Krankenpfleger Toni Selz, Stationsleiter der Neurochirurgie im Klinikum Bergmannstrost, läuft vor dem Gebäude vor der Klinik
Krankenpfleger Toni Selz ist Stationsleiter im Klinikum Bergmannstrost in Halle und wurde zum "Pfleger des Jahres" ernannt. Bildrechte: picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt

"Herz und Mut" Toni Selz aus Halle ist Pfleger des Jahres

14. Mai 2023, 09:32 Uhr

Mit dem nötigen Fingerspitzengefühl hat der hallesche Krankenpfleger Toni Selz sein Team zusammengeschweißt. Für seinen Chef aus dem BG Klinikum Bergmannstrost Halle war klar: Dafür hat Selz es verdient, als Pfleger des Jahres 2023 ausgezeichnet zu werden.

Ob eine Pandemie, Fachkräftemangel oder das alltägliche Chaos – Krankenpfleger Toni Selz nimmt jede Herausforderung, wie sie kommt. "Den ersten Plan mache ich mir, wenn ich in meinem Auto auf dem Weg zur Arbeit sitze. Wenn ich dann da bin, muss ich meistens eh nochmal umdisponieren, weil alles anders ist", sagt der Stationsleiter der Neurochirurgie im Klinikum Bergmannstrost in Halle.

Nach zwei Jahren bei der Polizei lernte der 37-jährige gebürtige Potsdamer an der gleichen Pflegeschule wie seine Oma und sein Onkel. Statt am Bett um Patienten kümmert er sich heute meist am Schreibtisch um sein Team. Und das herausragend gut, denn mit seiner Arbeit ist Selz am diesjährigen Internationalen Tag der Pflege, dem 12. Mai, zu Deutschlands Pfleger des Jahres gekürt geworden.

Internationaler Austausch für optimale Patientenversorgung

Oberstes Ziel müsse stets die optimale Patientenversorgung sein, sagte Selz. Er steht unter anderem mit amerikanischen Krankenhäusern im Austausch. "Ich möchte immer das beste Behandlungsergebnis erreichen – gemeinsam mit allen Kollegen." In einem Team aus Ärzten, Pflegern und Therapeuten sei dafür Augenhöhe unabdingbar: "Das ist nicht immer einfach. Wir müssen jeden Tag miteinander reden und das ist manchmal anstrengend. Aber es lohnt sich."

Krankenpfleger Toni Selz, Stationsleiter der Neurochirurgie im Klinikum Bergmannstrost, zeigt den Preis zu seiner Auszeichnung «Pfleger des Jahres».
Toni Selz mit seinem Preis: Der Titel "Pfleger des Jahres" wurde 2023 zum siebten Mal vergeben. Bildrechte: picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt

Ausbildung als Polizist

Der Erfolg seiner Strategie sei mittlerweile mess- und merkbar, sagt der Stationsleiter: "Bei uns haben sich dadurch zum Beispiel die Fehlzeiten reduziert. Und jeden Tag habe ich lächelnde Kollegen um mich. Was nicht heißt, dass hier jeder Tag immer reibungslos läuft."

Dass der zweifache Vater seinen Job so ausfüllen kann, verdanke er auch seiner Ausbildung bei der Polizei, sagt Selz. "Die Arbeit als Polizeibeamter bringt ja auch den Kontakt mit Menschen mit sich, mit viel Kommunikation. In der Pflege ist das der wichtigste Bestandteil." Als er seine Ausbildung bei der Polizei nicht abschließen konnte, sei er eher notgedrungen in die Pflege gegangen, sagt Selz. Beide Berufe verbinde, stets Fingerspitzengefühl an den Tag legen zu müssen, so der 37-Jährige.

Herz und Mut

Als Pfleger des Jahres sei man mit dem Herzen beim Beruf, beschreibt Selz. "Wir müssen uns permanent weiterbewegen, weiterentwickeln und jeder, der den Mut hat Veränderungen anzustoßen, der den Mut hat am Ball zu bleiben und sich nachhaltig festzubeißen, nicht von seinem Ziel abweicht, der verdient es für mich Pfleger des Jahres zu sein."

