gibt es nicht - denn der Zuschauerraum ist ja ... gesperrt, weil über ihm noch saniert werden muss.

MDR (mar/dr)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 30. April 2024 | 19:00 Uhr

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