Schleichverkehr wegen Baustelle Landrat in Pirna macht Druck für Schwerlaster-Verbot in Wilsdruff

• Durch Baustellen auf der A4 verlagert sich Verkehr in anliegende Orte.
• Das Landratsamt in Pirna setzt sich für ein Lkw-Durchfahrtsverbot ein, das es bereits 2021 gab.
• Wilsdruffs Bürgermeister fordert die Verkehrsbehörden zum Handeln auf.

Bis Ende des Jahres lassen mehrere Baustellen auf der Autobahn A4 den Verkehr um Dresden stocken. Die Verkehrslage in Wilsdruff, Limbach, Herzogswalde und weiteren Dörfern ist seit Wochen belastend. Wilsdruff im Kreis Osterzgebirge-Sächsische Schweiz wird von Schwerlastern überrollt, die durch den Ortskern walzen, weil sie von der Autobahn ausweichen. Landrat Michael Geisler (CDU) macht Druck für ein Durchfahrtsverbot. Das Landratsamt werde die Angelegenheit "mit Hochdruck" betreiben, sagte er im Gespräch mit MDR SACHSEN.

Geisler spricht von "handfesten Beeinträchtigungen" der Menschen in Wilsdruff, wenn beispielsweise der Pflegedienst im Stau feststecke. Er wolle deshalb mit allen Zuständigen ein Modell aus dem Jahr 2021 umsetzen. Damals sei die Kleinstadt durch Staus praktisch "nicht mehr befahrbar" gewesen. Die damalige Entscheidung hatte den Ort stark entlastet: Polizei, Sachsens Innenministerium und die Autobahn GmbH des Bundes hatten Wilsdruff zur Lkw-freien Zone gemacht.

Wegen einer aktuellen Baustelle auf der A4 weichen seit Tagen Trucker und Fernfahrer über die nicht für sie ausgelegte, enge Staatsstraße 36 aus. "Wenn zwei Lkw hier um die Kurve fahren, ist der Fußweg fast weg", kritisierte eine Bürgerin. Der Lärm lasse die Anwohner nachts nicht mehr schlafen.

Die Stadt Wilsdruff wirft der Autobahngesellschaft angesichts der Stauprobleme Ignoranz vor. Bürgermeister Ralf Rother (CDU) sprach in einer öffentlichen Erklärung vom "Ende der Geduld". Er stellt sich ein Abfahrverbot für Schwerlaster an der Zweigstelle Wilsdruff vor. Deshalb habe er zwei Mal die Autobahn GmbH des Bundes angeschrieben, sagte er MDR SACHSEN. "Ich darf gar nicht daran denken, wenn Rettungsdienst oder Feuerwehr auf dieser wichtige Verkehrs-Achse einen Einsatz haben und nicht mehr auf die Straße raufkommen", so Rother.

Entlang der Autobahn-Baustelle gebe es nur eine Lkw-Spur und die völlig überlastet, findet Rother. Das kritisierte Autobahnamt sieht das anders. Sprecher Tino Möhring sagte MDR SACHSEN: "Wir befinden uns in dauerhafter Abstimmung mit den zuständigen Behörden, um gegebenenfalls Maßnahmen durch eine Hinweisschilder auf der Autobahn zu flankieren. Dies könnte beispielsweise durch Hinweise auf ein Lkw-Durchfahrtsverbot abzielen, so wie es 2021 bereits im Bereich der S36 geschehen ist." Dieses müsse aber erst von den zuständigen regionalen Verkehrsbehörden angeordnet werden, was laut Möhring bisher noch nicht der Fall sei.

Derweil wissen die Anwohner schon, wie lange die Baustellen-Nadelöhre dauern werden: Die 20,7 Millionen Euro teuren Bauarbeiten auf drei Baufeldern an der A4 bei Dresden sind bis zum Dezember 2023 geplant.