Übervoller Müllcontainer für Altpapier in Berlin
Im Jahr 2022 haben die Deutschen rund 13 Millionen Tonnen Altpapier und Pappe gesammelt. Zu einem großen Teil wird es wiederverwertet, unter anderem von der Pulp-Tec GmbH in Bischofswerda. (Symbolbild) Bildrechte: imago images / Seeliger

Altpapier Pappe satt: Firma aus Bischofswerda setzt auf nachhaltige Verpackung

15. März 2024, 05:00 Uhr

Jedes Jahr fallen in Deutschland Millionen Tonnen von Papier und Pappe an. Der größte Teil davon wird recycelt und landet unter anderem bei der Pulp-Tec GmbH in Bischofswerda. Sie macht daraus stabile Transportverpackungen für die Industrie. Die nachhaltige Alternative zu Styropor ist bei immer mehr Unternehmen gefragt. Jetzt soll noch Kunststoff aus Papier dazukommen.

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In der großen Lagerhalle der Pulp-Tec GmbH in Bischofswerda stapeln sich fertig produzierte Transportverpackungen für Kühlschränke, Folienrollen oder Drucker. Alle haben die typische bräunliche Farbe von Kartons, nur sind sie viel stabiler. Geschäftsführer Franz Jaeger zeigt auf ein großes zusammengepresstes Bündel Pappe. "Das ist unser Rohmaterial, wir arbeiten zu 100 Prozent mit Altpapier." Man verwende also kein neues Material.

Wir arbeiten zu 100 Prozent mit Altpapier, wir haben keine einzige Frischfaser drin. Im Grunde genommen sind wir ein Müllverarbeitungsunternehmen.

Franz Jäger Geschäftsführer Pulp-Tec-GmbH

Das Unternehmen Pulp-Tec stellt in Bischofswerda nachhaltige Verpackungen aus Altpapier her
Geschäftsführer Franz Jaeger und sein wertvollster Rohstoff: alte Kartons. Bildrechte: Pulp-Tec GmbH

Vom Eierkarton zur Schwerlastverpackung

Um die Verpackungen stabil zu machen, nutzt Pulp-Tec ein Verfahren, dass schon mehr als 100 Jahre alt ist: Den sogenannten Faserguss. Damals entwickelte man ihn, um unter anderem Eierkartons herzustellen, erzählt Franz Jaeger. "Das Verfahren ist 1:1 dasselbe." Nur dass Eierverpackungen kleiner seien und schneller produziert werden könnten.

Bei Pulp-Tec dauere die Produktion länger, da die Verpackungen größer, robuster und dickwandiger seien. Schließlich sollen sie bis zu zwei Tonnen schwere Geräte oder Material verpacken können.

Das Unternehmen Pulp-Tec stellt in Bischofswerda nachhaltige Verpackungen aus Altpapier her 3 min
Bildrechte: Pulp-Tec GmbH
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Knapp 80 Prozent des in Deutschland hergestellten Papiers oder Pappe wird aus Altpapier hergestellt. Auch ein Unternehmen in Bischofswerda setzt erfolgreich auf alte Kartons, wie Viola Simank berichtet.

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Do 07.03.2024 16:30Uhr 02:35 min

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Verpackung ist komplett recycelbar

Damit das funktioniert, werden die alten Kartons zunächst in Wasser aufgelöst und die Fasern ordentlich durchgemixt. Der entstandene Faserbrei wird danach so in Form gepresst und anschließend getrocknet, dass eine sehr stabile Verpackung entsteht. "Ohne Kleber und komplett recycelbar", sagt Geschäftsführer Franz Jaeger. Damit alles gut passt, werde für jedes zu verpackende Produkt eine eigene Form entworfen und in der Werkstatt hergestellt.

Mitarbeiterzahl hat sich verdoppelt

Viel Aufwand also, bis die Verpackung nach Kundenwunsch schließlich vom Band läuft. Doch der lohne sich, sagt Geschäftsführer Jaeger. Denn immer mehr Firmen setzen auf die nachhaltige Variante aus Faserguss als Alternative zu Styropor oder Plastik. Dank der guten Auftragslage habe sich die Mitarbeiterzahl innerhalb weniger Jahre in Bischofswerda auf 60 verdoppelt und es sollen künftig noch mehr werden.

Firma entwickelt papierbasierten Kunststoff

Doch das Unternehmen will nicht nur schwere Lasten verpacken, seit neuestem setzt es auch auf papierbasierten Kunststoff, der bei Pulp-Tec "Bioform" heißt. Grundlage sei ein Granulat, das komplett aus Altpapier, Stärke und einem biologischen Bindemittel besteht. Das Granulat werde mit Hilfe eines Spritzgussverfahrens verarbeitet, erklärt Jaeger: "Das ist ein Prozess, den man normalerweise aus dem Kunststoff kennt."

Auf diese Weise könnten aus dem Material die unterschiedlichsten Formen entstehen, vom Blumentopf bis zu Waschmittelverpackungen oder Kantenschutz für Möbel. "Die Teile zersetzen sich in der Natur komplett in ein paar Wochen biologisch."

Einen Nachteil allerdings gibt es: Der neuartige Kunststoff darf nicht für Lebensmittelverpackungen verwendet werden, da er aus Altpapier besteht. Auch Flüssigkeit bekommt ihm nicht gut, da er dann langsam aufweicht.  

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 07. März 2024 | 16:30 Uhr

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