Männer gehen in einen Raum. 1 min
Mehr zu Intels Engagement in Sachsen-Anhalts Bildungslandschaft sehen Sie im Video von MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE vom 2. September 2023. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

1,2 Millionen Euro von Intel Sachsen-Anhalts Hochschulen wollen Fachkräfte für Intel und Co. ausbilden

03. September 2023, 08:30 Uhr

Intel unterstützt Fachhochschulen und Universitäten in Sachsen-Anhalt mit 1,2 Millionen Euro. So sollen die Weichen gestellt werden, um zukünftige Fachkräfte für Intel zu gewinnen.

Porträtbild eines Mannes
Bildrechte: MDR/Sebastian Mantei

Gleich zwei Intel-Vorstandsmitglieder besuchen Magdeburg. Begleitet werden sie von einem Tross von Managern aus aller Welt. Auch wenn die EU-Kommission den endgültigen Vertrag zwischen Bund und Intel Corporation noch nicht abgesegnet hat, will das Unternehmen präsent sein. Zur Charmeoffensive des Chipriesen aus Kalifornien gehört auch die finanzielle Unterstützung von Hochschulen. Man will rechtzeitig die Weichen stellen, um in Zukunft Fachkräfte für den Standort Magdeburg zu gewinnen.

Während Christoph Schell am Sonnabendvormittag auf der Bildungsmesse Parentum in der altehrwürdigen Festung Mark junge Menschen für die Halbleiterindustrie gewinnen möchte, schaut sein Vorstandskollege Keyvan Esfarjani mit Unirektor Jens Strackeljan den Reinraum der Otto-von-Guericke Universität an, dessen Ausbau auch von Intel mitfinanziert wurde. Im Interview mit MDR Sachsen-Anhalt sagte Keyvan Esfarjani, dass Intel auch über eine Ausweitung der Förderung nachdenke. Das sei erst der Anfang. Rektor Strackeljan betonte, dass die Unterstützung aus der Industrie beim Ausbau der Ausbildung von Fachkräften wichtig sei. Eine Gefährdung durch diese Förderung von Forschung und Lehre sehe er nicht, da es für Kooperationen klare Regeln gebe.

Drittmittel sind normal – können aber problematisch sein

Sogenannte Drittmittel sind völlig normal und wichtig, um den Hochschulbetrieb zu finanzieren, erklärt Dr. Justus Henke vom Institut für Hochschulforschung (HoF) an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Ein Großteil davon komme aus öffentlicher Hand. Private Mittel machen nur einen kleinen Teil der Hochschulausgaben aus. Zum Beispiel sind nur sieben Prozent aller Drittmittel durch private Stiftungen sowie 16 Prozent durch die private Wirtschaft vergeben. Laut Statistischem Bundesamt machte das 2021 zusammengerechnet 2,1 Mrd. von  9,4 Mrd. Euro Drittmitteleinnahmen aus.

glänzende Oberfläche, in der sich Menschen in weißen Kitteln spiegeln
Im Reinraum der Uni Magdeburg wird mit Wafern gearbeitet - Siliciumscheiben, auf denen die Chips liegen. Bildrechte: MDR SACHSEN-ANHALT/Sebastian Mantei

Dennoch können private Finanzierungen problematisch sein, wenn sie an spezifische Bedingungen geknüpft sind, die die wissenschaftliche Freiheit und Integrität beeinflussen, so Henke. "Dies ist beispielsweise der Fall, wenn Forschungsergebnisse geheim gehalten oder ausschließlich für kommerzielle Zwecke genutzt werden."

Geld für Halbleiter-Reinraum an Uni Magdeburg

Das hat Intel nicht vor, sagt Vorstandsmitglied Keyvan Esfarjani. Das Unternehmen möchte zum einen die Hochschulen beim Ausbau ihrer Hardware unterstützen. So wurde mit dem Geld der Halbleiterreinraum an der Universität Magdeburg instandgesetzt. Studierende sollen dort praktische Erfahrungen in der Produktion von Halbleiterprodukten erfahren. Das sei der erste Schritt, sagt Rektor Jens Strackeljan. Das reiche aber längst nicht aus, um ausreichend Fachkräfte auszubilden. Der Rektor kündigte an, dass in den kommenden Jahren ein neues Gebäude für die Halbleiterforschung gebaut werden soll. Auch die Hochschule Harz soll finanziell bei ihren mikroelektronischen und mikromechanischen Kursen gefördert werden. Doch Intel und seine Zulieferer benötigen nicht nur Fachkräfte für die Produktion, sagt Christoph Schell der für den weltweiten Vertrieb zuständig ist.

