Während die aufgehende Sonne am frühen Morgen die Oderlandschaft in ein rötliches Licht färbt, heben zwei Fischer auf dem deutsch-polnischen Grenzfluss eine Reuse.
Menschen am Fluss, ihr Leben an Oder und Neiße und ihre Geschichten hält der Fotograf Bernd Cramer in Porträts fest (Symbolfoto). Bildrechte: picture-alliance / dpa | Patrick Pleul

Sonderausstellung Zittau flussabwärts: Grenzerfahrungen an Oder und Neiße

22. Juni 2023, 05:00 Uhr

Eine ungewöhnliche Ausstellung zeigen noch bis August die Städtischen Museen in Zittau und zwar unter dem Motto "Grenzerfahrungen an Oder und Neiße". Im einstigen Franziskanerkloster geht es um Menschen und ihre Schicksale: von Zittau - immer flussabwärts - bis an die Ostsee. Touristen sind beeindruckt von den Gesichtern und Geschichten.

Im Sommer stürmen Besucher und Touristen nicht gerade das Zittauer Museum im ehemaligen Franziskanerkloster. Die derzeitige Sonderschau "Grenzerfahrungen an Oder und Neiße" fasziniert aber all jene Besucher, die den Weg ins Museum gefunden haben. Eine junge Frau aus Wiesbaden nimmt sich viel Zeit für die Ausstellung: "Das ist hier eine Kulturregion. Das wird bei mir zu Hause gar nicht wahrgenommen", sagt die Hessin.

Bilder des Leipziger Fotografen Bernd Cramer: Ausstellungsraum mit Oder-Neiße-Karte links
Porträts von Menschen aus einer Kulturregion am westlichen Ufer von Oder und Neiße. Bildrechte: Städtische Museen Zittau

Wenn ich den Kollegen, die auch alle Abitur und studiert haben, erzähle, ich fahre nach Zittau, dann könnte ich auch sagen, ich fahre nach Afrika. Hier gibt es so viel zu entdecken.

Besucherin aus Wiesbaden

Die Besucherin aus Wiesbaden studiert jedes Bild, jedes Porträt und liest auch die kurzen Texte zu den Fotos. Sie staunt über die Lebenswege der Menschen an der deutsch-polnischen Grenze. "Ich interessieren mich sehr für die Erzählung der Leute hier aus der Region. Die haben wirklich wahnsinnige Zäsuren erfahren. Diese ganz tolle Ausstellung bewegt mich sehr!"

Bilder des Leipziger Fotografen Bernd Cramer: Blick in Ausstellungsraum mit Panzerfahrer rechts.
Die meisten Bilder sind bei einer spontanen Aktion entstanden: Landschaft, Menschen und Geschichten abseits von Metropolen. Bildrechte: Städtische Museen Zittau

Ungeschönte Bilder von einer Grenzregion

Die Schau "Grenzerfahrungen an Oder und Neiße" ist auf Anregung des Leipziger Fotografen Bernd Cramer entstanden. "Er hat spontan Menschen zwischen Zittauer Gebirge und Ostsee besucht, hat sie fotografiert und erzählen lassen", sagt der Direktor der städtischen Museen in Zittau, Peter Knüvener. Mal griffen die Einheimischen zum Telefon, mal wiesen sie ihm den Weg. Nur wenn die oder der Auserwählte sofort Zeit hatte, kam das Foto samt Interview zustande. "Mithilfe dieser spontanen Art entstand eine Landschaft aus Menschen am westlichen Ufer von Oder und Neiße", meint der Zittauer Museumschef." Dem Fotografen Cramer sei es so gelungen, Menschen in den Fokus zu rücken, die sonst eher selten im Mittelpunkt stünden.

Bernd Cramer ist in die Dörfer gefahren, hat dann einfach im Dorfladen oder in der Bäckerei gefragt, wer denn hier so interessant wäre, welche spannenden Persönlichkeiten es hier gäbe.

Peter Knüvener Zittauer Museumsdirektor

Vom Hufschmied bis zum Seelsorger

Bernd Cramer fotografierte Schäfer am Rand von Braunkohletagebauen, einen der letzten Oderfischer und Pfarrer und Seelsorger. Er kam mit Handwerkerinnen und Handwerkern ins Gespräch, deren Beruf selten geworden ist: einer Hutmacherin, einem Korbflechter und auch einem Dorfschmied. Zu sehen sind auch Portäts von einem Eisverkäufer und einem Wirt, der in seiner kleinen Dorfschenke seit mehr als 50 Jahren Bier zapft.

Auf diese Weise entstand ein Zeitdokument vom ländlich geprägten Leben zwischen Zittauer Gebirge und Odermündung an der Ostsee. Da ist zum Beispiel der Chef des Kleinbahnvereins in Rothenburg, Christoph Eichler, zu sehen. Oder Olaf Andreas aus Daubitz: Der engagiert sich nicht nur im Schützenverein, sondern auch beim mittlerweile legendären Country- und Westernfest. Auch ein Hobbypanzerfahrer mit seinem russischen Schützenpanzer nahm sich in Preschen spontan Zeit für den Leipziger Fotografen.

Bilder des Leipziger Fotografen Bernd Cramer: Austellungstafel Feuerwehrmann bis Schuster
Die ungeschönten Bilder und ihre Geschichte faszinieren Besucher der Ausstellung. Bildrechte: Städtische Museen Zittau

Faszinierte Besucher im Zittauer Museum

"Die Fotos zeigen eine Landschaft und ihre Menschen jenseits der der großen Metropolen. Der Blick darauf ist liebenswert", sagt der Zittauer Museumschef Peter Knüvener zu den Porträts. Offenbar kommt das bei den Besuchern der Ausstellung an: "Ich staune immer wieder, was Ausstellungsmacher alles so vollbringen. Es war auf jeden Fall schön und interessant", schwärmt eine Besucherin aus Bayern. und weiter: "Die Bilder sind so toll und auch die Geschichten. Die sind so verschieden. Eine tolle Ausstellung. Man muss sie einfach gesehen haben."

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Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 22. Juni 2023 | 16:30 Uhr

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