ECHT - Der Streit um den Gips
In Sachsen-Anhalt gibt es natürliche Vorkommen von Gips. (Symbolbild) Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Biosphärenreservat Südharz Kein Gipsabbau im Naturschutzgebiet – vorerst

24. Januar 2024, 09:25 Uhr

Die natürlichen Gipsvorkommen im Südharz sollen auf sachsen-anhaltischer Seite zunächst unangetastet bleiben. Sie lagern im geschützten Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz. Probebohrungen sollen laut Infrastrukturministerin Hüskens aber möglich sein.

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Sachsen-Anhalts Infrastrukturministerin Lydia Hüskens (FDP) hat dem Abbau von Gips im Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz vorerst eine Absage erteilt. Der Entwurf des neuen Landesentwicklungsplans (LEP) sehe beim Thema keine Änderungen vor, sagte die Ministerin am Dienstag in Magdeburg. Probebohrungen seien dagegen gestattet, ergänzte sie.

Nach Medienberichten hatte zuletzt der Gipshersteller Knauf aus Lochau (Saalekreis) Interesse an den natürlichen Gipsvorkommen in Mansfeld-Südharz bekundet und auf eine Novellierung des Entwicklungsplans gehofft. Der sachsen-anhaltische Teil des Biosphärenreservats werde jedoch auch weiterhin Natur und Erholung vorbehalten bleiben und momentan nicht als Vorranggebiet für den Rohstoffabbau ausgewiesen, sagte Hüskens. Das Naturschutzgebiet verbindet Sachsen-Anhalt, Thüringen und Niedersachsen.

Wegen Kohleausstieg: Gips könnte knapp werden

Gips ist ein wichtiger Baustoff, könnte durch den Kohleausstieg jedoch knapp werden. Denn durch den Strukturwandel fällt ein wichtiges Nebenprodukt der Kohleverstromung weg, das für die Gips-Herstellung genutzt wird: REA-Gips. Im Koalitionsvertrag der schwarz-rot-gelben Koalition in Magdeburg wurde daher festgehalten, dass die natürlichen "Gips-Lagerstätten in Sachsen-Anhalt gesichert sowie deren umweltverträgliche Gewinnung ermöglicht werden".

Vom Tisch ist das Thema folglich nicht. "Ein Unternehmen prüft, ob sich der Gips-Abbau lohnen würde", so Hüskens mit Blick auf den Südharz. Falls sich herausstelle, dass es sich lohne, werde das Land entscheiden, "ob diese Nutzung so wichtig ist, dass wir Einschnitte im Biosphärenreservat in Kauf nehmen".

Hüskens: Erheblicher Handlungsbedarf bei Flächen im Land

Lydia Hüskens, Sachsen-Anhalts Parteivorsitzende der FDP
Lydia Hüskens (FDP) sieht beim Landesentwicklungsplan erheblichen Handlungsbedarf. Bildrechte: picture alliance/dpa | Matthias Bein

Das Landeskabinett hatte noch vor dem Jahreswechsel den Entwurf für einen neuen Landesentwicklungsplan vorgelegt. Dieser gibt den Rahmen dafür vor, wie geografische Flächen im Land genutzt werden dürfen. Der LEP kennt beispielsweise Flächen für Landwirtschaft und Forstwirtschaft, Tourismus und Erholung, Gewerbe und Industrie oder auch Flächen, die etwa für Windkraft genutzt werden dürfen. Da der aktuelle LEP 15 Jahre alt sei, gebe es erheblichen Handlungsbedarf, so Hüskens.

Dabei müssten sehr große übergreifende Entwicklungen wie der Klima- und Strukturwandel sowie die Energiewende berücksichtigt werden. "Gerade der Ausbau erneuerbarer Energien hat erhebliche Auswirkungen auf die Flächennutzung", betonte die Ministerin und fügte an, dass auch das Thema Rohstoffsicherung ein wichtiges sei.

Beteiligung: Bürger sollen bei Flächennutzung mitreden

Da sich unterschiedlichste Interessen auf Flächen richten, startet ab Montag ein großangelegtes Öffentlichkeitsverfahren zum neuen Landesentwicklungsplan. Öffentliche Stellen, Unternehmen sowie alle Bürgerinnen und Bürger haben dann bis zum 12. April Zeit, Hinweise und Änderungsvorschläge über eine eigens eingerichtete Seite im Internet, per E-Mail oder auch klassisch per Brief einzureichen. "Wir setzen auf den Input der Vielen", versicherte Hüskens. Der Landesentwicklungsplan soll bis Ende der Legislaturperiode vorliegen.

MDR (Dennis Blatt, Daniel Salpius) | Erstmals veröffentlicht am 23.01.2024

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – HEUTE | 23. Januar 2024 | 19:00 Uhr

1 Kommentar

Hobby-Viruloge007 vor 13 Wochen

Gips ist ein preiswerter Baustoff, wenn man durch Zwangsabschaltung von Kohlekraftwerken Gips verteuert, dann wird wohnen noch teurer.

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