Geringe Wahlbeteiligung Stichwahl nötig: AfD-Kandidat scheitert knapp bei Landratswahl im Kreis Sonneberg

12. Juni 2023, 13:30 Uhr

Im Rennen um das Landratsamt in Sonneberg ist der AfD-Kandidat Robert Sesselmann knapp gescheitert. Zwar erreichte er die meisten Stimmen, er verfehlte jedoch die notwendigen 50 Prozent. Es geht in die Stichwahl.

Bei der Landratswahl im Kreis Sonneberg hat der AfD-Kandidat Robert Sesselmann den ersten Wahlgang gewonnen. Weil er die notwendigen 50 Prozent für eine Direktwahl mit gut 47 Prozent der abgegebenen Stimmen aber knapp verfehlte, wird das Rennen um den Landratsposten in zwei Wochen in einer Stichwahl entschieden.

Er wäre der erste AfD-Landrat in der Bundesrepublik. Sesselmann tritt dann gegen den Unions-Kandidaten und bisherigen Vizelandrat Jürgen Köpper an. Der erhielt im ersten Wahlgang mit gut 35 Prozent der abgegebenen Stimmen die zweitmeisten.

Landratswahl in Sonneberg: Weitere Kandidatinnen abgeschlagen

Die rund 48.300 Wahlberechtigten konnten zwischen vier Kandidaten wählen. Linke und Grüne hatten sich auf die gemeinsame Kandidatin Nancy Schwalbach geeinigt (sie erhielt gut 4 Prozent). Die aus Brandenburg stammende Volljuristin ist Mitglied der Grünen, zuvor war sie bei den Linken.

Einzige parteilose Kandidatin war Anja Schönheit. Die Pflegemanagerin wurde von der Fraktion Pro SON und der SPD unterstützt und vereinte gut 13 Prozent der Stimmen auf sich. Die Wahlbeteiligung lag bei gut 49 Prozent.

Bodo Ramelow: Wahlbeteiligung enttäuschend

Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) zeigte sich nach der Wahl wegen der geringen Wahlbeteiligung enttäuscht. Die Nichtwähler tragen ihm zufolge Mitverantwortung am Wahlausgang zu Gunsten des AfD-Kandidaten. Mit Blick auf die Stichwahl sagte Ramelow, er fände es gut, wenn sich nun Demokraten versammelten.

Er fürchte außerdem, der hohe Zuspruch für den AfD-Kandidaten Sesselmann könne ausländische Fachkräfte abschrecken, nach Sonneberg zu kommen. Das sei für die wirtschaftlich starke Region ein Problem.

Höcke: Bestes AfD-Ergebnis bei Landratswahl

Thüringens AfD-Chef Björn Höcke sagte bei Twitter, Sesselmann habe das bisher beste AfD-Ergebnis in der ersten Runde einer Landratswahl erreichen können. Die wenigen zusätzlich notwendigen Wähler für die Wahl eines AfD-Landrats zu gewinnen, wolle und werde seine Partei "für Thüringen schaffen", schrieb Höcke.

CDU-Chef Voigt: Massiv um Wähler werben

CDU-Landeschef Mario Voigt sagte, seine Partei wolle nun "massiv" um Wähler für die Stichwahl werben. Ziel sei, Sonneberg "stabil" zu halten. Vermeintliche Protestwähler hätten Voigt zufolge mit Stimmen für Sesselmann ihren Protest bereits im ersten Wahlgang ausgedrückt. In der Stichwahl gehe es nun um die Frage Sacharbeit "oder inhaltsleere Parolen, die den Landkreis Sonneberg gegen die Wand fahren".

SPD und auch Linke wollen CDU-Mann unterstützen

Unterstützung erfährt der CDU-Kandidat Jürgen Köpper mittlerweile auch von ungewohnter Seite: Die Thüringer Linken sprachen sich am Montag für Köpper bei der Stichwahl aus. "Auch wir werden zur Wahl von Herrn Köpper aufrufen", sagte die Landesvorsitzende der Linken, Ulrike Grosse-Röthig, am Montag der "Deutschen Presse-Agentur". Ähnlich hatte sich zuvor die SPD geäußert: SPD-Landeschef Georg Maier empfahl am Montag Köpper für die Stichwahl - wenig später schloss sich auch der Bundesvorsitzende Lars Klingbeil an.

Kemmerich: Nichtwähler für Stichwahl mobilisieren

Thüringens FDP-Chef Thomas Kemmerich sagte, das Wahlergebnis in Sonneberg sei nicht gut für den Landkreis. Er sehe eine "Chance" für den zweiten Wahlgang darin, die über 50 Prozent Nichtwähler aus dem ersten zu mobilisieren, den Unions-Kandidaten Köpper zu unterstützen.

Neuwahl wegen gesundheitlicher Probleme des Amtsvorgängers

Im Kreis Sonneberg muss außerplanmäßig ein neuer Landrat gewählt werden, weil der Amtsvorgänger Hans-Peter Schmitz aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand versetzt worden ist. In Thüringen werden Landräte regulär für sechs Jahre gewählt.

MDR (ls,dpa)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 11. Juni 2023 | 19:00 Uhr

226 Kommentare

Tschingis1 vor 46 Wochen

@MDR Redaktion
Ist denn bekannt, auf welcher 'Bühne' MP Ramelow diese Äußerung tätigte?
Bei der Altkanzlerin war das einfach erkennbar, da gefilmt und im Rahmen ihrer Pressekonferenz.
Wie war es hier?

Wessi vor 46 Wochen

Wo haben Sie diesen Unsinn her @ Tpass?Wenn ein MP nicht sagt:"ich spreche als Ministerpräsident" kann er sich wie jeder andere Bürger auch und immer frei äussern.Nur weil er MP ist, verliert er ja nicht seine Rechte.Und wenn er sagt "die Demokraten sollten sich jetzt sammeln" ist er doch neutral?Oder meinen Sie jetzt auf einmal, daß Ihre AfD nun doch nicht demokratisch ist,resp. zu "den Demokraten" gehört?Ich persönlich stimmte ja dann mit Ihnen sehr überein+nenne das mal:"ins eigene Knie geschossen...".

Tpass vor 46 Wochen

Ich bin nicht nachtragend! Aber ich vergesse auch nicht eben alles so schnell. Diktatur hat eben auch etwas hinterlassen. Aber die Linken denken immer es gibt keine Vergangenheit für das Verbrechen was sie begangen haben in 40 Jahren.

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