Gruppenfoto der Stipendiaten
In Sachsen-Anhalt haben sich zum zweiten Mal angehende Lehrerinnen und Lehrer verpflichtet, später in Bedarfsregionen zu arbeiten – im Gegenzug für ein Stipendium vom Land. Bildrechte: Ministerium für Bildung/Matthias Sasse

Stellen unbesetzt Stipendium für 25 angehende Lehrer in Sachsen-Anhalt

25. Oktober 2023, 15:24 Uhr

Zum zweiten Mal werden 25 angehende Lehrer mit einem Stipendium unterstützt. Diese haben sich dafür verpflichtet, später in Sachsen-Anhalt zu arbeiten – und zwar in einer Bedarfs-Region mit besonders großem Lehrermangel. Die Stipendien sind Teil der "Weltenretter"-Kampagne. Diese richtet sich auch an Seiteneinsteiger und Lehrkräfte im Ruhestand. Landesweit fehlen rund 1.000 Lehrerinnen und Lehrer. Das Land hat erneut Stellen ausgeschrieben.

Aktuelle Nachrichten des Mitteldeutschen Rundfunks finden Sie jederzeit bei mdr.de und in der MDR Aktuell App.

In Sachsen-Anhalt bekommen erneut 25 angehende Lehrer das "Weltenretter"-Stipendium. Wie das Bildungsministerium mitteilte, hat Ministerin Eva Feußner (CDU) die Stipendien am Dienstag in Halle übergeben.

Stipendium für Lehrkräfte in Sachsen-Anhalt

Wer ein solches Stipendium erhält, bekommt dem Ministerium zufolge bis zu zehn Semester lang eine monatliche Unterstützung von 600 Euro. Dafür verpflichten sich die angehenden Lehrkräfte, im Praktikum, dem Praktikums-Semester und nach ihrem Studium für eine gewisse Zeit in einer sogenannten Bedarfs-Region in Sachsen-Anhalt zu arbeiten. Die angehenden Lehrkräfte studieren laut Ministerium auch in anderen Bundesländern.

Mehrere Studierende sagten MDR SACHSEN-ANHALT, für sie sei das Stipendium eine Entlastung. Sie könnten sich eine Wohnung in ihrem Studien-Ort finanzieren, seien nicht auf Nebenjobs angewiesen oder hätten neben dem Studium weniger Stress. Eine Studentin erklärte, sie könne nun zusätzliche Angebote wie Gesangsunterricht wahrnehmen – "was auch wichtig ist für den Lehrerberuf."

Mehr Infos zum Stipendium

Für ein "Weltenretter"-Stipendium bewerben kann sich dem Bildungsministerium zufolge, wer bereits Lehramt studiert und sich vorstellen kann, in einer der Bedarfs-Regionen im ländlichen Raum zu arbeiten. Besonders gefragt ist demnach der Studiengang Lehramt für Sekundarschule. Studierende in Studiengängen für andere Schulformen können sich ebenfalls bewerben, wenn sie mindestens ein Fach mit zusätzlichem Einstellungs-Bedarf studieren, zum Beispiel Mathematik, Deutsch, Englisch, Chemie oder Physik.

In der Bewerbung können die Studierenden bis zu drei Regionen auswählen, von denen ihnen eine zugewiesen wird, wenn sie das Stipendium erhalten. Die monatliche Unterstützung wird dann über die Regelstudienzeit gezahlt, maximal für zehn Semester. Von der Dauer des Studiums hängt auch ab, wie lange die Studierenden sich zur Arbeit in ihrer Bedarfs-Region verpflichten.

Im Mai 2023 haben dem Ministerium zufolge erstmals 25 Studierende die Stipendien erhalten. Künftig sollen sie jedes Jahr zum Wintersemester vergeben werden.

Die Stadt Gardelegen im Altmarkkreis Salzwedel vergibt seit 2018 ähnliche Stipendien. Die "Gardelehrer" bekommen monatlich 300 Euro und verpflichten sich dafür, an Schulen in der Hansestadt zu arbeiten. Die ersten von ihnen unterrichten bereits. Bildungsministerin Feußner sagte im Sommer, das Projekt habe Vorbildwirkung.

"Weltenretter"-Kampagne soll gegen Lehrermangel helfen

Die Bedarfs-Regionen für die "Weltenretter" liegen größtenteils im ländlichen Raum des Landes, zum Beispiel in der Börde oder dem Kreis Anhalt-Bitterfeld. In diesen Regionen ist die Unterrichts-Versorgung laut Bildungsministerium derzeit nicht auskömmlich. Zudem sei es auf Grund der Lage schwer, neue Lehrkräfte zu gewinnen.

Die Stipendien sind Teil der "Weltenretter"-Kampagne, die neben Studierenden auch Lehrerinnen und Lehrer, Seiteneinsteiger, Abiturienten und Lehrkräfte im Ruhestand ansprechen soll. Auf der Kampagnen-Website sind Hunderte offene Stellenangebote in verschiedenen Regionen und für unterschiedliche Fächer gelistet. Darunter sind auch Stellen, für die kein Studium nötig ist.

Land schreibt rund 480 Stellen für Lehrkräfte aus

Das Bildungsministerium teilte Mitte Oktober mit, dass man davon ausgehe, dass landesweit knapp 1.000 Lehrkräfte fehlen. Die Unterrichts-Versorgung lag demnach im vergangenen Schuljahr bei 93,56 Prozent – und damit deutlich unter dem 1,03-fachen, die im Koalitionsvertrag als Ziel vereinbart sind.

Unterrichts-Versorgung Bei einer Unterrichtsversorgung von 100 Prozent ist gewährleistet, dass alle geplanten Stunden im Idealfall unterrichtet werden können. Durch Krankheiten, Elternzeit etc. kann es aber dennoch zu Stundenausfällen kommen. Deswegen wird in einigen Ländern eine Unterrichtsversorgung von 103% angestrebt, um solche Ausfälle besser abfedern zu können.

Insgesamt sind nach Angaben des Bildungsministeriums in Sachsen-Anhalt derzeit 481 Stellen für Lehrkräfte ausgeschrieben. Mitte Oktober hat demnach eine neue Ausschreibungs-Runde begonnen, deren Bewerbungsfrist am 31. Oktober endet. Außerdem gebe es Dauer-Ausschreibungen, die die Möglichkeit bieten würden, sich jederzeit als Lehrkraft in Sachsen-Anhalt zu bewerben.

Mehr zum Thema Schule und Lehrermangel in Sachsen-Anhalt

MDR (Maren Wilczek, Theo M. Lies)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 25. Oktober 2023 | 07:30 Uhr

7 Kommentare

DER Beobachter vor 26 Wochen

Ich hoffe auch, dass man sie auf der mentalen Ebene nicht "abstraft", aber der Schritt verdient Respekt und wenn dem anderen berufsbildbedingt Grenzen gesetzt sind, warum nicht die Versetzung in die Pampa wenigstens monetär etwas honorieren/kompensieren?

DER Beobachter vor 26 Wochen

Angesichts der bevorzugt im ländlichen mitteldeutschen Raum nicht ganz selten verbreiteten Gagadenker, die sich auch in den hiesigen Kommentaren nicht selten wiederspiegelt, wäre ich mir da nicht so sicher. Konservativ und rückwärtsgewandt ist übrigens nicht dasselbe...

Helmut Buech vor 26 Wochen

Da ich eine junge Lehrerin kenne , die jetzt ihr Studium beendet hat und mittlerweile unterrichtet, muss ich ganz ehrlich sagen, diese jungen Menschen tun mir einfach nur leid.

Mehr aus Sachsen-Anhalt