Ein Protesttransparent hängt an einem Gebäude.
Am Institut für Archäologie der Uni Leipzig in der Ritterstadt haben Archäologie-Stundierende gegen die geplante Neustrukturierung ihres Studienfachs protestiert. Bildrechte: MDR/Philipp Brendel

Lehrkräftemangel Studenten-Protest in Leipzig: Kein Archäologie-Studium in Sachsen mehr möglich?

05. Dezember 2023, 10:39 Uhr

Die Uni Leipzig ist die einzige Hochschule in Sachsen, an der Archäologie studiert werden kann. Weil künftig wohl Lehrpersonal fehlt, soll es einschneidende Veränderungen in dem Studienfach geben. Studierende sind beunruhigt, weil das Studienangebot künftig zusammengestrichen werden könnte. Die Hochschulleitung betont, dass längst noch nichts endgültig entschieden sei.

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Die Turmuhr der Leipziger Nikolaikirche schlägt 11 Uhr. Am Gebäude des Instituts für Klassische Archäologie in der Ritterstraße enthüllen Studierende an diesem Montag ein Transparent, auf dem "Archäologie in Sachsen erhalten" steht. Organisiert hat die Protestaktion der Archäologie-Fachschaftsrat der Uni Leipzig. Die Archäologie-Studierenden fürchten um den Erhalt ihres Studiengangs, erklärt Sarah Ullmann vom Fachschaftsrat. "Die Probleme in den Geisteswissenschaften und der Archäologie sind nicht neu. An anderen Universitäten wie Jena und Halle wird auch gespart", sagt die Archäologiestudentin.

Die Uni Leipzig habe angekündigt, ab dem Wintersemester 2024/2025 keine neuen Studierenden für das Archäologie-Studium an der Uni Leipzig zuzulassen, erklärt Ullmann. Grund sei fehlendes Lehrpersonal, weil voraussichtlich eine Professorenstelle sowie zwei weitere Institutsmitarbeiter ausfielen, sagt die 23-Jährige.

Antike Büsten stehen in einem Schaufenster.
Die Uni Leipzig ist die einzige Hochschule in Sachsen, in der Archäologie studiert werden kann. Studierende haben für den Erhalt des Standorts demonstriert. Bildrechte: MDR/Philipp Brendel

Vollwertiges Studium noch möglich?

Es gebe deswegen Diskussionen, die Archäologie künftig mit anderen geisteswissenschaftlichen Fachbereichen zusammenzulegen, sagt Ullmann. Die Studierenden befürchten, dass ihr Studienfach nur in rudimentärer Form fortgeführt werde. "Archäologie ist eine Leidenschaft von uns allen. Wenn man sieht, wie die Wissenschaft abgebaut wird, ist das schon niederschmetternd", sagt die Studentin.

Studierende: Schlechte Kommunikation durch Uni

Archäologie-Studentin Jennifer fühlt sich an die Zeit vor zehn Jahren erinnert. Schon damals habe sie gegen Stellenkürzungen und für den Erhalt des Fachbereichs Archäologie protestiert. Was damals schlecht gelaufen sei, laufe auch heute wieder schlecht: die Kommunikation mit den Studierenden durch die Uni. "Es müsste eine bessere Kommunikation durch die Uni geben. Mitarbeiter sind sich unsicher, wie es weitergeht. Studierende haben Angst um ihre Zukunft", sagt die 32-Jährige.

Eine Frau steht mit verschränkten Armen vor einem Altbau.
Archäologiestudentin Jennifer kritisiert die Kommunikation durch die Uni Leipzig. Weil sich die Studierenden schlecht informiert fühlen, gebe es große Unsicherheit. Bildrechte: MDR/Philipp Brendel

Mitarbeiter sind sich unsicher, wie es weitergeht. Studierende haben Angst um ihre Zukunft.

Jennifer Archäologiestudentin

Es herrsche eine große Unsicherheit bei den Studierenden, sagt Jennifer. Sie glaube, dass schon längst endgültige Entscheidungen hinter verschlossenen Türen getroffen worden seien. Von der Idee, die Archäologie mit weiteren Fachbereichen der Geisteswissenschaften zusammenzuschließen, halte sie wenig. "Damit würde der Studiengang viel zu theoretisch werden", befürchtet Jennifer. Der Studiengang würde dadurch zu oberflächlich werden.

Schlechtere Aussichten auf Arbeitsmarkt

Auch Fabian fühlt sich sehr verunsichert. Der 20-Jährige studiert im dritten Semester Bachelor Archäologie. Den Studierenden sei zwar zugesichert worden, dass sie ihr Studium an der Uni Leipzig beenden könnten, sagt er. Doch wie das Studienfach künftig aussieht, stehe in den Sternen. "Der Studiengang wird durch etwas Neues ersetzt, was noch nicht mal geplant ist." Auch er befürchtet, dass der Studiengang zu oberflächlich werden könnte. Ohne ein vollwertiges Studium habe er später schlechtere Aussichten auf dem Arbeitsmarkt.

Ein junger Mann lächelt in die Kamera.
Fabian fürchtet, dass das Archäologietstudium künftig nur noch mit abgespeckten Inhalten angeboten wird. Bildrechte: MDR/Philipp Brendel

Hochschulleitung: Studienfach Archäologie bleibt bestehen

Für die Hochschulleitung der Uni Leipzig steht ein komplettes Aus des Archäologiestudiums nicht zur Debatte. Wie der Pressesprecher der Uni Leipzig, Carsten Heckmann, auf Anfrage von MDR SACHSEN mitteilt, ist eine Streichung des Studiengangs nicht geplant. "Es wird weiterhin Archäologie an der Universität Leipzig geben", betont Heckmann.

Es wird weiterhin Archäologie an der Universität Leipzig geben.

Carsten Heckmann Pressesprecher der Uni Leipzig

In den kommenden Monaten werde ein Konzept entwickelt, wie das Studienfach künftig aussehen soll, sagt Heckmann. Dabei sei das Aussetzen der Immatrikulation für die Bachelor-Studiengänge ab dem Wintersemester 2024/2025 noch keine beschlossene Sache, betont er. Und: "Das Aussetzen der Immatrikulation würde nicht das Aus für die Archäologie bedeuten."

Die Aussetzung stehe nur im Zusammenhang mit der Neuausrichtung des Studienfachs. Die Studierenden könnten ihr Studium in jedem Fall beenden: "Alle aktuell eingeschriebenen Studierenden werden ihr Studium selbstverständlich zu Ende führen können. Das stellen wir sicher."

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Leipzig | 04. Dezember 2023 | 14:30 Uhr

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