Die entkernte Stadthalle mit Kränen und Baustoffen von der Seite aus gesehen. Davor sieht man Betonarbeiten an einem Neubau.
Die Stadthalle in Magdeburg wird seit 2021 saniert. Bildrechte: MDR/Leonard Schubert

Besuch auf der Baustelle Komplett entkernt: Stadthalle Magdeburg soll 2026 fertig sein

Von Leonard Schubert, MDR SACHSEN-ANHALT

20. November 2023, 16:43 Uhr

Sie war, so sagt es der Mann, der sich auskennt, zuletzt eine tickende Zeitbombe: Nun aber kommt die Sanierung der Stadthalle Magdeburg voran. Derzeit stehen kaum mehr als die Wände. Trotzdem macht sich Zuversicht breit, dass die neue Stadthalle Anfang 2026 eröffnet werden kann. Ein Besuch auf der Baustelle.

MDR San Mitarbeiter Leonard Schubert
Bildrechte: MDR/punctum.Fotografie/Alexander Schmidt

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Konzerte, Musicals, Comedyshows, Tanz-Bälle: Die Stadthalle auf der Elbe-Insel ist für viele Magdeburger eine der wichtigsten Veranstaltungsorte der Stadt. Doch seit 2021 fahren dort statt Nightlinern und großen Stars nur noch Betonmischer, Bagger und Gerüstbauer vor. Und wer durch den Baustellen-Zaun einen Blick auf das Gebäude erhascht hat, dürfte sich erschreckt haben: Denn von dem "Meisterwerk der Moderne", das 1927 anlässlich der Welttheater-Ausstellung in kurzer Zeit hochgezogen wurde, ist auf den ersten Blick nur noch die Hülle übrig geblieben.

Stadthalle Magdeburg als tickende Zeitbombe

Die Stadthalle in Magdeburg ist komplett entkernt. Stützpfeiler und Gerüste prägen das Bild ebenso wie rostig aussehende Stahlträger und offene Wände.

Blick durch eine offene Seitenwand der Stadthalle Richtung Rotehornpark.
Gerüste und offene Wände in der Stadthalle. Bildrechte: MDR/Leonard Schubert

Andreas Geiger vom kommunalen Gebäudemanagement der Stadt Magdeburg erklärt, ursprünglich habe mehr von der alten Bausubstanz erhalten bleiben sollen. "Es tun sich jetzt doch allerhand Mängel auf, mit denen wir nicht gerechnet haben. Da sind also etliche Korrosions-Erscheinungen und natürlich merkt man auch die minderwertige Qualität, die damals verbaut wurde", meint Geiger.

Andreas Geiger vom kommunalen Gebäudemanagement steht in der mit einem Gerüst ausgekleideten Haupthalle der Stadthalle. 1 min
Bildrechte: MDR/Leonard Schubert
1 min

MDR FERNSEHEN So 19.11.2023 14:23Uhr 00:30 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/magdeburg/magdeburg/audio-stadthalle-sanierung-probleme100.html

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Unter anderem sei es notwendig gewesen, sowohl die Verblend-Klinker als auch das Mauerwerk abzubauen, Stahlträger zu sanieren und dann das Mauerwerk neu aufzubauen. Das hätten auch die Voruntersuchungen nicht gezeigt. Die Stadthalle sei zum Schluss eine tickende Zeitbombe gewesen, die Sanierung höchste Zeit.

Blick von oben auf einen neuen Anbau der Stadthalle Magdeburg, an dem gerade gebaut wird.
Ein Teil der Baustelle von oben. Bildrechte: MDR/Leonard Schubert

Eröffnung von Stadthalle Magdeburg für 2026 geplant

"Es wäre sicher günstiger und schneller gegangen, wenn wir das Gebäude abgerissen und neu gebaut hätten", meint Geiger. Denn durch die vielen Mängel, die Coronapandemie, gestiegene Materialkosten und Baupreise sowie zusätzliche Entsorgungs-Kosten hätten sich auch die Preise für die Sanierung deutlich erhöht. Statt der geplanten 70 Millionen rechnet Geiger nun mit Kosten von 91 Millionen Euro.

