DGB-Studie Sachsen-Anhalter haben Angst um ihre Rente

30. April 2024, 19:45 Uhr

Mehr als 80 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Sachsen-Anhalt haben Angst, dass ihre Rente nicht ausreichen wird. Das geht aus einer repräsentativen Studie des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) hervor. Zugleich sind viele Menschen mit den Arbeitsbedingungen zufriedener geworden.

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Die Arbeitsbedingungen in Sachsen-Anhalt sind insgesamt besser geworden. Allerdings sorgt sich ein Großteil der Sachsen-Anhalter um seine Rente. Das geht aus einer repräsentativen Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hervor. Demnach hat etwa die Angst vor der Arbeitslosigkeit der Befragung nach deutlich abgenommen, die Zufriedenheit mit dem Einkommen ist den Ergebnissen zufolge gestiegen.

Zeitgleich erwarten mehr als 80 Prozent der Beschäftigten, dass ihre spätere gesetzliche Rente nicht oder nur gerade so zum Leben reichen wird. Die Leiterin des DGB Sachsen-Anhalt, Susanne Wiedemeyer, forderte deswegen vom Bund, das Rentenniveau zu erhöhen.

Susanne Wiedemeyer, stellv. DGB-Bezirksvorsitzende und Landesleiterin von Sachsen-Anhalt
Susanne Wiedemeyer (Vorsitzende DGB-Sachsen-Anhalt) fordert eine Erhöhung des Rentenniveaus. Bildrechte: picture alliance/dpa | Heiko Rebsch

Wiedemeyer fordert Möglichkeit für früheren Renteneintritt

Im Interview mit MDR SACHSEN-ANHALT sagte Wiedemeyer, es müsse dabei bleiben, dass man mit 63 in Rente gehen könne. Es brauche "eher die Überlegung, ob es nicht noch weiter runter gehen muss", so Wiedemeyer. Des Weiteren forderte sie, die europäische Richtlinie umzusetzen, um auf einen Mindestlohn von 14 Euro zu kommen. Menschen, die früh in ihrem Leben zu arbeiten begonnen hätten, sollten früher abschlagsfrei in Rente gehen können, so Wiedemeyer.

Arbeitgeber fordern Umbau des Rentensystems

Die Arbeitgeber in Sachsen-Anhalt lehnen einen höheren Mindestlohn für eine auskömmliche Rente im Alter ab. Sebastian Schenk, Geschäftsführer des Allgemeinen Arbeitgeberverbandes der Wirtschaft, sagte MDR SACHSEN-ANHALT, der Mindestlohn sei kein Instrument, um die Rente zu steuern. Nach seinen Worten wird es in Deutschland zunehmend schwieriger, die Altersbezüge zu finanzieren. Nötig sei daher ein Umbau des Rentensystems.

Arbeitsministerin sieht Unternehmen in der Pflicht

Sachsen-Anhalts Arbeitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) forderte die Unternehmen im Land auf, insbesondere in den Pflegeberufen bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen, weil dort vor allem Frauen aus körperlichen Gründen früher in Rente gingen. Grimm-Benne sagte, knapp die Hälfte der Beschäftigen im Land habe keinen Tarifvertrag.

Petra Grimm-Benne
Sachsen-Anhalts Arbeitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) Bildrechte: picture alliance/dpa | Ronny Hartmann

Sebastian Schenk zufolge ist es vor allem für kleinere Unternehmen schwierig, sich um die Gesundheitsbelange ihrer Beschäftigten zu kümmern. Die großen Betriebe hätten da ihre Hausaufgaben gemacht und böten viel an. Das Problem sei, dass immer mehr Arbeitsleistung liegen bleibe. "Immer weniger Leute müssen die Arbeit erledigen", sagte Schenk. Es seien viele Stellen unbesetzt. Mit mehr Zuwanderung könne dem entgegengewirkt werden. Damit Rentner vielleicht länger arbeiten, müsste es nach seiner Ansicht steuerliche Anreize geben, etwa, dass sie keine Lohnsteuer zahlen müssen. Schenk betonte, dass am Ende mehr Geld für sie übrigbleiben müsse.

50 Prozent der Arbeitnehmer glauben, nicht bis zur Rente in ihrem Beruf zu arbeiten

Nur die Hälfte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus Sachsen-Anhalt glaubt zudem, die aktuelle Tätigkeit überhaupt bis zur Rente ausüben zu können. Wiedemeyer sagte dazu, viele Menschen im Land arbeiteten körperlich bei wenig Gesundheitsförderung.

Für die Studie waren insgesamt 900 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus Sachsen-Anhalt befragt worden.

Zahlreiche Kundgebungen zum 1. Mai

Zum Tag der Arbeit am ersten Mai rufen viele Gewerkschaften und Organisationen in Sachsen-Anhalt zu Kundgebungen für bessere Arbeitsbedingungen auf. Darunter sind unter anderem Verdi und der DGB.

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dpa, MDR (Engin Haupt, Roland Jäger, Leonard Schubert, Norma Düsekow), zuerst veröffentlich am 29.04.2024

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 29. April 2024 | 11:00 Uhr

63 Kommentare

Britta.Weber vor 2 Wochen

Ines, unser Rentensystem ist ein Umlagesystem. Da spielt es keine Rolle, was in der DDR war. Manchmal sind im Rententopf nur Renten für ein paar Monate drin, d.h. was jemand jetzt bekommt, wurde dann erst vor einigen Monaten erarbeitet und eingezahlt. Ich hoffe, ich konnte Ihnen beim Verstämdnis etwas helfen.

Britta.Weber vor 2 Wochen

Zu einer umfassenden Darstellung des Rentenproblems wäre es gut, wenn der Autor zum Vergleich die Eineintrittsalter und die prozentuale Rentenhöhe in anderen EU-Ländern bringen würde. Dann käme die Frage, warum das bei uns so niedrig ist, und damit wäre ein erster Schritt zur Lösung getan.

Britta.Weber vor 2 Wochen

Ines, auf den ersten Blick scheint da vieles richtig, beim zweiten ist es nicht. Ein großer Teil unserer Sozialausgaben kommt aus dem Staatssäckel, nicht von Beitragszahlern, und der Staat, also der Steuerzahler wird künftig den Rentnern die zum Leben notwendige Rente geben müssen. Ich habe Vertrauen, dass er das auch tun wird, soweit er dazu in der Lage ist.
Wenn allerdings ein großer Teil der Steuereinnahmen für andere Zwecke ausgegeben wird (für die Rettung der Welt, für die Finanzierung der Migration, für die Energiewende etc), dann wird das Geld fehlen. Und daran sind sehr wohl die Grünen schuld, denn diese Ausgabefelder sind grüne DNA (sehen wir bei dem Ausgabentsunami der Ampel deutlich).
Die Jungen können mehr einzahlen in den Topf- es wird nicht reichen, wenn zu viele profitieren, die nie eingezahlt haben und es nie tun werden. That's economy.

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