Thüringens AfD-Chef Björn Hoecke im Landtag.
Thüringens AfD-Chef Björn Hoecke im Landtag. Er tritt für die nächste Landtagswahl im September im Kreis Greiz an. (Archivfoto) Bildrechte: IMAGO / Karina Hessland

"Wahltaktische Überlegungen" AfD-Chef Höcke tritt bei Landtagswahl im Kreis Greiz an

03. März 2024, 20:35 Uhr

Der Thüringer AfD-Landeschef Björn Höcke wird bei der Landtagswahl im September seinen Wahlkreis wechseln. Er tritt für den ostthüringer Kreis Greiz an.

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Der Thüringer AfD-Landeschef Björn Höcke wird bei der Landtagswahl im September seinen Wahlkreis wechseln. Landessprecher Torben Braga sagte MDR THÜRINGEN, Höcke werde im Wahlkreis Greiz II antreten. Er sei dort als Direktkandidat aufgestellt worden.

Braga nannte als Grund dafür wahltaktische Überlegungen. Höcke lebt im Eichsfeld, bei den bisherigen Landtagswahlen unterlag er dort dem CDU-Konkurrenten. Es sei klar, dass es schwer sei, im Eichsfeld ein Direktmandat zu erringen, sagte Braga. Höcke soll zur Landtagswahl für die AfD als Spitzenkandidat ins Rennen gehen.

Höcke rechnet sich höhere Wahlchancen in Ostthüringen aus

Höcke rechne sich bei einer Direktkandidatur im Kreis Greiz bessere Chancen aus als im traditionell CDU-nahen Eichsfeld. Laut Braga war Höcke von verschiedenen AfD-Kreisverbänden angeboten worden, bei ihnen als Direktkandidat anzutreten. Die AfD gilt in Thüringen laut Verfassungsschutz als erwiesen rechtsextremistisch. Höcke muss sich zudem aktuell in zwei Verfahren wegen Verdachts auf Volksverhetzung beziehungsweise einer möglichen Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen vor Gerichten verantworten.

Kritische Reaktionen auf Höcke-Kandidatur im Kreis Greiz

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) reagierte auf die Ankündigung, das Höcke im Kreis Greiz antritt, mit Hohn: "Der Ungewählte - nun bekommt der Begriff einen Sinn", schrieb Ramelow auf der Kurznachrichten-Plattform X. "Björn Höcke ist weder am 4.3.2020 im dritten Wahlgang zur Ministerpräsidentenwahl angetreten (gekniffen), noch wird er sich den Wählerinnen und Wählern an seinem Wohnort erneut stellen (gekniffen) am 1.9.2024 zur LTW [Landtagswahl, Anmerkung der Redaktion]." Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) spottete ebenfalls auf X: "Er ist ein wahrer teutonischer Held", weil er sich nicht traue, dort für die Landtagswahl anzutreten, wo er wohne.

CDU-Kandidat für Wahlkreis Greiz I steht bereits fest

Zum Wahlkreis Greiz II gehören die rund 20.000 Einwohner starke Kreisstadt Greiz, Weida, Ronneburg sowie viele kleinere Gemeinden aus dem westlichen Teil des Kreises. Bei der letzten Landtagswahl 2019 gewann dort der CDU-Kandidat Christian Tischner das Direktmandat. Tischner sagte, der Greizer Wahlkreis müsse nun für die Karriereziele eines zugereisten Westdeutschen herhalten. Höcke habe überhaupt keinen Bezug zu den Menschen vor Ort.

Christian Tischner
Christian Tischner von der CDU gewann bereits 2019 den Wahlkreis Greiz II und sitzt als bildungspolitischer Sprecher für die Fraktion im Parlament. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Martin Schutt

Der 42-jährige Gymnasiallehrer, CDU-Bildungspolitiker und Vize-Chef der Thüringer Landtagsfraktion kandidiert nach eigener Aussage wieder in dem Wahlkreis für die Thüringer Landtagswahl 2024. Zur vergangenen Landtagswahl 2019 war dort auch die aktuelle Thüringer Finanzministerin Heike Taubert (SPD) angetreten. Sie belegte hinter dem Linkspartei-Kandidaten Frank Tempel damals den vierten Rang.

Die langjährige Greizer Landrätin Martina Schweinsburg tritt dagegen für die Landtagswahl im Wahlkreis Greiz I an, der vor allem das östliche Gebiet des Kreises unter anderem mit Zeulenroda-Triebes, Auma-Weidatal oder Langenwetzendorf umfasst.

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MDR (ws/rom)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 03. März 2024 | 13:00 Uhr

293 Kommentare

maddin vor 7 Wochen

@Matthias
Gemach, gemach! Mag alles sein, der eine denkt halt viel mehr über etwas nach, der andere weniger, aber jeder hat das Recht, sich zu irren und den falschen Vorbildern hinterherzulaufen (solange diejenigen auf dem Boden des Grundgesetzes verweilen). Was richtig und falsch ist oder war, zeigt sich sowieso immer erst viel, viel später. Und so mancher hatte sich „vorgestern, gestern oder auch heute“ schon einmal verrannt und irgendwann fiel es ihm auf, wie er aus- und benutzt wurde. Eine Gesellschaft im absoluten „Gleichschritt“ will doch wohl hoffentlich niemand wieder, unterschiedliche Betrachtungen muss es im politischen Wettbewerb einfach geben, eine „Verdammnis“ hilft da auf Dauer ganz gewiss nicht weiter.

MalNachdenken vor 7 Wochen

@Wessi
"Richtig zitiert @ MalNachdenken"
Ich weiß... ;-)

Ich fand es nur passend. Nicht jeder, der AfD wählt, ist ein Ossi. Nicht jeder Ossi wählt AfD.
Das sich Höcke auf Thüringen gestürzt hat mag auch an der Vergangenheit des Landes liegen. Die beginnt erst in den 90er (wieder bewusst) und ist doch noch sehr formbar und anfällig.
Dabei ist die Wandlung der politischen Farbe doch sehr interessant:
- tiefschwarz (+gelb, +rot und auch mal ohne Farbe)
- rot und grün
- und nun in Richtung blau

Das zeigt eigentlich nur eines: der Thüringer hat seinen Platz in dieser Republik noch nicht gefunden. Ich nehme uns Ossis nicht von unserer Verantwortung aus, aber formbar und instabil werden wir wohl noch einige Zeit bleiben. Da nutzen die Strömungen an den Rändern aus, und Höcke scheint das "Spiel" gut zu beherrschen.

Martyn_Petrowitsch vor 7 Wochen

"DE ist Exportland,nur mal den EU-Binnenmarkt gesehen,wenn die Exporteure dann schon in der EU Zölle bezahlen müssen,was meinen Sie,was eine exportierende Wirtschaft macht? Ins Ausland gehen."

Die gehen jetzt schon ins Ausland, weil es zu teuer wird hier zu produzieren und das Wirtschaftswachstum geht gegen Null.

"Due afd positioniert sich klar gegen Subventionen,"

Eigentlich nicht, nur gegen das Gießkannenprinzip.

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