Und auch die Fertigstellung verzögert sich: Zu Sanierungs-Beginn war die Eröffnung für 2024 geplant. Momentan geht Geiger davon aus, dass die Stadthalle im Jahr 2026 wieder eröffnen kann – rund ein Jahr vor dem hundertjährigen Bestehen der Halle.

Dachträger der Stadthalle Magdeburg. Teilweise neu, teilweise älter und angerostet.
Rostige Stahlträger mussten ausgebessert und um neue ergänzt werden. Bildrechte: MDR/Leonard Schubert

Trotz der Komplikationen ist Geiger davon überzeugt, dass es gut ist, die bestehende Halle zu sanieren. Denn zum einen handele es sich bei der Stadthalle um ein Denkmal. Zum anderen hätte es unter den Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit keinen Sinn ergeben, alles wegzureißen und neu aufzubauen. Deswegen werde die historische Hülle nun aufbereitet und das Innere zu einem modernen Veranstaltungsort umgebaut.

Andreas Geiger vom kommunalen Gebäudemanagement Magdeburg steht außen auf einem Baugerüst am Rand des Dachs der Stadthalle. 1 min
Bildrechte: MDR/Leonard Schubert
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Modernisierung und Umbau

Im Zuge der notwendigen Sanierungsarbeiten soll die Stadthalle modernisiert und teilweise umgebaut werden. Insbesondere sollen laut Geiger Verbesserungen in der Hör- und Seh-Qualität im großen Saal (Kapazität stehend bis zu 3.000 Personen, sitzend etwa 1.000) stattfinden. Neben dem Einbau neuer Akustik-Technik werden in den Boden des großen Saals sogenannte Hubpodien eingebaut, auf denen die Stuhlreihen im Zuschauerraum in der Höhe verstellt werden können. So können hintere Reihen bei Bedarf hochgefahren werden, sodass die Menschen die Bühne auch in den hinteren Reihen noch gut sehen können.

Im großen Saal der Stadhalle von Magdeburg stehen Gerüste. In einer Ausspraung soll ein Hebepodest eingebaut werden.
Auf der Fläche der rechteckigen Aussparung sollen Hubpodien eingebaut werden. Bildrechte: MDR/Leonard Schubert

Die Bühne wird bei der Neueröffnung 180 Grad zur früheren Ausrichtung gespiegelt aufgebaut werden, sodass sie von Seite der Hyparschale aus leichter anfahr-bar ist. Dazu wird ein Ergänzungs-Bau angefertigt. Zusätzlich sollen neue Oberlichter entstehen und im vorderen Bereich der Stadthalle zwei kleinere Bühnen-Säle mit jeweils etwa 200 Plätzen entstehen. Damit soll die Stadthalle in Verbindung mit der Hyparschale, die etwa 500 Plätze umfasst, ein Ensemble an Veranstaltungsorten verschiedener Größen im Stadtpark ergeben.

Ein Entwurf der Stadthalle nach der Sanierung durch die Firma gmp Architekten
So soll die fertige Stadthalle aussehen. (Entwürfe von gmp Architekten) Bildrechte: gmp Architekten

Geiger freut sich darauf, den Magdeburgern 2026 endlich wieder "ihre Stadthalle" zurückgeben zu können. Dass noch viel dazwischen kommt, hält er für unwahrscheinlich. "Wir sind aus den großen Unwägbarkeiten raus. Wir sind jetzt so weit, dass wir doch Sicherheit bezüglich der Mehrkosten und des Termins bekommen."

MDR (Leonard Schubert)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 20. November 2023 | 15:30 Uhr

1 Kommentar

ste-ker vor 22 Wochen

.....schon jetzt an später denken....; so ein alter werbespruch...bei diesem bild, den erfahrungen der letzten jahre und dem desaster mit dem tunnel in md...wieviel teurer wird es ??? wie viel jahre muss man denn dazu rechnen ???..und -so ein altes lied..."wer soll dass bezahlen..? "...

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