"Man muss auch beachten, dass wir sehr viel Software brauchen werden, um letztendlich diese neuen Applikationen generieren können, die auf den Halbleitern laufen werden. Ich gehe davon aus, dass Software-Entwicklungen ein sehr wichtiges Thema sein wird an den Hochschulen in Sachsen-Anhalt."

Hochschulen starten neue Studiengänge

Die Hochschulen im Land haben sich auf die neuen Anforderungen des Arbeitsmarkts der Zukunft vorbereitet. So startet an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg zum Wintersemester 2023/24 ein Master of Science-Studiengang Advanced Semiconductor Nanotechnologies und der Master of Engenieering in Computational Methods in Engineering.

An der Hochschule Magdeburg-Stendal wird seit dem Sommersemester 2023 ein Wahlmodul in den Bachelorstudiengängen Elektrotechnik sowie Mechatronische Systemtechnik sehr gut angenommen, sagt Norbert Doktor, Pressesprecher der Hochschule. In der Vorlesung "Grundlagen der Halbleitertechnologie und Chipfertigung" werden Technologien für die Herstellung von integrierten Silizium-Halbleiterbauelementen vorgestellt.

Außerdem wollen neben der OvGU und der Fachhochschule Magdeburg-Stendal auch die Hochschulen Harz, Anhalt und Merseburg gemeinsam den Kooperationsstudiengang Artificial Intelligence Engineering starten.

Das sind gute Nachrichten für die Intelmanager, die auf Sachsen-Anhalt als Talenteschmiede setzen. Denn es reicht nicht allein, Geld zu investieren, man benötigt auch die Ausbildungsstätten für Halbleiterforschung. Dabei setzt Intel auch auf Erfahrungen in den USA und Irland, wo das Unternehmen Hochschulen bei der Fachkräfteausbildung unterstützt.

Menschen stehen Arm in Arm auf der Tribühne über einem Fußballfeld
Beim spektakulären FCM-Spiel: Matthias Niedung, Aufsichtsratsvorsitzender FCM, Dr. Jörg Biastoch Präsident des 1.FCM, Otmar Schork Sportdirektor 1.FCM, Keyvan Esfarjani Intelvorstand, Simone Borris Oberbürgermeisterin Magdeburg, Christoph Schell Intelvorstand, Alexander Wahler kaufmännischer Geschäftsführer 1.FCM Bildrechte: MDR SACHSEN-ANHALT/Sebastian Mantei

Besuch beim FCM und Volks- und Heimatfest Nach der Arbeit an der lokalen Fachkräftefront machen die Manager einen Abstecher zum 1. FC Magdeburg. Im VIP-Bereich findet eine Trikotübergabe statt und es gibt Small Talk vor dem Spiel gegen Hertha BSC. Die Stimmung ist gelassen. Nach einem spannenden Spiel, das der Gastgeber mit 6:4 für sich bestreitet, reist der Tross weiter zum Volks- und Heimatfest in Magdeburgs Stadtteil Otterslebern, der ganz nah an den künftigen Intelfabriken liegt. Auf der Podiumsdiskussion wird über die Ansiedlung diskutiert, Anwohner fragen, was das für sie bedeutet. Nur eine Frage bleibt unbeantwortet, wann kommt der Spatenstich. Dennoch schmeckt das Bier den Otterslebern und ihren Gästen aus Amerika, Irland und Israel.  

Mehr zum Thema: Intel in Magdeburg

MDR (Alisa Sonntag)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 02. September 2023 | 19:00 Uhr

5 Kommentare

Denkschnecke vor 34 Wochen

Es kommt auch nicht darauf an, was Sie aussprechen können, wenn das ein vielversprechendes und benötigtes Berufsbild ist. Sie können ja mal anfangen zu üben.

rom.1 vor 34 Wochen

Herzlichen Glückwunsch Magdeburg!
Von der Investition von Intel wird die ganze Region profitieren.
Da werden andere Bundesländer sicherlich mit Neid Richtung Magdeburg gucken...

Goldloeckchen vor 34 Wochen

„ ein Master of Science-Studiengang Advanced Semiconductor Nanotechnologies und der Master of Engenieering in Computational Methods in Engineering.“

LOL, was manche jungen Leute studieren kann ich kaum aussprechen 😂

🙋‍♀️🫣😉😂

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