Neben Selz wurden den Angaben zufolge rund 1.000 andere Pflegerinnen und Pfleger für den Preis vorgeschlagen. Eine Krankenschwester aus Leonberg in Baden-Württemberg wurde in diesem Jahr mit dem zweiten Platz ausgezeichnet. Den dritten Platz erlangte ein Krankenpfleger aus Köln.

Chef nominiert seinen Stationsleiter

Als Selz 2019 zum Stationsleiter wurde, habe sich vieles geändert, sagt sein Chef, Felix Schmidt. Er hat Selz mit einer Bewerbung ins Rennen um die Auszeichnung zum Pfleger des Jahres geschickt. "Führungsstil hat immer mit dem Menschen zu tun. Mit Toni ist es schon radikal anders geworden." Selz gebe dem Haus viel. "Es ist wirklich nicht üblich, dass jemand die Pflege so stärkt." Dass sich das Team so gut verstehe, sei jedoch "nicht einfach so passiert. Das hat er erarbeitet und das ist gewachsen", so Schmidt. Die Initiative "Herz und Mut" verleiht die Auszeichnung in diesem Jahr zum siebten Mal. Er ist mit 5.000 Euro dotiert.

Führungsstil hat immer mit dem Menschen zu tun. Mit Toni ist es schon radikal anders geworden.

Felix Schmidt Chef Klinikum Bergmannstrost

Mitarbeitende ernstnehmen

Selz habe beispielsweise Interviews mit seinem Team geführt, um mehr darüber zu erfahren, was seine Mitarbeitenden belastet, sagt Schmidt. "Dabei kamen die Probleme und Herausforderungen ans Licht – auch Themen, die wir so nicht auf dem Schirm hatten – zum Beispiel der Umgang mit dem Tod."

Heute bleibe es auch dann ruhig und harmonisch, wenn es mal Probleme gibt, beschreibt Selz die Zusammenarbeit seines Teams. "Wenn ich das Team zusammenfassen müsste, würde ich sagen: Einer für alle, alle für einen."

Der Preis "Pfleger des Jahres" Die Initiative "Herz & Mut" zeichnet seit sieben Jahren Pflegekräfte aus ganz Deutschland für ihr besonderes Engagement aus. Die Initiative wurde vom Personaldienstleister Jobtour medical ins Leben gerufen. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotierte. Die Preisverleihung erfolgt am Abend des 13. Mai 2023 in Baden-Baden.

dpa (Inga Jahn), MDR (Moritz Arand)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 13. Mai 2023 | 19:00 Uhr

4 Kommentare

DanielSBK vor 50 Wochen

Sachsen ist nicht Sachsen-Anhalt....

Mal die Bewertungen der örtlichen Krankenhäuser gelesen???

Magdeburg, Schönebeck usw. .... zum gruseln ....

Da geht man rein um operiert zu werden - gesund wird man dann Zuhause.

Betrifft auch das Thema Hygenie im Krankenzimmer.

Maria A. vor 50 Wochen

Hoppla, da kam das Ende aber unerwartet... Ich wollte noch schreiben, dass ich aufgrund eines Unfalles erst kürzlich in einem kleineren Krankenhaus in Sachsen versorgt werden musste. Es kam mir so viel Empathie entgegen, sowie umfassende Hilfeleistung, dass alle Befürchtungen nachlassender Betreuung wegen Personalmangels, verflogen. Das Personal arbeitete sicherlich am Limit, doch fühlte ich mich als Patientin in besten Händen. Ein großes Dankeschön allen Pflegekräften, die trotz aller Misslichkeiten unbeirrt ihren humanen Dienst fortsetzen und meinen besonderen Dank denen im Krankenhaus O.

Maria A. vor 50 Wochen

Ich habe große Hochachtung vor Menschen, die im Gesundheitswesen tätig sind. War kürzlich wegen eines Unfalles in einem kleineren Kankenhaus und rnakenhaus

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