Sachsen Beschäftigte des Alu-Felgenherstellers Borbet in Sachsen kämpfen um West-Lohn
Die Beschäftigten vom Felgenhersteller Borbet in Kodersdorf bei Görlitz wollen bezahlt werden wie ihre Kollegen im Westen. Bisher bleibt der Wunsch unerhört. Ein weiterer Streik könnte die Folge sein.
Lohn-Lücke Ost-West bei Borbet bei fast 30 Prozent: Streik im April
Nach Schätzungen der IG Metall zahlt das Unternehmen Borbet seinen Beschäftigten in den Werkshallen im Stammwerk in Hallenberg Nordrhein-Westfalen im Schnitt 19,50 Euro pro Stunde, in Bad Langensalza in Thüringen18 Euro und in Sachsen am Standort in Kodersdorf bei Görlitz nur 15 Euro. Das ist knapp mehr als der Mindestlohn.
Matthias Müller ist der Betriebsratsvorsitzende von Borbet Kodersdorf.
Wir wollen auch hier im Osten fair bezahlt werden. |
Wegen dieses West-Ost-Lohngefälles hatte die IG Metall im April dieses Jahres die 560 Beschäftigten des Borbet-Werks in Kodersdorf zum Warnstreik aufgerufen. Der Betriebsratsvorsitzende Matthias Müller sagte damals auf der Kundgebung: "Wir sind zwar hier im Osten, das bedeutet aber nicht, dass wir schlecht bezahlt werden, dass wir benachteiligt werden. Wir leben hier, wir wohnen hier, wir haben ja Freunde, wir haben ja Familie. Warum müssen wir wegziehen, um vernünftig bezahlt zu werden? Nein, wir wollen das nicht. Wir wollen auch hier im Osten fair bezahlt werden."
Erste Verhandlungserfolge in Kodersdorf: Inflationsausgleichsprämie bis August
Verhandlungen der Gewerkschaft mit der Borbet-Geschäftsleitung im Frühjahr brachten zunächst kein Ergebnis, aber die Firmenzentrale sicherte zu, zeitnah ein Angebot vorzulegen. Im Juli dann ein erster Durchbruch: Die sächsischen Beschäftigten hatten sich ihren ersten Tarifvertrag erkämpft. Bis Ende August erhielten sie in zwei Schritten eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 800 Euro.
IG Metall fordert dauerhaft mehr Geld durch Flächenvertrag: Verhandlungen laufen
Die Gewerkschaft kämpft weiter und fordert einen Entgelttarifvertrag, der den Beschäftigten dauerhaft mehr Geld garantiert. Krzysztof Iwanowski von der IG Metall Ostsachsen erklärt dem MDR-Magazin Umschau: "Was kommen muss, ist eine wirksame Lohnerhöhung. Und zwar wirklich zeitnah. Das ist die Erwartung von der Belegschaft. Das ist auch die Erwartung von uns, der IG Metall. Wenn das nicht passieren soll, werden wir jetzt eskalieren müssen".
Die IG Metall fordert für die Beschäftigten einen Flächentarifvertrag und damit etwa 20 Prozent mehr Lohn. Die Ost-West-Lohnlücke müsse geschlossen werden, wie Thomas Weber von der Gewerkschaft sagt: "Es braucht ein Lohnplus. Sachsen Borbet ist das Schlusslicht innerhalb der Borbet Gruppe bei den Löhnen. Und wir müssen mindestens aufschließen zu den anderen Standorten."
Wenn das nicht passieren soll, werden wir jetzt eskalieren müssen. Krzysztof Iwanowski, IG Metall Ostsachsen |
Insgesamt beschäftigt Borbet mehr als 4.500 Beschäftigte an acht Standorten in Deutschland, Österreich und Südafrika. Das deutsche Unternehmen ist einer der weltweit führenden Hersteller von Leichtmetallrädern für die Automobilindustrie.
Vorschlag der Arbeitgeberseite: Löhne anheben über einen Zeitraum von drei Jahren
Die Geschäftsführung in der Firmenzentrale in Nordrhein-Westfalen zeigte sich Ende September verhandlungsbereit. Das Unternehmen hat der Gewerkschaft ein Angebot vorgelegt. "Natürlich tarieren wir jetzt aus, was wir für Möglichkeiten haben. Ja, wir wollen den Standort nicht verlieren, wir wollen die Mitarbeiter nicht verlieren. Aber wir können auch kein Geld verschenken, weil wir es einfach nicht bekommen von unseren Kunden. Es wird ein Abwägen bleiben. Und da sind wir mitten dabei. Eine einfache Lösung gibt es nicht!", sagt Burkhard Plett, Geschäftsführer der Borbet-Firmengruppe dem MDR-Magazin Umschau.
In ihrem vorgelegten Angebot will die Borbet-Geschäftsführung die Löhne und Gehälter zwar an das Westniveau anpassen, aber gestreckt über einen Zeitraum von drei Jahren. Danach würden die Beschäftigten in Sachsen erst im Jahr 2027 den gleichen Stundenlohn wie ihre Kollegen in Nordrhein-Westfalen erhalten. Der IG Metall Ostsachsen ist dieser Zeitraum zu lang, wie Krzysztof Iwanowski sagt: "Das Angebot war noch nicht zufriedenstellend. Aber ich denke, wir sind auf dem guten Weg, eine gute Lösung für unsere Kolleginnen und Kollegen von Borbet Sachsen zu erzielen.“
Eine einfache Lösung gibt es nicht! Burkhard Plett, Geschäftsführer der Borbet-Firmengruppe |
Belegschaft für Vorschlag offen
Ob ein Kompromiss am Verhandlungstisch und somit ohne Streik gelingen kann, wird sich beim sächsischen Alu-Felgenhersteller Borbet in Kodersdorf jetzt noch zeigen. Nach einer Tarifkommissionssitzung am Dienstag (1.10.) hat die Belegschaft von Borbet offenbar signalisiert, dass sie einer Anpassung innerhalb von drei Jahren grundsätzlich akzeptieren würde. Welche zusätzlichen Zugeständnisse für die schon lang anstehende Lohnanpassung von den Arbeitnehmern noch gemacht werden müssen, wie beispielsweise eventuelle Extraschichten, wird in den nächsten Tagen noch verhandelt, so die Gewerkschaft. Die Geschäftsführung von Borbet wollte sich derzeit nicht auf MDR-Anfrage zu den Verhandlungen äußern.
MDR (cbr)